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24.09.2018

Prince: Piano & a Microphone 1983 (Albumkritik)

 

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Prince: Piano & a Microphone 1983 (Rhino/Warner)

 

 

Mit diesen 1983 auf Tonbandkassette aufgenommenen Demoversionen und musikalischen Schnipseln beginnt die Plünderung von Princes Tresor bisher unveröffentlichter Musik, was ein ziemlich kluger Schachzug ist. Die Aufnahmen mit Klavier und Gesang können nicht wirklich veraltet klingen und erinnern mit ihrem Namen und dem Solo-Klavier-Format an seine letzte Tournee. Natürlich hoffen wir alle, dass irgendwo noch ein letztes klassisches, bisher nicht gehörtes Album schlummert oder zumindest ein neuer Song schlummert und darauf wartet, entdeckt zu werden. Diese kurze, auf das Wesentlichste reduzierte Veröffentlichung dämpft diese Hoffnung ein wenig, doch sie ist ein beeindruckender Beweis für Princes unerschöpfliche Brillanz, denn er springt hier von Song zu Song, improvisiert und die Tonleitern hinauf und hinunter tanzt. Dies ist ein verstohlenes Vergnügen, denn man weiß, dass er nicht die Absicht hatte, uns diese Aufnahmen hören zu lassen,.und nicht wusste, was kurz darauf kommen sollte - ein Zeitraum von fünf Jahren höchster künstlerischer und kommerzieller Erfolge und der kometenhafte Aufstieg zum weltweiten Superstar. Oder hatte er eine Vorahnung? Ist dies das Selbstvertrauen der Vorbestimmung?

 

Prince konnte viele Instrumente auf hohem bis höchstem Niveau spielen, doch während sein phänomenales Talent als Gitarrist auf so gut wie allen Veröffentlichungen zu hören (und derzeit ein deutlich hörbarer Einfluss auf St Vincent und Janelle Monáe) ist, sind seine Fähigkeiten als Pianist, die etwa von Miles Davis gerühmt wurden, einer großen Öffentlichkeit wesentlich weniger bekannt, selbst nach seiner oben erwähnten(leider letzten) Klaviertournee im Jahre 2016. Aber hier ist er bei bester Spiellaune. Gospel, klassische Klänge, Funk und Jazz fließen nach Lust und Laune aus seinen Fingerspitzen, weshalb man das Gefühl hat, er wäre in der Lage gewesen, mit einem Gummiband und einer Schachtel oder einer Gießkanne Chopin zu spielen. Neun Tracks sind eine einzige nicht nachbearbeitete Aufnahme. Er spielt eine prägende Minute von „Purple Rain“, wird auf dem Us-amerikanischen Bürgerkriegsspiritual „Mary Don’t You Weep“ zum Bluesmann und skizziert auf überzeugende Weise das Skelett von „Strange Relationship“ von Sign O’ the Times. „International Lover“ vom 1982 erschienenen 1999 verwandelt sich in eine gesangliche Meisterklasse.. Joni Mitchells „A Case of You“ bietet einen Blick auf eine andere seiner musikalischen Leidenschaften. Das eindringliche, jazzige „Why the Butterflies“ ist grandios, welche Maßstäbe man auch anlegt, aber offensichtlich nicht gut genug für Prince, weshalb es im Archiv verschwand. Diese wunderbaren Aufnahmen erlauben einen faszinierenden Blick auf das entspannte Musizieren und den Arbeitsprozess eines kolossalen Talents, weshalb es schön wäre, sollte noch weiteres unbekanntes Material veröffentlicht werden.

 

 

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