Die Kombination von Corin Tuckers Stimme – reich und klar und ehrlich klingend – und Peter Bucks Gitarrenspiel ist wie die Heimkehr zu einem wunderbaren Kaminfeuer, das so warm und einladend ist, dass man sich nur noch davor ausstrecken und schlummern möchte. Buck flitzt hier durch verschiedenste Stile – vom wütenden, aufschreienden Blues des Titeltracks über das klassische REM-Klimpern von „Only Lovers Are Broken“ und die Indie-Klänge von „One Flew East“ bis hin zum wilden Tosen von „Last Chance County“ –, bleib t dabei aber innerhalb der Grenzen des Alt-Rock. Das ist angenehm vertraut, aber mit Überzeugung und großem Können gespielt.
Tuckers Songwriting ist erfrischend direkt und entschlossen politisch. Mitunter funktioniert das perfekt. „November Man“ verbindet brüllende, aufgewühlte Musik mit einer bitteren Verurteilung von Donald Trump, die gerade indirekt genug ist, um nicht peinlich zu sein. „Angels“ ist ein mitfühlendes Porträt einer Migrantenfamilie, die vom Grenzschutz getrennt wird. In „Last Chance County“ ist Tucker eine Arbeiterin, die im Bus zu einem stumpfsinnigen Job ohne Aufstiegschancen unterwegs ist und ob ihres aussichtslosen Lebens vor Wut schäumt. In anderen Momenten wirkt es aber ein wenig ungeschickt. „The Elliott“, um ein Beispiel zu nennen, erfreut mit einer wunderschönen Gitarrenfigur von Buck, die in einen erhabenen Refrain übergeht, und die von Tucker beigesteuerte Melodie ist entzückend, aber der Text – über die Bedrohung des Elliott Staatswaldes in Oregon – ist so platt und stilistisch simpel, dass er genauso gut ein Brief an eine Lokalzeitung sein könnte: “Old growth is special, our job is to preserve it.” Doch das Gefühl sofortiger musikalischer und textlicher Reaktion ohne langes Nachdenken ist es, was Filthy Friends ihre Energie gibt.
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