Nile Rodgers & Chic: It’s About Time (EMI)
Es ist kaum möglich, Nile Rodgers' Einfluss auf die Entwicklung der modernen Tanzmusik zu überschätzen. Von Chics herrlicher Phase Ende der 1970er bis hin zu seiner Schlüsselrolle bei Daft Punks allgegenwärtigem Hit „Get Lucky“ aus dem Jahr 2013 – von seiner Produktionsarbeit, die die Karrieren von Bowie, Madonna und Diana Ross massiv beeinflusste, möchte ich gar nicht erst lange reden -, war und ist er immer an vorderster Front, wenn es darum geht, viele Menschen mit eingängigen Melodien genialen Rhythmen auf die Tanzflächen zu bringen. It’s About Time ist das erste Chic Album seit 26 Jahren – und das erste seit dem Tod von Rodgers' kongenialem Gegenpart Bernard Edwards – und eine über weite Strecken meisterhafte Sammlung von schonungslos fröhlichen Songs, die jeden Dancefloor füllen werden auch wenn die Songtitel - „Boogie All Night“, „Dance With Me“, „Do You Wanna Party?“ – gelegentlich schon Selbstparodie sind.
Angesichts Rodgers’ kultureller Bedeutung ist es nicht überraschend, dass zahlreiche große Stars hier als Gäste zu hören sind, aber es ist Stefflon Don, die mit ihrem Gastauftritt am meisten überzeugt, denn ihr aggressiverer Stil ist die ideale Ergänzung zur Glätte von Craig David auf „Sober“. Ebenso beeindruckend ist die umwerfende Jazz-Funk-Instrumentalnummer „State of Mine“, die Rodgers wieder mit dem Keyboard-Virtuosen Philippe Saisse zusammenbringt, seinem gelegentlichen Mitstreiter in Outloud.
Es sind auf diesem Album nur zwei musikalische Fehltritte zu finden: trotz ein wenig Freestyle-Geschrei kann Lady Gaga nichts Wertvolles zum 2015 eingespielten Remake des Hits „I Want Your Love“ aus dem Jahre 1979 hinzufügen, was wohl kein Wunder ist, da dieser Song mit ziemlicher Sicherheit Chics großartigster Moment ist. Die übertriebene Ballade „Queen“, inspiriert von Diana Ross, wiederum versinkt trotz der unbestreitbaren Talente von Emeli Sandé und Elton John im Kitsch. Ansonsten ist dies eine der besten Einladungen zum Tanzen des Jahres.
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