Die Karrieren älterer Bands lassen sich leichter mit Hilfe eines Auszeit/Wiedervereinigungszyklus verlängern als durch regelmäßiges Veröffentlichen neuen Materials und Touren.Deshalb sorgte Juliana Hatfields 17. Soloalbum - ihr 25., wenn man ihre Alben mit anderen Gruppen mitzählt – nicht für Schlagzeilen, während die Comebacks von Sleater-Kinney und Bikini Kill, die genau wie sie zu den Größen des feministischen Rock der 90er zählen, für starkes Rauschen im Blätterwald sorgten. Hatfields musikalischer Output ist uneinheitlich, aber 32 Jahre nach ihrem Debüt mit der brillanten Indie-Pop-Band Blake Babies ist Hatfield noch weit davon entfernt, sich mit dem Erreichten zufriedenzugeben, und verpasst ihren ironischen Alt-Rock-Geschichten immer wieder einen neuen glänzenden Anstrich.
Für das 2017 erschienene Pussycat schrieb Hatfield fesselnd schreckliche Songs über Donald Trump, zu denen etwa anschaulich geschildert wird, wie er Sex hat, und verlangt wird, dass man Kellyanne Conways Gesicht wegschmilzt. Weird richtet den Blick nach innen und schildert die andauernde Unbeholfenheit der mittlerweile 51-jährigen Künstlerin mit einer bescheidenen Offenheit – vorgetragen mit ihrer für immer jungen Stimme -, die den Vergleich mit jugendlichen Nachfolgern wie Snail Mail und Soccer Mommy nicht zu scheuen braucht. Ihre Frisur sitzt nicht richtig; ihr Shirt ist fleckig. „Everything’s for Sale“ ist so etwas wie die Einkaufsliste der Gesellschaft (“altered DNA, self-cleaning ovens”), begleitet von einer sturen, abgehackten Gitarre, die Hatfields Weigerung, sich untreu zu werden, andeutet.
Aber es ist nie Selbstmitleid. Das verzerrte „All Right, Yeah“ scheint die selbsternannte Coolness der Gen-X-Attitüde (einer ihrer Songs ist auf dem Reality Bites Soundtrack zu finden) zu verspotten und Hatfield scheint damit zufrieden zu sein, zu “ride on the spaceship in my mind”, wie sie auf dem sanften „Lost Ship“ singt. Schließlich hat Selbstständigkeit sie so weit gebracht. “Just a set of headphones and a girl, that’s all there is to it“, singt sie auf dem überschwänglichen „Do It to Music“.
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