Pistol Annies: Interstate Gospel (RCA Nashville)
„We sing a lot about unhappiness and that makes us very happy!”sagte Miranda Lambert während Pistol Annies’ überraschender Comeback-Show. Die Country-Supergruppe, die sie 2011 mit Ashley Monroe und Angaleena Presley gründete, war allem Anschein nach vom Leben berauscht, als sie ihr drittes Album schrieb, eine sinnliche und intelligente Untersuchung weiblicher Niedergeschlagenheit. Die Texte mögen wirken, als entstammten sie einem Cartoon: die kaltherzige „Cheyenne“ “lives for the nightlife and trashy tattoos”, und die verschmähte Ex von „When I Was His Wife“ erinnert sich daran, wie sie “blinded by diamonds and driven by lust” war. Tatsächlich ist nur „Got My Name Changed Back“ fröhlich und eine richtige Tollerei, und der Song gewinnt besondere Bissigkeit, indem er auf Lamberts Scheidung von Blake Shelton Bezug nimmt (ein US-Klatschmagazin-Fixgröße, die mit der forensischen Hysterie einer geschiedenen königlichen Ehe behandelt wurde).
Die Annies bewundern die freche Cheyenne und betrachten die neue Ehefrau ihres Ex mit Wehmut, während sie aus der Perspektive von Frauen singen, die von aller Hoffnung verlassen sind, sich aber ihr Mitgefühl bewahrt haben. „Milkman“s ältere Mutter ist verklemmt und zickig, aber der verzagte Ton und die akustische Intimität des Songs skizzieren die Beschränktheit ihres Lebens sehr gut. Die Mariachi-Bläser auf „Leavers Lullaby“ akzentuieren das traurige Schicksal einer Frau “paying what it cost to feel so free”. „Commissary“ bricht in eine psychedelische Träumerei aus, als sich eine andere Mutter weigert, das Gefängniskonto ihres Kindes aufzufüllen: während sie ihre Position der liebevollen Strenge (tough love) wiederholt, hallen die Worte düster und verdeutlichen so ihre Schuld. Es finden sich hier so wenig helle, fröhliche Momente, dass man über das freche „Sugar Daddy“ hinwegsehen kann – außerdem wirken ihre Aufrufe, zu“saddle up and ride”, grundehrlich, was noch mehr verdeutlicht, dass sie und die geschilderten Frauen keine Zeit zu vergeuden haben.
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