Kelsey Lu: Blood (Columbia)
Die Musik der Songwriterin und klassisch ausgebildeten Cellistin Kelsey Lu zeichnet sich vor allem auch durch eine angenehme, eigenwillige Sanftheit aus. Es ist nicht die Weichheit der Berieselungsmusik, die in Geschäften zu hören ist, oder der meditativen Introspektion, sondern eine konzentrierte, gestaltete Stimmung, die mit Hilfe wogender Melodien heraufbeschworen wird, die ihren kristallartigen Gesang wunderbar untermalen.
Nachdem sie ihr Studium an der University of North Carolina School of the Arts abgebrochen hatte und nach New York gezogen war, wo sie 2016 ihre Debüt-EP Church, die in einem Take eingespielt wurde, aufnahm, erregen Lus Kompositionen immer mehr Aufmerksamkeit und werden von einem immer größeren Publikum sehnlich erwartet. Während auf Church die kirchliche Umgebung in ihr gespenstisches, beschwörendes Solospiel – das geloopt wurde, um ihren Gesang zu umrahmen - einzufließen schien, erweist sich Lu auf ihrem Debütalbum nicht mehr nur als hervorragende Komponistin, sondern auch als ausgezeichnete Sängerin und Songwriterin.
Die Klarheit ihrer Gesangslinien auf „Atlantic“ und „Rebel“ erinnern an Solange, mit der Lu bereits zusammenarbeitete, während die eigenwilligen Folk-Streicher von „Pushin Against the Wind“ von Blood Orange beeinflusst sind, mit dem sie ebenfalls bereits musizierte.
Doch Lu ist viel zu gut, um auf Dauer nur andere zu begleiten, was sie mit „Due West“ demonstriert, mit dem sie sich aufs Pop-Auteur-Territorium begibt, nur um dann mit „Why Knock for You“ ins Genre des Bekenntnissongs zu wechseln.
Blood ist ein verlockend zurückhaltendes Debüt, das mit einem einheitlichen Ton aufwartet, der aber Lus Einfallsreichtum keineswegs beschränkt. Sie deutet in ihren Songs eine umfangreichere Orchestrierung an, indem sie dramatische Streicher oder polternde Percussion gekonnt einsetzt, ohne diese je zu voller Entfaltung zu bringen. Diese Balance verleiht der Sanftheit ihrer Musik die nötige Ausdrucksstärke, die Blood so fesselnd macht.
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