Das dritte Album der in LA beheimateten Band Cherry Glazerr hätte beinahe den Titel Hairy People Trying Not to Die bekommen. Es wäre schön gewesen, wäre es bei ihm geblieben, denn so hätte dieses Album, das sich förmlich im Elend und der selbst auferlegten Isolation suhlt, wenigstens einen Anflug von Unbeschwertheit geboten. Die Gefühle, über die Songwriterin und Frontfrau Clementine Creevy auf Stuffed & Ready schreibt sind ungeschönt intensiv, tief empfunden und nichts, was man irgendjemandem wünschen würde, denn sie schildert ihre anti-sozialen Neigungen („Self Explained“), angeborene Zerrissenheit und Armut („Ohio“) und die Widerwärtigkeit des Lebens inmitten von „toxic masculinitiy“ („Wasted Nun“). Der Garage-Elan von Apocalipstick, dem vorherigen Album der Band, verschwindet zugunsten von düsterem Alt-Rock und verregnetem Grunge – ganz hallender Bass und matschige Gitarre -, die unweigerlich in gewaltige, wilde Refrains übergehen. Die Wirkung ist klaustrophobisch, was zu Creevys Thema von Isolation und Ausgeliefertsein passt, aber über 10 unglaublich ähnlich klingende Tracks hinweg schwer zu ertragen.
Ein paar bemerkenswerte Refrains ragen heraus: “Don’t be my man”, warnt Creevy in durchdringenden Tönen in „Daddi“, einem Song, der auf dominante Männer wie Trump losgeht und mit beeindruckend gruseligen Textzeilen aufwartet. Der gespenstische Pop von „Self Explained“ ist ein wenig von französischem Yé-Yé inspiriert, und Creevys markerschütternder Schrei am Ende von „Stupid Fish“ ist ein willkommener aufrüttelnder Moment – zwei kleine Abweichungen vom schmeichlerischen Gesang und dem ansonsten entschiedenen Galgenvogel-Ton. Auf „Juicy Socks“ findet sie Distanz von ihrer Situation und singt: “I’m so lucky I can swim when the others cannot breathe”, doch die Musik könnte ein ähnliches Gefühl für Perspektive vertragen – mehr Fröhlichkeit oder Dynamik würden die düsteren Teile wesentlich wirkungsvoller machen.
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