Sidney Gish: No Dogs Allowed (Eigenveröffentlichung)
No Dogs Allowed erschien zwar schon am 31. Dezember 2017 – diesen Veröffentlichungstermin wählte die 21.jährige Sidney Gish, die in Boston studiert, wie sie selbst sagte, “mainly due to panic”. Sie hat immer die Absicht, Alben über den Sommer aufzunehmen und im Herbst zu veröffentlichen, aber als typische Studentin ist sie dann auch über Weihnachten im Studio und bringt gleich danach heraus, was eben fertig wurde. Das ist allerdings nicht zu bemerken - noch dazu kritisiert No Dogs Allowed auf fantastische und unterhaltsame Weise die Mischung aus zwangloser Selbstsabotage und unbeholfenen Versuchen der Selbstverwirklichung, die für so viele Menschen in ihrne 20ern charakteristisch ist.
Genau wie Jens Lekman und Jonathan Richman ist auch Gish beißend witzig, wobei ihre düster niedlichen Reimschemata ihrem leiblichen Indie-Pop eine verbitterte Note verleihen. Die erste Strophe von „Mouth Log“ fast die Selbstsucht einer Generation perfekt zusammen: “Just like a hate-watched series / I catalogue life dearly / Dreary how-tos on half-assed self-abuse.” Sie schreibt darüber, dass sie sich selbst vormacht, sie würde das Nutzlose beiseite lassen und erwachsen werden, aber auch darüber, wie eine Ratte, die einen schief ansieht, das eigene (vorgetäuschte) Selbstvertrauen untergraben kann.
Gish ist eine One-Woman-Band und spezialisiert sich auf Singsang-Beharrlichkeit und sparsamen Einsatz von Momenten voller Flair: die aufsteigende Gitarre, die „I’m Filled With Steak“ beendet, und „Cannot Dance“, das an einen polyphonen Glam-Rock-Klingelton erinnert. „Sin Triangle“ verbindet Ersatz-Exotica mit einem Refrain, der die fröhliche Schwärmerei zum Platzen bringt: “Two-faced bitches never lie / And therefore I never lie.” Sie mag sich mit bissigem Humor über ihre eigenen Schwächen lustig machen, aber sie nährt auch Sympathie für sich selbst: “I’ve called Persephone by the name purse-a-phone“, singt sie in „Persephone“ und lernt, ihre Schwächen zu akzeptieren: “I’ll mispronounce and mis-accent for eternity.” Es erscheint gefühllos, einer so charmanten Songwriterin Stress zu wünschen, aber es bleibt zu hoffen, dass wir uns in wenigen Tagen an ihrer nächsten panischen Veröffentlichung erfreuen können.
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