„Why does it hurt so good?” erscheint wie eine ewige Popfrage. Gefolgt von dem unbeschwerten Refrain “You don’t treat me like you sho-ooo-oould”, könnte es ein unvergessliche Refrain sein, der von einer Girl Group der 1960er gesungen wurde, oder eine „gothic“ Power-Ballade aus den 80ern oder ein R&B-Track aus den Nullerjahren: ganz Zucker und Lieblichkeit, dargeboten von einem Ort echten Schmerzes aus. Tatsächlich ist es der Hook von „So Good“, einem der herausragenden, von Synthesizern dominierten Popsongs auf Bat for Lashes’ fünftem Studioalbum.
Lost Girls, ein 10 Tracks umfassendes Album, das sich unverfroren am Pop der 80er und Filmsoundtracks orientiert, zeigt Bat for Lashes von ihrer verspieltesten Seite – und ironischerweise es ist ihre erste Veröffentlichung als unabhängige Künstlerin ohne Vertrag mit einem großen Label – bietet es den Sound von unverfälschtem Pop.
Die regelmäßig für den Mercury Preis nominierte Natasha Khan plante nicht, dieses Album zu machen. Sie übersiedelte nach Los Angeles, um ihre Filmkarriere voranzutreiben und verbrachte ihre Zeit damit, für verschiedene Produktionsgesellschaften Drehbücher zu schreiben.Aber die Musik zog sie wieder in ihren Bann; den größten Teil dieses Albums komponierte sie während nächtlicher Studiosessions, einfach nur zum Spaß. Es ist von verbranntem Orange dominierten Sonnenuntergängen von L.A. und der hügeligen Landschaft rund um sie inspiriert und wartet mit einer Geschichte rund um eine Vampir-Gang auf, die in der Wüste umherstreift. (Die meisten ihrer Alben haben einen filmischen Einschlag: ihr letztes, das 2016 erschienene The Bride, erzählte die schmerzerfüllte Geschichte einer Frau, die gerade zur Witwe wurde.) Es ist mehr als deutlich zu hören, dass diese neue Musik ihre Entstehung purem Vergnügen verdankt: ihre vorwärtstreibenden Rhythmen und im Zickzack verlaufenden, pomphaften Synthesizer-Melodien könnten High-School-Filmen entstammen, in denen die Schüler triumphierend die Fäuste gen Himmel strecken. Das von der Cowbell angetriebene „Feel for You“ ist mit seiner blubbernden Funk-Gitarre und seinen überlagerten Gesangsspuren ein absolutes Highlight; dass das stolzierende Saxophon von „Vampires“ nicht in den 80ern aufgenommen wurde, ist kaum zu glauben. Aber es ist nicht Nostalgie um der Nostalgie willen: dieses Album wird durch surreale Momente und starkes Songwriting, die nur von Khan stammen können, zu einem besonderen Hörgenuss gemacht, was für die geradezu greifbare Sinnlichkeit von „The Hunger“ ebenso gilt wie für die mittelöstlichen Synthesizer-Figuren von „So Good“. Sie mag nicht groß geplant haben, dieses Album zu machen, aber es ist ein Segen, dass sie es gemacht hat.
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