XXXTentacion: Skins (Empire)
Die kreative Karriere von Jahseh Onfroy war kurz, aber durchaus fruchtbar und endete, was aufgrund seines von Gewalt geprägten Lebens nur wenige überrascht haben dürfte, im Juni 2018 mit einer Ermordung. Keine Besprechung dieses posthumen Albums – XXXTentacions zweite Veröffentlichung in diesem Jahr – kann über die lange Liste von Anzeigen gegen den Rapper wegen verschiedener Gewalttaten (gefährliche Körperverletzung seiner schwangeren Ex-Freundin, um nur eine zu nennen) hinwegsehen. Die New York Times eutet an, dass dieses Album aufgrund der „toxicity“ des Künstlers unabhängig veröffentlicht wird.
XXX traf jedenfalls den Nerv der Zeit, denn er ist einer der am häufigsten gestreamten Künstler des Jahres 2018. Skins ist moralisch fast ebenso bedenklich wie XXXs vorherige Werke, denn dem Schmerz des Rappers wird Vorrang vor allem anderen eingeräumt und er dient bisweilen sogar als Rechtfertigung für Untaten, aber es stellt auch einmal mehr unter Beweis, dass er zurecht den Ruf hatte, ein Genregrenzen sprengender Künstler zu sein, der es versteht, dem Zeitgeist immer einen Hauch voraus zu sein. Skins ist kurz, aber ereignisreich: voller Punk-Metal-Exkurse („Staring at the Sky“) und unerwarteter Musikalität, die etwa in der unerwartet fröhlichen Gitarrennummer „What Are You So Afraid Of“ deutlich wird. Ungefähr in der Mitte dieses Albums taucht Kanye West für einen Gastauftritt auf, der vor allem ablenkend ist, und das düstere „Train Food“ thematisiert, wie XXX dem Tod gegenübertritt.
XXXs Reiz lag nicht so sehr in seinen oft erschütternden, mitunter regelrecht grauenvollen Versen, sondern vor allem in der neuen Richtung, in die er den Hip-Hop führte und in der Kürze seiner Werke, die fürs Streaming perfekt geeignet sind. Hier findet sich nichts, das akustisch annähernd so fesselnd wäre wie „Moonlight“ von XXXs ? LP, aber er drückte dem zu Ende gehenden Jahr eindrucksvoll seinen Stempel auf.
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