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Chai: Punk (Albumkritik)



Chai Japanese punk quartet


Chai: Punk (Heavenly)



„Empowerment“ ist mittlerweile zu einem fast schon zynischen Konzept verkommen, das vor allem dazu eingesetzt wird, Frauen die Dinge zu verkaufen, die ihre Unsicherheiten aufrechterhalten oder gar noch verstärken, statt ihnen das Gefühl zu vermitteln, alles erreichen zu können, was sie wollen. Doch auf ihrem zweiten Album reklamiert das japanische Quartett Chai die Idee wieder für sich und tadelt alle Industrien, die sie für sich vereinnahmten, um Haarpflegeprodukte und „kawaii“ (niedliche) Schönheitsstandards zu verkaufen. Man könnte Chai in etwa als „Go-Go's, die in einer riesigen Spielhalle voller Videospielautomaten spielen“ beschreiben: ihre Waffen sind aggressiver Optimismus, kräftige Bässe, durchgeknallte Energie und einladender Gruppengesang, der alle, die so wie sie empfinden, dazu auffordert, ein “family member” zu werden oder sich ihnen auf einem “curly adventure” anzuschließen, um zwei der reizenden englischen Phrasen zu zitieren, die einen aus ihren überwiegend japanischen Texten geradezu anspringen.

Punk ist der Nachfolger ihres 2017 erschienenen Albums Pink und opfert einiges von dem überzeugenden Chaos dieses Werks. Hier verstärken Chai – wie Phoenix circa zur Zeit von Bankrupt! - die Dichte ihres Sound, indem sie Synthesizer hinzufügen, die wie Staubsauger lärmen („Choose Go!“) oder wie schadhafte Steigleitungen knistern („Feel the Beat“). Gelegentlich ist das zu viel: das Mantra „This Is Chai“ wiederholt eine gesampelte Bläser-Fanfare bis zum Delirium und klingt wie psychotische Zirkusmusik. Doch über weite Strecken ist ihre Kombination von Wucht und flinker Seltsamkeit ein anregendes Vergnügen, etwa die Art und Weise, wie sich in „Wintime“, das mit Glockenläuten endet, nach und nach Bitterkeit in Manas (die Künstlerinnen geben keine Nachnamen an) Gesang einschleicht, oder die sich aufblähenden Synthesizer und die entschlossene Lieblichkeit von „Future“, dem letzten Song des Albums. “Nothing is stopping me!” schreien sie. Eine fröhliche Revolution.



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