Karine Polwart: Laws of Motion (Hudson)
Mit ihrem 2017 erschienenen, vielschichtigen gefeierten Album A Pocket of Wind Resistance hat sich die schottische Sängerin selbst die Latte sehr hoch gelegt, denn es ist schwer, diese Qualität noch einmal zu erreichen oder gar zu übertreffen. Es ist die Begleitung zu einem Theaterstück (nun ein Buch), es ist zum Teil Autobiographie, zum Teil Öko-Medidation, zum Teil Liederbuch und zum Teil gesprochener Text. Für Laws of Motion ließ sie sich von wesentlich unterschiedlicheren Dingen inspirieren. Die Moore von Midlothian glucksen und brüten noch immer, die Nebel der Nordsee wabern nach wie vor, aber „Suitcase“ handelt von Kindern, die aus den von den Nazis beherrschten Teilen Europas auf die britischen Inseln kamen, während sich Matsuos „Welcome to Muckhart“ um einen japanischen Gärtner dreht, der nach Schottland kam, nachdem er bei einem Erdbeben im Jahre 1923 seine gesamte Familie verloren hatte. Dann ist da ihre Einschätzung von Donald Trump, die vom Geist von Lewis gesprochen wird, dem Geburtsort seiner Mutter, der ein gerechtes Rteil über seinen “lost boy” fällt, der “stacked hopes into a pyre”.
Mitgefühl ist der Faden, der sich durch diese Songs zieht; der Titeltrack befasst sich mit Migration und wurde von Polwart zusammen mit Laus Martin Green geschrieben, während Sydney Carters Antikriegslied „The Crow on the Cradle“ leider wieder sehr zeitgemäß ist. Polwarts klarer, glockenheller Gesang hat etwas von der Leichtigkeit eines Erzählers und ihr Bruder Steven (Gitarre) und Inge Thomson (Akkordeon und weitere Instrumente) sorgen für die passende Atmosphäre. Die Rückkehr zum Atomkrieg, dem Schrecken ihrer Kindheit (“Protect and Survive”), ist vielleicht ein Versuch, Kämpfe aus vergangener Zeit neu auszufechten, oder eine Vorahnung dessen, was uns in einigen Jahren erwarten könnte, wenn gewisse Leute einen Vertrag nach dem anderen aufkündigen. Ein nahezu makelloses Werk.
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