Das Neueste

Priests: The Seduction of Kansas (Albumkritik)


Priests punk band


Priests: The Seduction of Kansas (Sister Polygon)



Zum Erscheinen von Priests’ Debütalbum wurde eine passende Marketing-Kampagne quasi mitgeliefert, denn Nothing Feels Natural kam in der Woche in den Handel, in der Donald Trump als Präsident angelobt wurde. Das war aber ein Zufall, denn die Punkband aus D.C. hatte diesen Veröffentlichungstermin schon lange vor seinem Wahlerfolg geplant. Man muss ihnen zugute halten, dass sie auf diese zu offensichtliche Assoziation ihres Surf-Punk mit politischem Einschlag und dem 45. Präsidenten der USA verzichteten – außerdem war dieses erste Album deutlich düsterer und introspektiver als ihre sozial unverblümten frühen EPs. Für The Seduction of Kansas änderten sie ihre Herangehensweise erneut, denn sie versetzen sich zum Teil in die Köpfe der Leute, die die USA durch Machtmissbrauch nachdrücklich geformt haben: “I’m young and dumb and full of cum”, grölt  Katie Alice Greer auf dem erheiternden „Jesus’ Son“, das auch entsprechend lasziv und zugleich bedrohlich klingt.

Die Herangehensweise funktioniert mal besser, mal schlechter. Der Titeltrack parodiert die Versuche der Politiker, den wichtigen „swing state“ mit Charme für sich zu gewinnen, indem sie sich betont bodenständig geben, was mit reichhaltigen Bildern (“bloodthirsty cherub choir from the cornfields”; anschauliche Anspielungen auf Fast-Food-Ketten) und scharfen Beobachtungen über diese “charismatic parody of what a country thought it used to be” durchsetzt ist. GL Jaguars Bass-Spiralen und der Dance-Punk-Beat von Schlagzeugerin Daniele Daniele scheinen in der dublastigen Produktion nach Luft zu ringen, was einen geradezu beängstigend ist.

Priests neigen zu Geschwätzigkeit und dazu, zu viel in einen einzigen Song zu packen: in „Good Time Charlie“ finden sich schwindelerregende Anspielungen auf Vegas, Kongressabgeordnete und Afghanistan, doch der Song ist auch ein atemberaubendes Beispiel für Greer und Danieles gemeinsamen Gesang: eine singt verführerisch, während die andere mit Sprechgesang dagegenhält, der Gesang wechselt flink von raffiniert zu verführerisch zu panisch. Das draufgängerische „Control Freak“ wirkt auch konzeptuell unterentwickelt, doch Jaguars prügelnder Bass ist stark genug, um Beton zum Springen zu bringen, und Greers kraftvolle Mahnungen scheinen Kondensstreifen zu hinterlassen.

Für eine intellektuell so furchtlose Band ist die Produktion mitunter frustrierend zurückhaltend: es scheint nie möglich zu sein, die Lautstärke so weit hochzudrehen, dass die beißenderen Songs die Wucht entwickeln, die sie verdienen. Während Priests Weiträumigkeit auf „YouTube Sartre“ überzeugend einsetzen, sind „Not Perceived“ und „Carol“ bedrückend und ziellos dahintreibend. Außerdem fehlt eine Atmosphäre intimer Gefahr, das Nothing Feels Natural so überzeugend und schneidend machte: die persönlicheren Songs auf diesem neuen Album gestehen ein, dass “barriers to intimacy“ bestehen, aber wagen es nicht, diese Grenzen zu durchbrechen.





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Spass und Spiele Designed by Templateism.com Copyright © 2016 |

2013 - 2016 Spass und Spiele. Designbilder von Bim. Powered by Blogger.