David Crosby: Here If You Listen (Albumkritik)

 

 

David Crosby: Here If You Listen (BMG)

 

 

Der berühmte Mitbegründer der Byrds und der Supergroup Crosby, Stills, Nash and Young f erfreut uns nun mit seinem siebenten Soloalbum, seinem vierten in nur vier Jahren. Seine Tourneen mit wesentlich jüngeren Musikern – Becca Stevens, Michelle Willis, Michael League und Bill Laurance sind hier zu hören – scheinen Crosbys Muse zu Überstunden angespornt zu haben. Es hat den Anschein, als fühle er sich in seiner musikalischen Haut so wohl wie kaum zuvor in seiner langen Karriere.

 

Das neueste Album wartet erneut mit den für ihn typischen ungewöhnlichen Stimmungen und traumhaften Harmonien auf, aber es ist durch und durch ein Bandwerk. Die Stimmen der klingen gemeinsam wunderschön. Auf Neuaufnahmen von „1967“ und „1974“ bauen die jungen Musiker auf Crosbys Deomoversionen aus diesen Jahren auf, wobei ersteres auf die Schießerei an der Parkland High School Bezug nimmt, während Crosby den Hippy-Traum mit der Gegenwart vergleicht. „Vagrant of Venice“ zeichnet ein aufrüttelndes Bild, das auf Crosbys Vision der italienischen Stadt angesichts der Folgen des Klimawandels basiert. „Other Half Rule“ wirft einen verzagten Blick auf die schießwütige Welt von “blind men”, “Rocket man” und “little hands” und ruft dazu auf, Frauen die Geschicke des Planeten lenken zu lassen.

 

Willis’ Song „Janet“ ist eine wunderbar beobachtete Geschichte einer Frau, die ihren Mann an eine andere verlor und unter dieser Trennung leidet, ehe eine exzellente Interpretation von Joni Mitchells „Woodstock“ andeutet, wie die Welt hätte sein können und vielleicht noch immer sein könnte. “I’ve been thinking about dying, and how to do it well“, singt Crosby in dem entzückenden „Your Own Ride“, aber mit 77 Jahren schreibt er allem Anschein nach schon Songs fürs nächste Album.