Hört auf, schreckliche Konsolen-Ports zu machen – ein Guide

 

Nicht funktionierende oder abstürzende Menüs, alles andere als optimale Maussteuerung, extrem niedrige Framerates – dies sind die bekannten Probleme, wenn das PC-Gaming seine Schönheit und volle Leistungsfähigkeit aufgrund der Konsolenbeschränkungen nicht voll entfalten kann. Es ist nachvollziehbar, warum dies passiert: im Land der Konsolen ließen sich lange wesentlich mehr Kopien absetzen, weshalb sich viele Entwickler auf diesen Bereich konzentrierten und noch immer konzentrieren. Aber diese Überlegung scheint nicht sonderlich vernünftig zu sein: eine schlechte Konsolenportierung kann das Metacritic Rating eines Spiels beträchtlich verschlechtern, eine große und immer wichtiger werdende Käuferschicht für immer gegen den betreffenden Entwickler aufbringen und dazu führen, dass man auf einer Plattform sehr wenig verkauft, die sehr lukrativ sein kann, wenn man weiß, wie man die Sache angehen muss.

Das ist wirklich nicht so schwierig oder teuer. Schließlich brachten es einige talentierte Modder fertig, die PC-Version von Dark Souls an nur einem einzigen Abend extrem zu verbessern. Viele Entwickler möchten vielleicht keine zusätzlichen Ressourcen aufwenden, um nur für den PC hochauflösende Texturen, etc. zu machen, aber es gibt viele wirklich grundlegende Dinge, die man tun kann, um ein Spiel nicht völlig zu verhunzen. Wenn man bedenkt, wie viel Zeit, Liebe und Geld in die Entwicklung dieser Spiele investiert wird, ist dies sicher etwas, das Entwickler und Publisher ebenso sehr zufriedenstellen dürfte wie ihr PC-Publikum.

Hier ist eine kurze Liste von Tipps, häufigen Mängeln und Lösungen.

Leicht zugängliche Einstellungen (Settings)
PC-Konfigurationen sind fast so zahlreich und verschieden wie die Spieler, die sie besitzen. Ein PC-Spiel muss dem mit seinen verschiedenen Settings Rechnung tragen. Liebe Entwickler, sorgt dafür, dass diese Optionen im Spiel aufrufbar und änderbar sind, und verlangt von den Spielern nicht, zum Hauptmenü zurückzukehren, um sie zu ändern. Aber auf gar keinen Fall solltet ihr sie in einen separaten Trainer verbannen, was die Spieler zwingt, das ganze verdammte Spiel neu zu starten. (Hallo, Binary Domain.)

Auflösung
Um Himmels willen, lasst uns die Auflösung ändern. Und lasst uns die Auflösung definitiv ändern, ehe eine lange filmische Eingangssequenz in erzwungener, voreingestellter Scheißo-Vision beginnt, die man nicht überspringen kann. (Ich sehe Dich an, Max Payne 3 – oder versuche es zumindest.) Noch besser: Sorgt dafür, dass Euer Spiel die am PC eingestellte Auflösung automatisch erkennt!

Key-bindings
Lasst uns diese unserem Geschmack/unseren Bedürfnissen anpassen. Vor allem dann, wenn ihr aus irgendeinem Grund jemanden mit der Keyboard-Eingabe betraut habt, der noch nie ein Keyboard benützt oder auch nur gesehen hat. Wie erreicht man in Binary Domain das Hauptmenü? Oh, ah ja, Enter (Eingabe) drücken. Natürlich. Sobald man im Menü ist, drückt man die Leertaste, um auszuwählen, und F, um zurückzugehen. Im Spiel selbst ist F selbstverständlich die Interaktionstaste – außer wenn die Leertaste interagieren ist. Ganz nebenbei, Enter (Eingabe) ist nicht das PC-Äquivalent des A Button auf dem Gamepad – die Taste ist am weitesten Entfernt, wenn man beide Hände im normalen FPS-Steuerungsmodus hat. Also macht Enter nicht zur verpflichtenden Taste, um Pop-up-Mitteilungen zu überspringen/zu schließen.

Gamepads
Einige Spiele sind für ein Gamepad gestaltet und werden am besten mit einem solchen gespielt. Das ist cool. Aber Spiele, die man mit einem Gamepad und mit einem traditionellen PC-Setup gleich gut steuern kann, sollten automatisch erkennen, welches System gerade benützt wird. Die meisten modernen Spiele bekommen das ganz gut hin, aber es gibt nach wie vor Nachzügler.

Framerate
Lasst diese Framerates in die weiten offenen Himmel der PC-Gaming-Wunderwelt schweben. Lasst uns außerdem bitte mit Dingen wie V-Sync herumexperimentieren – da so viele verschiedene PC-Hardware-Setups möglich sind, ist es sehr unwahrscheinlich, dass ihr erraten habt, wie ihr euer Spiel für jeden erdenklichen PC optimieren könnt. Warum also die harte Arbeit durch absackende Framerates oder fehlende Frames teilweise zunichte machen, wenn man den Spielern die Möglichkeit geben kann, das Spiel bis zur Perfektion fein abzustimmen.

Field of View (Blickfeld/Gesichtsfeld)
PC-Spieler sitzen typischerweise näher an Ihren Monitoren als Konsolenspieler, was den Effekt eines beschränkten Gesichtsfeldes verändert. Liebe Entwickler, falls ihr nicht gerade beabsichtigt, die Spieler zu verunsichern und dafür zu sorgen, dass ihnen schlecht wird, wird die Möglichkeit, das FOV zu verändern, nur dazu führen, dass euch die Leute mögen. Und ihr werdet doch gerne gemocht, nicht wahr?

Alt-tab
Falls euer Spiel das nicht kann, kommt ihr vermutlich in die Hölle, wo ihr gezwungen werdet, für jähzornige Windows ME Nutzer bis in alle Ewigkeit Fehler zu beheben. Tut mir leid.

Menüs
PCs sind normalerweise mit einer Maus ausgerüstet – sie ist das perfekte Gerät, um fröhlich durch die Menüs zu hüpfen. Bitte ermöglicht das. Lasst die PC-Spieler nicht Trillionen Optionen scrollen, wenn ein einziger Klick genügen würde. Damit verwandt: Sorgt dafür, dass eure Menüs erkenne, wo sich der Cursor tatsächlich befindet. Konsolenports scheinen, wie viele fleischfressende Raubtiere, nur Bewegungen wahrnehmen zu können. Deshalb sieht man oft, dass die falsche Menüoption hervorgehoben ist, worauf man mit dem Cursor ein wenig herumfahren muss, damit das Menü erkennt, worauf man eigentlich zeigt.

Mausunterstützung
Mäuse sind keine Thumbsticks. Das sollte allein aufgrund der unterschiedlichen Formen offensichtlich sein. Kopiert deshalb mit eurer Mausbeschleunigung nicht die tote Zone des analogen Sticks. (Verstanden, Dead Space?) Außerdem sollte ihr den Mausbewegungen kein Momentum aufzwingen. Meine Welt hört auf, sich zu drehen, wenn meine Maus stoppt, nicht einige Sekunden später, Syndicate. Und verwendet keine Autotargeting (automatisches Zielen) Systeme, die auf der Annahme basieren, dass es bei einem Kreis nur acht Grade gibt.

Integration sozialer Medien
Nein.

Games for Windows Live
Lasst es bleiben. Ihr mögt vielleicht denken, dass die PC-Spieler GfwL ablehnen, weil sie eine gereizte Gruppe sind und nicht noch ein weiteres Stück unternehmerischer Belästigung komplett mit eigenem überflüssigem Achievementssystem, fragmentarischer Feundeliste, Werbezeugs, leicht zu verlierenden Log-in-Daten, etc. installieren möchten – was vor allem auch daran liegt, dass sie von Steam in dieser Beziehung sehr gut bedient werden. Das Gesagte mag zwar auf Origin oder uPlay zutreffen, aber es kann nicht einmal ansatzweise den echten Schrecken von GfwL beschreiben, das eines der am schlechtesten durchdachten und ausgeführten Programme ist, die man auf seinem PC installieren kann. Es ist furchtbar gestaltet, enorm unergonomisch, schmerzlich langsam, aufdringlich und neigt dazu, in jedem einzelnen Aspekt des Betriebs zu versagen. GfWl ist einfach unglaublich schrecklich.

DRM
Produktpiraterie ist schlimm. Das wissen wir alle. Die Lösung dieses Problems sollte jedoch nicht darin bestehen, regelmäßig die gespeicherten Spielstände zu verlieren, mitten im Spiel zum Desktop zurückgeschleudert zu werden oder zu verhindern, dass man das Spiel überhaupt spielen kann.

Hochauflösende Texturen
Die PC-Spieler verlangen nicht, dass eigens für sie ganz neue Inhalte kreiert werden, aber in vielen Fällen werden Texturen zunächst in hoher Auflösung kreiert und dann komprimiert, um auf die schwächlichen Konsolen zu passen. Liebe Entwickler, ihr wisst doch sicher, dass ihr diese hochauflösenden Texturen auf dem PC verwenden könnt.

Patches nach der Veröffentlichung
Ausdrücklich zu loben ist, dass die PC-Spieler nach dem Verkaufsstart durch die Veröffentlichung von Patches weiter unterstützt werden, damit sie unter Glitches und Bugs nicht allzu lange leiden müssen. Aber wartet nicht bis dahin, um euer Spiel spielbar zu machen. Wartet nicht einmal bis zum offiziellen Verkaufsstart. Es hat gute wirtschaftliche Gründe, nicht so lange zuzuwarten: Kritiker werden eure unfertigen Spiele spielen; ihr verärgert eure ersten Käufer und loyalsten Fans; es wird schwieriger eine Community aufzubauen (was vor allem wichtig ist, wenn das Spiel auch eine Online-Komponente hat); die Leute werden sich euer Spiel viel eher illegal besorgen, wenn sie sich denken, dass sich das Risiko des Kaufes nicht lohnt.

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