Kathryn Tickell and the Darkening:
Hollowbone (Resilient)
Niemand hat die Landschaft und die Traditionen von Northumbria ergreifender beschworen als
Kathryn Tickell; sie ist eine Meisterin im Spiel der Northumbrian Pipes, einer Dudelsack-Variante, für deren Erhalt und Verbreitung sie sich leidenschaftlich engagiert, und kennt die Songs und Mythologie des Nordostens in- und auswendig. Obwohl sie seit ihrem 1984 erschienenen Debüt ein Dutzend Alben veröffentlicht hat, findet sie immer wieder neue Inspirationen und Ausdrucksmöglichkeiten, so auch auf
Hollowbone, auf dem sie Pipes und Geigen mit Mandoline, Synthesizer und Akkordeon kombiniert und sich mehr auf den Gesang und Songs konzentriert. Es ist ein cleveres, gestaltwandlerisches Album, dessen Fundament fünf außergewöhnliche Musiker sind, aber Tickell und ihre Mitstreiter scheuen nicht vor A-cappella-Passagen und Ambient-Atmosphäre zurück.
Der Tradition entstammen Instrumentalnummern wie
„Morpeth“ und
„Cockle Bridge“, die perfekt mit
„Old Stones“ harmonieren ,
Tickells Hommage an
Lindisfarne,ein Teil nachdenklich und gespenstisch, ein Teil wilder Jig. Das mit Abstand älteste Stück ist
„Nemesis“, das zur Zeit Kaiser Hadrians von dessen Lieblingsmusiker geschrieben und durch die Zeiten weitergegeben wurde, wobei hier der Tribut an die “dark-eyed daughter of justice” fr moderne Zeiten überarbeitet wurde. Daneben werden hier ein alter Bergarbeiter-Song im Geordie-Dialekt („
Colliers“), ein antiker Vers (
„ Aboot the Bush“), der von Synthesizern und gebrochenen Rhythmen begleitet wird, und ein Gedicht von
Tickells Vater (
„Holywell Pool“) geboten; letzteres wird in einer Beschwörung von weiblichen Harmonien vorgetragen. Ein Hollowbone (hohler Knochen) ist allem Anschein nach ein schamanisches Instrument, das dazu dient, uralte Stimmen zu kanalisieren; ein perfekter Titel.
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