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Valiant Hearts: The Great War – Der Spaß und Spiele Test

 

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Valiant Hearts: The Great War ragte angenehm aus den im Schnellfeuertakt erfolgten Spieleankündigungen auf der E3 heraus. Es sah atemberaubend aus, es gab einen kleinen Hund und es erzählte eine bewegende Story über die Schrecken des Ersten Weltkriegs. Die ersten beiden Aspekte werden im fertigen Spiel gut ein- und umgesetzt. Der letzte bringt Probleme mit sich, und zwar was die Art und Weise anbelangt, wie das Spiel mit dem Tod umgeht, aber auch im Hinblick auf die Art, wie es in Anlehnung an reale historische Informationen strukturiert ist.

Sie schlüpfen in die Rollen von insgesamt vier Charakteren, deren Leben miteinander verknüpft sind. De Charaktere sind: Freddie, ein Amerikaner, der auf Rache sinnt; Karl, ein Deutscher, der von seiner französischen Partnerin Marie und dem gemeinsamen Sohn Victor getrennt ist und nun auf der deutschen Seite kämpft; Emile, Maries Vater, der auf Seiten der Franzosen kämpft; und Anna, eine Belgierin, die als Sanitäterin arbeitet und ihren Vater sucht. Die Story ist nicht sonderlich herausfordernd und verzichtet weitgehend auf moralische Komplexität und Ambiguität, wahrscheinlich aus Angst, die Sympathie für die Hauptcharaktere zu verspielen.

Das Entwicklerteam von Valiant Hearts versucht, das Spiel spannender zu machen, indem Rätsel und Story mit Abschnitten gewürzt werden, in denen Ihr Spielcharakter in Gefahr ist. Es gibt fallende Granaten und Bomben, Maschinengewehrfeuer, das offenes Gelände auf dem Schlachtfeld beackert, und Suchscheinwerfer, die Ihre Position preisgeben, wenn Sie versuchen, der Gefangennahme beziehungsweise Gefangenschaft zu entfliehen. Man kann die Verlockung verstehen, den Spielern eine aktive Bedrohung zu bieten, wenn man versucht, über ein Ereignis zu sprechen, das den Tod von 8,5 Millionen Soldaten und vielen Millionen Zivilisten zur Folge hatte, aber die Hereinnahme dieser Bedrohungsszenarien droht, das ganze Spiel zu untergraben. Der Tod ist in Valiant Hearts fast immer eine Unannehmlichkeit, aber kein Moment schmerzlichen Verlusts. Sie starben an einer Chlorgasvergiftung? Dann sollten Sie bei diesem einige Meter zurückliegenden Checkpoint wieder ins Spiel einsteigen und es noch einmal versuchen. Wie es ja auch all diese Soldaten in den Schlachten von Ypres taten.

Das ist das Problem, wenn es eine vorgegebene Riege von Charakteren und einen fixen Handlungsablauf gibt. Es kann keinen richtigen Tod geben, außer die Autoren haben ihn vorgesehen, was bedeutet, dass es keine echte Bedrohung geben kann, solange der Spieler die Kontrolle über die Action hat. Ein im Grunde unsterbliches Quartett (plus Hund) wandert durch die zerstörten Städte und über die Schlachtfelder von Europa. Es ist eine Dissonanz, die einem bald bewusst wird und die das Spiel in keinem Moment abschütteln kann. Und tatsächlich sind in einem späteren Kapitel die Animationen für „fail“ (Scheitern) und Erfolg nahezu identisch. Als einmal beide kurz hintereinander abliefen, wurde dadurch der Umstand verdeutlicht, dass man gerade lange genug überleben muss, bis einen das Spiel mit dem gerade vorgesehenen Bedrohungsszenario konfrontiert und de Gefahr selbst aus der Spielwelt schafft.

Besser sind die Fahrsegmente, in denen die Action choreographiert ist. Sie weichen zum Beispiel Granaten aus, die im Takt von „Hummelflug“ (Flight of the Bumblebee) herniederprasseln. Auch hier besteht das Todesproblem, aber die Szenen sind zumindest interessanter.

Die Rätsel bieten nicht allzu viel Abwechslung, aber sie sind mehr als anständig implementiert. Sie werden normalerweise Hebel betätigen, Dynamitstangen werfen, Zahnräder drehen und natürlich den Hund, er heißt übrigens Walt, einsetzen, um sich Zugang zu jenen Bereich zu verschaffen, die für Menschen zu beengt oder zu gefährlich sind. Wenn Sie bei irgendeinem Rätsel nicht weiterkommen, kommt ein Hinweissystem zu Hilfe, das auf dem Bildschirm einen Alarm aufscheinen lässt, wenn Sie ein Rätsel nicht in einer bestimmten Zeit gelöst haben. Nützlich, aber diese Hinweise lassen das Gefühl aufkommen, dass Valiant Hearts versucht, das Spieltempo vorzugeben, und dass die Notwendigkeit, ein Rätsel zu lösen, mitunter der Story in die Quere kommt.

Eine weitere Seltsamkeit sind die historischen Informationen – die Fakten und Photographien, die Ubisofts Partnerschaft mit der Apocalypse Dokumentarserie zu verdanken sind. Manche der Informationen sind ins Spiel integriert, doch anderes relevantes Archivmaterial taucht während des Spielens plötzlich als „Prompt“ auf dem Bildschirm auf. Die Idee dahinter ist, dass Sie, wenn Sie möchten, mehr über das Thema lesen können, aber es reißt einen aus der Geschichte heraus, wenn man das tut

Die ins Auge springende grafische Gestaltung, der reizende kleine Hund, die Entscheidung für eine Präsentation im traditionellen Erzählstil – all diese Elemente deuten auf den Wunsch hin, das größtmögliche (vielleicht auch gar nicht Videospiele spielende) Publikum zu erreichen. Wenn man die Informationen über tatsächliche Ereignisse mitberücksichtigt, wirkt Valiant Hearts mehr wie ein Unterrichts-/Lehrprojekt, also wie etwas, das man an Schulen verteilt oder in Museen aushändigt.

Auf der offiziellen Website wird Valiant Hearts als "an animated comic book adventure“ bezeichnet. Während ich es durchspielte, hatte ich immer wieder das Gefühl, ein Animationsfilm wäre das logischere Medium für dieses Projekt gewesen. Als Spiel benötigte es eine bessere Abstimmung zwischen den interaktiven Elementen und den Ideen, die es vermitteln möchte. So wie es ist, führen der Mangel an Komplexität und die unnötige Spannung zwischen Story und Interaktivität dazu, dass man sich emotional kaum auf die Charaktere einlässt – aber genau das ist es, was das Ubisoft Montpellier Team gerne hätte. Aufgrund mangelhafter Umsetzung einer interessanten Idee lässt Valiant Hearts den Spieler weitgehend kalt.

Details

  • Preis: £12 / $15 / €15

  • Veröffentlichungstermin: 25 Juni

  • Publisher: Ubisoft

  • Entwickler: Ubisoft Montpellier

  • Website: http://valianthearts.ubi.com/

  • Multiplayer: Keiner

PRO: Einzigartige visuelle Gestaltung; die Rätsel und das Schießen sind abwechslungsreich; eine tiefempfundene Story, die in tatsächliche geschichtliche Ereignisse eingebettet ist.

CONTRA: Der Hauptbösewicht wirkt deplatziert; Rätsel sind mitunter zu leicht; Collectibles behindern immer wieder die Action.

Abschließende Bewertung:

Spiel: 6,5

Spaßfaktor: 6,75

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