Lil Wayne: Tha Carter V (Young Money)
Das man sehnlichsten erwartete Hip-Hop-Album des Herbstes – Kanye Wests Yandhi -, erschien nicht zum ursprünglich geplanten Zeitpunkt. Dafür erschien allerdings endlich ein anderes Werk, auf das lange gewartet worden war: Lil Waynes Tha Carter V (es war für 2013 angekündigt). Es gibt eine Reihe von Gründen für diese mehrjährige Verzögerung: Streit mit dem Label, Klagen, Gegenklagen, aber auch der mittlerweile in Ungnade gefallene und zu einer Haftstrafe verurteilte Martin Shkreli und der Aufstieg zahlreicher Rapper, die das Präfix „Lil“ verwenden, spielten eine Rolle. Noch dazu imitieren viele dieser „Lil“-Rapper auf die eine oder andere Weise (Gesichtstätowierungen, undeutliche Aussprache) das berühmte Idol aus New Orleans.
Es ist ein Beweis dafür, wie viel Zeit seit Beginn der aufnahmen für dieses Album vergangen ist, dass „Dedicate“ - ein selbstbewusster Vamp – den damaligen Präsidenten Obama sampelt, der Lil Wayne als Beispiel für Menschen nannte, die ohne große Bildung, aber mit viel Ehrgeiz und Glück sehr bekannt wurden, weshalb sie nicht unbedingt als Vorbild dienen sollten. Als Gaststar ist Nicki Minaj, ein Protegé von Wayne, zu hören; es ist unklar, warum Drake, der andere große Star, den er förderte, hier nicht dabei ist.
Wayne war in den letzten Jahren nicht gerade stumm – es gab mehrere Mixtapes -. aber diese melancholische Veröffentlichung bestätigt sowohl sein Talent als auch dessen Hinschwinden. Lil Wayne kann noch immer mit schwindelerregender Gewandtheit Takte und ganze Strophen rappen, aber er scheint das Gespür fürs richtige Maß und die Fähigkeit, die eigenen Werke kritisch zu betrachten, verloren zu haben; hier sind großartige Beats („Uproar“) ebenso zu hören wie dürftige („Took His Time“). „Mona Lisa“ isst eine Noir-Geschichte, in der Wayne sich mit Kendrick Lamar misst und und nicht hinter diesem zurücksteht. Es ist nicht so, dass C5 zu wenig und zu spät wäre, sondern es ist vielmehr so, dass der Generationenwechsel bereits vor einiger Zeit erfolgte.
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