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Dragon’s Crown – Der Spaß und Spiele Test

 

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Man weiß, dass ein Rollenspiel gut ist, wenn es dafür sorgt, dass man körperliche Notwendigkeiten wie Essen oder den Gang auf die Toilette vernachlässigt. Dragon's Crown ist ein solches Spiel. Es ist das neueste pittoreske Epos von Vanillaware kombiniert den Kampf von side-scrolling Beat-'em-ups alter Schule mit Fantasy a la Dungeons & Dragons. Mit wunderbarer visuelle Gestaltung und einer befriedigenden Schwierigkeitskurve wird des die meisten Action-Rollenspielfans zufrieden stellen. Trotz ein paar früher Hürden und einiger archaischer Designs ist Dragon's Crown einer jener modernen Arcade-artigen Spielerfahrungen, die umso besser werden, je länger man spielt.

Als neuester Held, der im Königreich Hydelandn eingetroffen ist, übernehmen Sie die Aufgabe, die Mächte des Bösen zurückzudrängen, egal ob mit magischen Sprüchen oder mit brutaler Gewalt. Das Kern-Gameplay ist klassische Beat-'em-up Action für ein bis vier Abenteurer: Sie betreten einen Level, verprügeln alles, was Ihnen in den Weg kommt, und bewegen sich nach rechts, bis Sie den Boss erreichen. Ihre sechs Klassenoptionen kommen in zwei Basis-Geschmacksrichtungen – Nahkampf oder Fernkampf -, aber jede der Klassen verfügt über ausgesprochene Schwächen und Stärken, so dass sie ausreichend verschieden wirken. Sie werden sich mit Sicherheit in zumindest eine der Klassen verlieben, sei es der Buttons „mashende“ Kämpfer, die unterstützende Sorceress oder der Wizard (Zauberer) mit seinen vernichtenden Sprüchen.

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Für wen auch immer Sie sich entscheiden, Sie müssen ihn oder sie aufgrund des jeweiligen Spielstils mögen, denn es wird in Sachen Charakterisierung so gut wie nichts geboten, während Sie sich durch die geradlinige Handlung vorarbeiten. Zugegeben, es ist mehr, als die meisten traditionellen Arcade-Kampfspiele bieten – Sie können in der Stadt viele toll gezeichnete Charaktere besuchen und der Plot wirkt auf beruhigende Weise vertraut. Aber die Persönlichkeit Ihres Helden kommt nur in Witzeleien mitten im Kampf zum Ausdruck (die auf Englisch oder Deutsch oder Japanisch gesprochen sind, ganz nach Ihrem Wunsch). Ansonsten liegt es an einem einzigen Erzähler, Sie auf Ihrer Reise zu führen; wenigstens erfüllt er die typische Fantasy-Handlung mit einnehmendem Charme. Es ist fast so, als erzählte einem der eigene Großvater die Geschichte der Drachenkrone (Dragon's Crown), während Sie im wohlig warmen Bett liegen, wobei er alle Figuren – mit gelegentlich sehr albernen Stimmen – selbst spricht.

Während der ersten paar Spielstunden werden Sie von den üppigen Hintergründen und den extrem stilisierten Charakteren - die an die bemerkenswerten Designs von Frank Frazetta erinnern, nur mit noch extremerer Anatomie - entzückt sein werden. Muskeln wölben sich und Busen beben auf jedem einzelnen Bild der Animation, was mitunter geradezu lächerlich wirkt. Aber der visuelle Stil ist unglaublich selbstbewusst und benützt die Proportionen nie, um zu billigen Lachern zu kommen; die gestählten Krieger und halbnackten jungen Damen wirken weniger wie Konsumerotik, sondern haben mehr mit klassischen Renaissance-Gemälden wie Die Geburt der Venus gemein. Leider haben diese verschwenderischen Details und die gedämpfte Farbpalette auch einen Nachteil: es kann verflucht schwierig werden, der Action zu folgen, wenn eine ganze Gruppe kämpft, oder festzustellen, wer wer ist, wenn zwei Spieler dieselbe Klasse gewählt haben. Die visuelle Gestaltung ist auch für starkes Abfallen der Framerate verantwortlich, vor allem auf der Vita, aber auch auf der PS3 macht sich dieses Problem in gewissem Ausmaß bemerkbar.

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Das andere, das Ihnen schon bald ins Gesicht starrt, sind einige frustrierende Designentscheidungen. Dragon's Crown borgt sich erfolgreich einige der besten Elemente von Action-Rollenspiel-Vorgängern wie Diablo: Quests, Runenmagie, Identifizierung von Gegenständen und versteckte Schätze sind allesamt vorhanden; doch leider werden sie auf wenig intuitive Weise implementiert, so dass sie wirken, als hätte man sie gewaltsam ins Gameplay hineingequetscht. So sind zum Beispiel Runen, Schatztruhen und geheime Beute Teil des Hintergrunds, so dass Sie mit einem unansehnlichen Pointer wie mit einer Maus danach suchen und sie dann mit einem Shoulder Button anklicken müssen (da haben es die Vita-Spieler bessern, denn Sie können interessante Stellen einfach auf dem Touchscreen antippen). Das wirkt bizarr, wenn man sich nicht im Kampf befindet, und extrem unpraktisch, wenn man gerade mitten in der Action steckt. Gegenstände, die Sie einsammeln, müssen bewertet/identifiziert werden, ehe Sie sich damit ausrüsten können – doch leider sind die Kosten gerade am Anfang, wo man relativ wenig Gold besitzt, extrem hoch, weshalb sich nie die verzögerte Befriedigung einstellen will, wie man sie von der Identifizierung von Gegenständen in Diablo gewöhnt ist. Ihr Quest Log (Missionsbuch) ist mit fünf begrenzt, und viele der Aufgaben sind einfach nur „Grind“.

Mit dem Kampfsystem zurande zu kommen, kann auch ein ganz ordentlicher Bergaufkampf sein. Viele der essentiellsten Moves, etwa Laufen, Angriff und Blocken, liegen auf ein und demselben Button, was zunächst ärgerlich sein kann. Das Online-Spiel ist erst zugänglich, wenn Sie alle Stages/Levels mit Schwierigkeitsgrad „Normal“ erfolgreich absolviert haben, von denen es zum Glück nur neun gibt. Sie müssen das aber nicht allein schaffen: AI-Begleiter stehen bereit, sobald Sie ihre Knochen gefunden und sie wiederbelebt haben. Sie sind eine große Hilfe, wenn Sie am Anfang in Schwierigkeiten geraten, auch wenn sie mitunter unglaublich dumm sind, denn sie neigen dazu, Selbstmord zu verüben, indem sie zum Beispiel mitten im Feuer stehenbleiben. Splitscreen-Co-op ist ebenfalls eine Option, aber einfache Dinge wie das Verkaufen von Gegenständen werden zum Alptraum, weil die Menüdesigns nur für einen Spieler ausgelegt sind.

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Aber nach den ersten drei oder vier Stunden werden Sie die irritierenden Barrieren durchbrochen und das befriedigende Gameplay auf der anderen Seite entdeckt haben. Sobald Sie sich an die Steuerung gewöhnt und den Fluss des Kampfstils Ihrer gewählten Klasse gemeistert haben, wird es zu einem wahren Vergnügen, sich in Räume voller Feinde zu stürzen. Zusätzliche Fähigkeiten werden genau zur richtigen Zeit freigeschaltet und Sie werden sich beeilen, Ihre neuesten Attacken an den unzähligen Monstern zu erproben. In allen neun Abschnitten/Levels werden alternative Pfade freigeschaltet, während Sie die anfängliche ungefähr 12-stündige Kampagne durchspielen. Auf diesen neuen Pfaden stoßen Sie auf neue Bosse, die Ihre immer besser werdenden Kampffähigkeiten auf harte Proben stellen.

Wenn Sie die Tore zum Online-Multiplayer geöffnet haben, ist es ein Leichtes, sich einer Gruppe anzuschließen (oder Abenteurer in Ihre eigene aufzunehmen). Selbst nachdem Sie den atemberaubenden letzten Kampf überstanden haben, warten noch zwei weitere Schwierigkeitsgrade auf Sie. Wie es seinerzeit auch schon bei Diablo der Fall war, ist die Bewältigung des Spiels auf Schwierigkeitsstufe „Normal“ nur der Anfang von Dragon’s Crown. Sie werden begierig sein, herauszufinden, welch brutal herausfordernde Begegnungen in den Modi Hard (Schwer) und Inferno auf Sie warten, während Sie sich Richtung Level 99 vorarbeiten.

Von einigen Framerate-Problemen einmal abgesehen, ist die Vita Version genauso reizvoll wie ihr großer PS3 Bruder. Die Grafik ist auf dem kleinen Bildschirm ebenso beeindruckend und wenn Sie die Steuerung verinnerlicht haben, ist das Spielen darauf genauso zuverlässig und erfolgversprechend. Cross-Buy und Cross-Spiel stehen zwar nicht auf dem Menü, aber die Übertragbarkeit gespeicherter Spielstände sorgt dafür, dass Sie mystische Kreaturen auch unterwegs erschlagen können.

Dragon's Crown mag langsam beginnen, aber es wird mit jeder Stunde, die Sie investieren, zu einer zunehmend lohnenderen Erfahrung. der Zeit zu einer wirklich lohnenden Erfahrung: Trotz einiger anfänglicher Barrieren ist es eines von Vanillawares zugänglichsten Spielen, das mit seinem vertrauten Gameplay und seiner wunderschönen visuellen Gestaltung sowohl Hardcore-Spieler zufriedenstellt als auch Newcomer einlädt. Wenn Sie erst einmal verinnerlicht haben, wie Sie Ihre Lieblingsklasse richtig steuern müssen, fällt es leicht, Dragon's Crown stundenlang zu spielen. Vergessen Sie nur nicht, immer wieder einmal aufs Klo zu gehen.

PRO: Wunderschöne grafische Gestaltung; traditionelles Beat-’em-up-Gameplay mit befriedigend unterschiedlichen Klassen; sehr lohnende Kämpfe...

CONTRA: ... sobald Sie die Steuerung gemeistert haben; die Action auf dem Bildschirm kann allzu hektisch werden; man kann nicht von Anfang an online spielen.

Abschließende Bewertung

Spiel: 7,75

Spaßfaktor: 8,5

Dieses Spiel wurde für den Test vorwiegend auf der PS3 gespielt, aber gelegentlich auch auf der PS Vita.

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