Das sechste Album der Rocker aus Sheffield macht einen dramatischen stilistischen Sprung. Amo ist nicht so bescheuert wie Spinal Taps Parodie Jazz Odyssey, doch die Mischung aus Rock, Balladen und elektronischen Klängen ist von BMtHs Deathcore-Anfängen meilenweit entfernt. Das Ganze erinnert ein wenig an Linkin Parks elektronische Neuorientierung mit A Thousand Suns, denn es gibt ruhige Klavierabschnitte, piepsende Synthesizer, Electro-Raps und sogar etwas, das wie ein Kinderchor klingt.
Nachdem Sie das 2015 erschienene That’s the Spirit, das in Großbritannien immerhin Platin-Status erreichte, mit Songs vollpackte, die Frontmann Oli Sykes als “bangers” bezeichnete, ist das neue Album, das nun mit Verzögerung erscheint, eines, das die Band für sich selbst machte, was den Verantwortlichen bei ihrer Plattenfirma manch schlaflose Nacht bereitet haben dürfte. Die ersten drei Singles des neuen Werks schrammten an den Top 40 vorbei, was zugegebenermaßen für die Männer aus Yorkshire nicht ungewöhnlich ist, auch wenn man ihre Musik nicht als unkommerziell bezeichnen kann.
„Mantra“, der „schwerste“ Track auf diesem Album, mischt die für BMtH typischen Riffs mit chorartigen Keyboards, die an New Orders „Blue Monday“ erinnern. Das hymnisch sarkastische „Wonderful Life“ – Sykes schreit darin “I’m getting high on a Saturday night … Nobody cares if I’m dead or alive” – vermag jemanden, der erschöpft oder zugedröhnt in einem schicken Hotel in L.A. hockt, ebenso anzusprechen wie eine verlorene Seele in Rotherham.
Allem Anschein nach wurden diese Songs kurz nach Sykes’ Scheidung geschrieben, und ihre Themen – existenzielle Desillusionierung, Fehlen eines klaren Lebenszwecks, Depression, und so weiter – sind sicherlich universell. „Nihilist Blues“, auf dem Grimes zu hören ist, thematisiert überzeugend die Angst vor dem Altern, während das (schluck) klassisch orchestrierte „I Don’t Know What to Say“ - über den Krebstod eines Freundes - unleugbar bewegend ist.
Doch Songs wie „Medicine“, „Mother Tongue“ und „In the Dark“ sind nichtssagender und ziemlich kraftloser Pop und dürften viele Fans verärgern. Andere Tracks kommen inmitten von zu sehr bearbeitetem Gesang und ungewohnten Stilen vom Kurs ab, wobei das Drum’n’Bass-lastige „Ouch“ ein besonderer Tiefpunkt ist. Gepriesen sei deshalb „Heavy Metal“, das das nicht ist, sondern ein Vergnügen von einem Groove, in dem Sykes emotionalen Verlust (“You don’t love me any more”) anspricht und mit trotziger Chuzpe möglichen Kritikern den Wind aus den Segeln nimmt: “It ain’t heavy metal, but that’s alright.”
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