Stellen Sie sich ein herrschaftliches Haus vor. Darin wohnt eine reiche Familie: Vater, Mutter, ein kleiner Junge. Bedienstete gehen ihrer Arbeit nach, ein Gärtner pflegt Rasen und Pflanzen. Wir befinden uns in der Welt der wahrhaft Reichen. Der kleine Junge steht in der Küche und beobachtet, wie eine Hausangestellte den Kühlraum betritt. Sobald Sie einige Schritte in den Raum gemacht hat, schließt der kleine Junge in aller Ruhe die polierte Stahltür hinter ihr, bringt das Vorhängeschloss an, lässt es einrasten, dreht den Thermostat weit unter 0 Grad und geht dann weg.
Der Junge heißt Lucius und ist der Protagonist des Spiels.
Lucius hat zwei scheinbar liebevolle menschliche Eltern, aber fast jede Nacht wird er von höllischen Visionen heimgesucht. Im Verlauf dieser Episoden, vermutlich komplett mit Feuer und Schwefel, weckt und verstärkt der Teufel höchstpersönlich die mörderischen Tendenzen des kleinen Kerls. Es ist zunächst nicht klar, warum der Teufel möchte, dass die Menschen rund um Lucius sterben, aber er ist nun einmal der Teufel, weshalb man mit dem Tod rechnen muss.
Das von dem kleinen finnischen Studio Shiver Games entwickelte Lucius ist von der Struktur her ein Abenteuerspiel, denn es gilt, Aufgaben zu erfüllen und Rätsel zu lösen. Der Hauptunterschied zwischen Lucius und anderen Abenteuerspielen besteht darin, dass hier die Lösung eines jeden Rätsels den Tod eines Menschen zur Folge hat. Anstatt also herauszufinden, wie Sie ein Gummihuhn in Verbindung mit einem Flaschenzug am besten einsetzen können, versuchen Sie hier, eine Möglichkeit zu finden, den Handwerker mit dem Klavier zu erschlagen (Lucius’ telekinetische Kräfte leisten übrigens bei dieser Aufgabe gute Dienste). Und Lucius macht auch gar keine Anstalten, seine Mordszenen zu verstecken. Es werden einige sehr brutale, verstörende Dinge gezeigt.
Der Gegenstand des Spiels ist offensichtlich grausam und sehr düster, aber Lucius bemüht sich, die beklemmende Atmosphäre immer wieder ein wenig aufzulockern, zumindest in den ersten Levels, die ich vorab spielen konnte. Lucius ist schließlich noch ein Kind, weshalb er die eine oder andere kleine Arbeit im Haus verrichten muss. Es hat schon etwas Humorvolles an sich, wenn ihm seine Mutter Vorhaltungen macht, weil er sein Zimmer nie aufräumt, während rund um ihn die Hausangestellten wie Fliegen sterben. Außerdem gibt es einen Detektiv namens McGuffin, der diese anscheinenden Unfälle untersuchen soll. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob er lustig sein soll, aber er hat etwas Inspector Clouseau-artiges an sich.
Ohne Zweifel ist Lucius ein wenig morbid, es hat aber auch etwas Faszinierendes an sich. Jeder echte Spieler hat im Laufe seiner Karriere in Videospielen schon tausende Menschen und andere Kreaturen getötet, aber hier geht es um die digitale Ermordung unschuldiger Leute. Allerdings hat man in Lucius eine gute Ausrede für sein mörderisches Treiben: „Der Teufel zwang mich dazu.“
Lucius soll im Oktober für den PC erscheinen.
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