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Tove Lo: Sunshine Kitty (Albumkritik)


Tove Lo Swedish singer


Tove Lo: Sunshine Kitty (Island)



Ein Song in der Mitte von Tove Los viertem Album ragt heraus wie ein F1-Rennwagen auf einer Kart-Strecke: „Jacques“, gemacht mit dem Produzenten Jax Jones, ist eine Attacke auf die Charts mit dem Vorschlaghammer und passt so ganz und gar nicht zu der ansonsten narkotisierten, tropischen Stimmung von Sunshine Kitty. Das erweckt den Eindruck, als wollte das Label unbedingt einen Hit auf dem Album haben, wodurch die Atmosphäre des Werks gehörig gestört wird, die man am ehesten als „Erschöpfung um vier Uhr früh nach einer Nacht in den Clubs“ beschreiben könnte, was auch in der gesanglichen Darbietung des Popstars aus Schweden zum Ausdruck kommt, denn Lo singt ihre frechen Anmachversuche, Bitten und dunkelsten Gedanken mit vom vielen Zigarettenrauch rauer Stimme.

Diese Stimme steht fast immer im Mittelpunkt und im Mix ganz vorne, denn die Produktion ist auffallend minimalistisch, was Los Ängste und Konflikte noch deutlicher macht: “Did you go down on his birthday?” fragt sie ihre Freundin auf „Glad He’s Gone“, ehe die schlichte akustische Gitarre einem warmen Rausch von einem Refrain Platz macht. „Lost“s harter, heiterer Beat klingt, als wäre er gegen ein Korallenriff gehämmert worden, und die ausgelassenen, sprunghaften Synthesizer von „Are U Gonna Tell Her?“ verstärken die Nervosität einer komplexen emotionalen Situation.

Solche Situationen, kombiniert mit chemischer und sexueller Freimütigkeit, sind Los Markenzeichen. Gelegentlich bringt sie aufregend verbotene Wahrheiten zum Ausdruck: „Really Don’t Like U“, ein Duett mit Kylie Minogue, ist angespannt und bösartig, während Lo eingesteht, dass sie die neue Partnerin ihres Ex hasst. Aber daneben gibt es Songs wie „Mateo“, mit seiner zu oft gehörten Klage, dass “pretty girls have never been rejected”. Wäre da nicht sein allzu träger Ton, hätte dieser Track das Potenzial gehabt, zu einem theatralischen Europop-Epos zu werden. Los 2014 Song „Habits“ aus dem Jahre 2014 machte schwelgerischen Pop-Nihilismus populär, einen Sound, der die zweite Hälfte des Jahrzehnts dominierte und bei weitem nicht mehr so frisch klingt wie damals.



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