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Amber Arcades: European Heartbreak (Albumkritik)

 

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Amber Arcades: European Heartbreak (Heavenly Recordings)

 

 

Kann es tatsächlich so etwas wie ein Post-Brexit-Album geben, ehe Großbritannien die EU verlassen hat? European Heartbreak ist elegisch und schwermütig, während es den Zustand des Kontinents und der Union genauer betrachtet. Der Song „Goodnight Europe“ befasst sich soga mit dem Aufstieg des Populismus und der rechten Parteien in vielen europäischen Ländern. Niemand wird von Schuld freigesprochen, auch die Sängerin selbst nicht. “Europe, it’s not you, I’m starting to think it’s me“, singt Annelotte de Graaf, auch bekannt als Amber Arcades. “My left ideals, and my university degree.” Auf „Alpine Town“ wird ein gewisser entwurzelter, entfremdeter Ennui spürbar, während sie den Kontinent durchstreift: “I’m just another tourist, folks, with nowhere else to be.”

 

Die in Utrecht geborene De Graaf ist ihr Thema ein höchst emotionales Anliegen. Sie arbeitete als Assistentin für Kriegsverbrechertribunale der UNO, sie überprüfte eine Zeitlang die Angaben von Personen, die in den Niederlanden Asyl erhalten haben und ihre Familien nachholen wollen, und sie ist weitgereist. Songs, die in Los Angeles und Richmond aufgenommen wurden, erzählen von Erlebnissen in Berlin, Spanien und Frankreich. Ihre Musik, die erstmals auf ihrem 2016 erschienenen Debütalbum Fading Lines zu hören war, zeichnet sich durch eine passend kontinentale Raffinesse aus, wobei der wehmütige Vortrag, das Klimpern der Gitarren, die Streicher und die warm „furzenden“ Bläser Bilder von Pariser Bars und sich windenden Landstraßen im Sommer heraufbeschwören. „Oh My Love (What Have We Done)“ ist großartig mit seinem Händeklatschen und seinem erhebenden Refrain (mit einer unerwarteten Anspielung auf Nenas Riesenhit „99 Red Balloons“). „I’ve Done the Best“ mit seinem Klavier ist europäische Country-Musik. Mit Einflüssen wie Lindi Ortega und frühen Saint Etienne ist dieser luftige, verträumte Pop über weite Strecken eher persönlich als politisch.

 

In de wunderschönen „Antoine“ sinnt De Graaf über einen leidenschaftliche Affäre nach (“Was it something more than just a rush of blood?”), während „Simple Song“ aussichtslose Träume bereut. Andere Songs widmen sich früheren Liebhabern, abwesenden Freunden, Enttäuschungen, Melancholie, Hoffnung und schließlich Erneuerung. Trennungen – persönlich und kontinental – sind nie weit entfernt, doch European Heartbreak verfügt über einen entzückenden, menschlichen Optimismus und hinterlässt eine wohlige Wärme und ein Gefühl, dass alles, wie unangenehm es auch sein mag, früher oder später vorübergeht.

 

 

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