Phosphorescent: C'est La Vie (Dead Oceans)
Die ersten Worte, die Matthew Houck auf Phosphorescents siebentem Album singt, lauten“I rode all night”, begleitet von einer Akkordfolge, die vom triumphalen Saxophon-Höhepunkt von „Thunder Roard“ ausgeborgt wurde. Müssen wir uns auf Bossdom zu den besten Zeiten gefasst machen? Nein, denn die Akkorde von „C’est La Vie No 2“ werden von Keyboards und akustischer Gitarre gespielt und es gibt keine triumphalen Momente. Es ist eine von mehreren Stellen auf C’est La Vie, die einen an einen anderen Künstler denken lassen, der unter einem Bandnamen auftritt und den Heartland Rock durch einen psychedelisch angehauchten Indie-Filter jagt: Adam Granduciel. „Around the Horn“ – acht Minuten melodische Motorik und mit starken erhebenden Momenten – ist noch War on Drugs-artiger, aber es wäre falsch, anzunehmen, Houck würde in irgendjemandes Windschatten folgen.
Während das 2013 erschienene Muchacho, mit dem er den Durchbruch schaffte, in einer Periode der Unruhe und der Unzufriedenheit entstand, ist C’est La Vie dem Umstand zu verdanken, dass er sich häuslich niedergelassen hat und zur Ruhe gekommen ist, wofür der Umzug von Brooklyn nach Nashville hauptverantwortlich sein dürfte (doch paradoxerweise hat die Pedal Steel Gitarre, die auf dem letzten Album so prominent vertreten war, die Übersiedlung in die Heimatstadt der Country-Musik kaum überlebt). Die Zufriedenheit ist offensichtlich: Houck singt in „My Beautiful Boy“ über die Elternschaft, doch zum Glück nicht übertrieben rührselig, und das ganze Album wirkt wie ein Wiederfinden des Gleichgewichts.
Was C’est La Vie über ähnliche Werke erhebt, ist Houcks vollkommene Beherrschung seines Materials: hier findet sich kein Moment, der zaghaft oder unsicher klingt. Es ist, als würde man einem dieser Matches zusehen, in denen einem großen Fußballer jeder Trick und jeder Pass gelingt. Noch mehr als auf Muchacho klingt er hier wie ein Mann, der alles meistern kann, was er sich in den Kopf setzt. Zugegeben, die Palette, mit der er arbeitet, bleibt stets innerhalb der kariert gekleideten Parameter einer bestimmten Art von US-amerikanischem Alternative Rock, weshalb man gut beraten ist, von C’est La Vie keine abenteuerlichen Experimente oder Grenzüberschreitungen zu erwarten. Die Überraschungen, die geboten werden, sind sanft, aber köstlich: „New Birth in New England“ klingt wie ein wundersamer Song von Paul Simon, den dieser aus unerfindlichen Gründen nie aufnahm. C’est La Vie ist ein Album, in dessen Klang man baden kann.
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