Was auch immer der Grund gewesen sein mag – Geld, Erwartungsdruck, die Liste ist beliebig fortsetzbar - , die letzte Wiedervereinigung der Stone Rosesbrachte kein Album hervor. Deshalb nahm Ian Brown die Sache in die eigenen Hände – buchstäblich. Auf Ripples, seiner siebenten Soloveröffentlichung, spielt der einstige Sänger der Roses viele der Instrumente selbst – mit Unterstützung seiner beiden Söhne. Daneben fungierte er auch als Produzent und führte bei den Videos Regie. Im Video für „First World Problems“ fährt er auf einem Chopper-Fahrrad einen Kanal in Manchester entlang und spult ein Gitarrensolo ab. Dieser Song braucht sich vor späteren Werken von Allzeitgrößen nicht zu verstecken. Ja, die Akkorde erinnern an „Sympathy for the Devil“ von den Roling Stones, aber Fans, die sich nach einem lässigen Song aus dem Roses-Umfeld und Lebensratschlägen von King Monkey sehnen, werden hier nicht enttäuscht. Und es spricht im Grunde nichts dagegen, auf verlässliche Einflüsse zurückzugreifen: hier werden Melodien in der Art der Beatles und Hollies, Gitarren-Ausschmückungen im Stil von Jimi Hendrix und Grooves auf der Basis von Reggae und Funk geboten.
Das schwermütige „Breathe and „Breathe Easy“ – nur mit Gesang und akustischer Gitarre vorgetragen – könnte ein entfernter Verwandter von Stone Roses' „Your Star Will Shine“ sein.
Brown singt verträumt von “the everness of now” und im ähnlich schemenhaften „The Dream and the Dreamer“ preist er den Musiker-als-Außenseiter.
Wenn „It’s Raining Diamonds“ einen Traum von Palmen und, nun ja, Pelikanen beschreibt, gibt es daneben auch kurze, aber bedeutende Einblicke in Browns politische Überzeugungen. Er singt über “brainwashed sheep” und verwandelt Mikey Dreads „Break Down the Walls“ (“… that separate us”) in eine grandiose Hymne für unsere schweren Zeiten.
Die Wahl von Barrington Levys „Black Roses“ (hier als Rocknummer dargeboten, aber leider eher langweilig) erscheint bedeutsam, aber wahrscheinlich aufschlussreicher sind die Zeilen in „From Chaos to Harmony“, wo Brown fragt: “Why do Roses all turn to stone? Too much poison …”. Zum Abschluss meint er: “I’m still here, singing my song.” Über das gesamte Album hinweg ist sein oft kritisierter Gesang perfekt und wie Balsam. Ripples ist kein Comeback, das alles niederreißt, aber es ist ein betörendes, oft schönes Album, das ruhig, aber zielstrebig seine Rückkehr in den Ring ankündigt, wie immer zu seinen eigenen Bedingungen.
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