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Lewis Capaldi: Divinely Uninspired to a Hellish Extent (Albumkritik)


Lewis Capaldi


Lewis Capaldi: Divinely Uninspired to a Hellish Extent (Virgin EMI)



Es gibt nur wenige Künstler, bei denen der Gegensatz zwischen öffentlichem Image und ihrer Musik so groß ist wie beim 22-jährigen schottischen Singer-Songwriter Lewis Capaldi. In den sozialen Medien ist er so schroff und selbstironisch wie der Titel dieses Debütalbums und gibt sich verblüfft über seinen plötzlichen Ruhm (seine Single „Someone You Loved“ konnte sich immerhin sieben Wochen an der Spitze der britischen Charts halten), wenn er nicht gerade auf Instagram herumalbert. In den Songs ist er jedoch ein von einer Trennung niedergeschlagener Mann, der jede traurige Ballade singt, als säße er in eine Bettdecke gewickelt auf dem Sofa.

Es beginnt strahlend und freudig genug: „Grace“ ist eine exzellente Single, angetrieben von einem Rhythmus im Stil von Mumford und einer überzeugenden Gospel-Energie, die vor allem Capaldis ansteigende, flehende Refrain-Noten kennzeichnet. Die Art und Weise, wie er seine Stimme beim euphorischen Höhepunkt noch höher treibt und seine schwankende Angebetete durch die Melodie verherrlicht, ist wirklich atemberaubend. Aber dieser Überzeugungsversuch im Saloon der letzten Chance funktioniert ganz offensichtlich nicht, weshalb das übrige Album fest in der Tiramisu-zum-Abendessen-Phase des Verlassenwordenseins verankert ist.

Wie gut dies ankommt, wird von der Empfänglichkeit für Capaldis Stimme und den eigenen Liebeserfahrungen abhängen – er lässt Stadion-Heuler wie Adele wie ein Modell stoischer Entschlossenheit wirken. Im Stil anderer weißer Pseudo-Soul-Sänger wie Rag’N’Bone Man, James Arthur und Tom Grennan, die derzeit auf Major-Labels sehr erfolgreich sind, werden Emotionen durch gezwungene Heiserkeit und sich überschlagenden Falsettgesang telegraphiert - das hässliche Schluchzen des Popgesangs. Hier sind weder Subtilität noch Originalität oder musikalische Bandbreite zu finden: das Klavierspiel kehrt zu oft zum Dahintümpeln im Stil von „Someone Like You“ zurück, und es hätten ruhig mehr pikante schottische textliche Details wie “tonic wine” und seine “lively dafty” Ex eingebaut werden können.

Aber mehrere Tracks sind wirklich solide geschrieben und die Ehrlichkeit der Texte hat etwas Nobles an sich. „Forever“ erfreut mit den sich leicht auflösenden Kadenzen von Keane, während der Refrain des an George Ezra erinnernden „Hollywood“ mit einer ebenso befriedigenden Vorhersehbarkeit seinem Ende entgegen fällt. Und wenn „Someone You Loved“ eine effektive Darstellung der ungläubigen Verzweiflungsphase war, dann ist „Lost on You“ ein eleganter Nachfolger, wobei Capaldi singt, als hätte ihm intensives Weinen etwas Klarheit verschafft: “I hope you’re safe in the arms of another / because I couldn’t take the weight of your love.”



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