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Sigrid: Sucker Punch (Albumkritik)


Sigrid Raabe Norwegian singer


Sigrid: Sucker Punch (Island Records)



2017 sorgte Sigrid Raabe mit ihrer Debütsingle „Don’t Kill My Vibe“ für Furore. Es war ein mit höchster Präzision gefertigtes Stück Scandipop, in dem die norwegische Sängerin den gönnerhaften männlichen Einfluss in der Musikbranche mit schreiendem Falsett, bombastischem Schlagzeug und einer Klangtapete von Synthesizern lautstark verdammte.

Das dazugehörige Video führte uns Sigrids auffällig-unauffällige Anti-Glam-Ästhetik vor: sie wand sich in Outfits in Primärfarben wenig sexy über eine behelfsmäßige Bühne, wobei besonders ihr kaum geschminktes Gesicht hinter einem Vorhang aus braunem Haar ins Auge stach. Es war eine lebhafte, bemerkenswerte Kombination und sehr effektiv, was das Schaffen einer eigenen unverkennbaren Marke anbelangt, denn es gelang Sigrid damit, sich doch ziemlich deutlich von den nordischen Künstlern zu unterscheiden, die in den vergangenen Jahren versucht haben, den europäischen und nordamerikanischen Musikmarkt zu erobern.

Doch das erste Album der 22-jährigen Musikern lässt das Gefühl aufkommen, dass ihr ungekünsteltes Image und die Weigerung, Narren und Besserwisser zu ertragen, das Bemerkenswerteste an Sigrid sein könnten. Sucker Punch ist eine Sammlung makelloser, handwerklich gut gemachter Popnummern, die zwar Kompetenz, aber wenig von dem streitbaren Sinn für Unabhängigkeit erkennen lassen, den ihr Image verspricht. Tolle Refrains und coole, knackige Produktion sind nahezu allgegenwärtig, aber die Songs gehen kaum über die bewährten Grenzen des Dance-Pop der letzten Jahre hinaus. Den stotternden Synthesizern des Top-10-Hits „Strangers“ gelingt es nicht, die Konventionalität seines epischen Chorus durcheinanderzubringen; „Don’t Feel Like Crying“ verbindet kitschigen Europop mit Coldplay in der mittleren Phase ihrer Karriere, weshalb wenig überrascht, dass das Resultat ziemlich langweilig ist. Die Ausnahme ist das verrückte „Business Dinners“, eine Kritik an der Kommerzialisierung der Kunst und der Künstler; dieser Song wartet mit wuirligen Soundeffekten im Stil von Sophie und einem Refrain mit Reggae-Einschlag auf. Dies ist ein Moment unkonventionellen Vergnügens auf einem Album, das sich ansonsten durch effiziente Konzentration auf Ohrwürmer auszeichnet – und es ist ein befriedigend eigenwilliger Track, wie ihn eine vorgebliche Pop-Rebellin öfter machen sollte.





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