Kali Uchis: Isolation (Virgin)
Wie es heutzutage für aufstrebende Popstars bereits Routine ist, machte sich Kali Uchis einen Namen, indem sie auf Tracks berühmterer Künstler – zum Beispiel Major Lazer, Tyler, the Creator und Snoop Dogg – sang. Aber ihr Debütalbum – eine Sammlung von Songs, die um eine fast schon satirische Gegenüberstellung von zuckersüßem Sound und düsterer Thematik kreist – deutet darauf hin, dass die kolumbianisch-US-amerikanische Musikerin über die Vision verfügt, sich als ebenso unverwechselbare und erfolgreiche Weise zu etablieren, wie es ihren frühen Förderern gelungen ist.
Isolation ist ein Ort, an dem Kopf-in-den-Wolken-Phantasie auf kalte, brutale Realität trifft – glückselige Traumsequenzen machen verstörenden Geschichten von Ausbeutung Platz, allesamt begleitet von üppigem, leicht verschlafenem Retro-R&B, gelegentlich gewürzt mit dem hypnotischen Schwanken von Reggaeton. Auf „Feel Like a Fool“ macht Uchis ihrem Ärger über einen betrügerischen Freund Luft, was einen wunderbaren Kontrast zu dem honigsüßen Sound der Girl Groups der 60er darstellt, der als Begleitung dient; „Tomorrow“s samtweiche Produktion federt eine Story über eine junge Frau ab, die von ihrem Vater zur Prostitution gezwungen wird, während „In My Dreams“ mit Hilfe von schrulligem Falsett und einer blechernen Synthesizer-Linie die Freuden der Selbsttäuschung auslotet. Es ist eine Dichotomie, die sich in der Erschaffung dieses Albums widerspiegelt – ein Prozess, der sowohl wildeste Träume (Aufnahmen mit Ikonen wie Bootsy Collins) als auch wahre Alpträume (Uchis begann mit dem Schreiben der Songs, als sie in ihrem Auto lebte) umfasst.
In Uchis’ Persona finden sich Echos von Lana Del Reys verzweifelter Romantik und Erznostalgie sowie von Amy Winehouses gebieterischem Old-School-Soul. Es ist beeindruckend, dass die 24.jährige Künstlerin nie wie eine verwässerte Imitation ihrer musikalischen Vorgängerinnen erscheint. Isolation ist ein Album, das reich, selbstsicher und sehr persönlich erscheint – und eines, das sicherstellen sollte, dass Uchis nie mehr die zweite Geige spielen muss.
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