Das bizarre und sehr schlechte Limbo of the Lost
Limbo of the Lost ist das Zeug, aus dem Alpträume gemacht sind (siehe oben), aber auch das Zeug, das zu Unterlassungsverfügungen und Zivilprozessen führt.
Es ist ein perfekter Sturm aus all den schrecklichen Dingen, die dafür sorgen, dass ein Titel des Abenteuergenres – ein Genre, das selbst in seinen schlechtesten Momenten nur unterdurchschnittlich sein kann – so nichtssagend, bizarr und schlecht umgesetzt erscheint, dass er irgendwie das Lächerliche übersteigt und zu einer surrealen, fesselnden Erfahrung wird.
Und falls Sie eine ausgeprägte Elder Scrolls oder World of Warcraft Atmosphäre wahrnehmen oder plötzlich nostalgische Gefühle für Beetlejuice hegen, liegt es vermutlich daran, dass sich Limbo of the Lost allerhand Elemente von diesen Titeln „borgt“. Dass die Geister wesentlich bessere Spiel über einem der schlechtesten Spiele aller Zeiten weilen, ist der Aspekt, der Limbo of the Lost zu einer Kuriosität und einem Trash-Klassiker macht.
Das Ende von Limbo of the Lost: Nein, es macht nicht mehr Sinn, wenn Sie es spielen.
Die Entwicklung von Limbo of the Lost ist eine Geschichte darüber, wie ein Entwickler seine Integrität verlieren kann, während er darum kämpft, ein Spiel in den Handel zu bringen. Man kann ruhig sagen, dass die Videospielindustrie selbst großteils nur noch auf dem Diebstahl und der Widerholung der Ideen anderer basiert. Limbo of the Lost sticht in dieser Beziehung besonders hervor, denn es steckt voller eigener fürchterlicher, bizarrer Einfälle – dennoch nahm es keiner der betroffenen Publisher leicht, als er erkannte, dass Elemente aus seinem spiel „wiederverwertet“ wurden.
Die beiden Schöpfer Steve Bovis und Tim Croucher begannen die Entwicklung dieses luriosen Spiels in den frühen 1990-ern, zunächst für die Atari ST. Ihr Publisher stellte das Projekt ein, da die Atari ST auf dem Markt immer mehr an Relevanz verlor, weshalb die beiden ans Reißbrett zurückkehren mussten.
Dasselbe passierte nochmals 1995, als sie das Spiel gerade für die nicht länger relevanten Amiga 1200 und Amiga CD32 entwickelten. Nachdem sie sich einige Jahre lang dem Erlernen des 3D Spieldesigns gewidmet hatten, unternahmen die beiden einen weiteren Anlauf, der diesmal von *ahem* Erfolg gekrönt war. Limbo of the Lost erschien in Europa am 28. September 2007 und fast ein Jahr später auch in den USA.
Genießen Sie das, was der Trailer als „realistic skin and bone" anpreist – ein wirkliches Kaufargument für diesen Titel.
Obwohl (oder vielleicht weil?) die Entwicklung mehr als ein Jahrzehnt in Anspruch nahm, kümmerte sich zum Zeitpunkt seiner Veröffentlichung niemand um das Spiel. Das änderte sich erst, als eine Website namens GamePlasma (die nun zu Malware weiterleitet) bemerkte, dass einige Schauplätze allzu vertraut wirken: Gebiete aus The Elder Scrolls: Oblivion und Thief 3 wurden fast unverändert in Limbo of the Lost übernommen. Sobald diese Information bekannt geworden war – sie wurde von der wie immer wunderbaren Website Rock, Paper Shotgun vebreitet -, taten sich Foren-Nutzer zusammen, um herauszufinden, wie schlimm das Ganze war.
Totenköpfe aus Diablo II! Die verdammte Hand aus Black & White! Die offizielle Website der Entwickler ist eine GeoCities Seite! Warum gibt es Konzeptkunst für einen Charakter namens Cranny Faggot? Warum bewerben die Entwickler anno 2007 Lip-Syncing und Lichteffekte als Features? Der Wahnsinn wird offensichtlich, sobald man das Spiel installiert und spielt.
Die Mischung aus fürchterlichem Design und Elementen aus bekannten und beliebten Klassikern macht Limbo of the Lost zu einem unvergleichlichen Spiel und zu einem unbeabsichtigten Erfolg, auch wenn nicht ganz klar ist, worin dieser Erfolg eigentlich besteht. Anstatt Elemente aus anderen Spielen zu benützen, um einen Plot schlüssig zu gestalten, wurde ein verrückter Plot ausgeheckt, um die aus anderen Spielen gestohlenen Elemente – es sind oft ganze Bereiche – irgendwie halbwegs zu rechtfertigen. Das Resultat ist eine verrückte Kuriosität, wie sie vermutlich nie wieder kommerziell veröffentlicht (und später vom Markt genommen) werden wird.
Ich bin kein Fürsprecher der Produktpiraterie, dich bei diesem Titel wäre sie angebracht gewesen.
Die aus anderen Spielen gestohlenen Elemente zu entdecken, ist wahrscheinlich das Unterhaltsamste an Limbo of the Lost.
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