YG: Stay Dangerous (Def Jam)
Anlässlich der Veröffentlichung seines Debütalbums im Jahre 2014 wurde der Kalifornier YG dafür gewürdigt, den West Coast Gangsta Rap wiederbelebt zu haben. My Krazy Life bot eine eisigere, weiträumigere Version des in Funk gepackten Sounds, mit dem das Genre in den 90ern seinen vorläufigen Höhepunkt erlebte; es schilderte die langjährige Mitgliedschaft des Rappers bei den Bloods. Was den Inhalt anbelangt, ist YG seither auf dieser Linie geblieben. Stay Dangerous, sein drittes Album, wartet mit einem Track namens „Bomptown Finest“ – eine Anspielung auf seine Wurzeln in Compton (Bloods vermeiden aufgrund ihrer Rivalität mit den Crips den Buchstaben C) – und einem weiteren mit dem Titel „Suu Whoop“ auf, benannt nach einer Phrase, die Bloods benutzen, um miteinander zu kommunizieren. Selbst Songs die weniger direkt mit dem Gang-Leben zu tun haben, tendieren dazu, Anspielungen auf YGs Loyalitäten zu enthalten: auf „Handgun“, einer Feier von demonstrativem Konsum, featuring A$AP Rocky, erwähnt er, dass er immer Rot trägt (“always wearin’ red”) – die Farbe, die mit der Mitgliedschaft bei den Bloods assoziiert wird.
Diese spezifischen Details sorgen dafür, dass sich Stay Dangerous von ähnlichen Werken unterscheidet – generell entfernen sich die Texte nie weit vom grundlegenden Rap-Triumvirat Sex, Geld und Gewalt, und YG geht an diese Themen nicht gerade mit einem großen Maß an Witz oder Kreativität heran.Doch der Rapper macht diese textliche Langeweile mit einem Sound, der verlockend sein kann, zumindest teilweise wett. Sein Flow ist eigentümlich – ein leicht unruhiger gedehnter Sprechgesang, der droht, jeden Moment von der Strecke abzukommen – und wenn er mit seiner Vorliebe für düstere musikalische Begleitung (noir-artige Synthesizer, klimperndes Klavier) gepaart wird, kann er sogar die routinemäßigsten Takte in etwas Verführerisches verwandeln.
Auf diese Fundamente wurden Momente der Wärme geschraubt – „10 Times“, der unheimliche Eröffnungstrack, bricht schließlich in den Klang eines Gospelchors aus, während „Slay“ mit Gaststar Quavo mit einem old-school R&B-Sample im Stil von Kanye beginnt. Aber Scheiben von importiertem Soul sind selten; YG verlässt sich nicht auf Quellen von außen, wenn es um brillante Hooks geht. Auf „Handgun“ wird der zentrale Refrain in einem respektlosen Singsang, irgendwo zwischen einem Bauerntölpel und einer South Park Göre, dargeboten; in „Big Bank“ (featuring Big Sean, Nicki Minaj und 2 Chainz) wird der Titel des Songs immer mehr in einen mitreißenden Gesang verwandelt.
Stay Dangerous mag mit der Absicht gemacht worden sein, den Ernst von YGs Gang-Background unmissverständlich klarzumachen, aber der klügste Schachzug war, die Bedrohlichkeit mit einem Gefühl von überschäumendem Vergnügen zu kombinieren.
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