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Dragon Age II tauscht episches Abenteuer gegen draufgängerische Action ein (Test)

 

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Während die Helden von Dragon Age: Origins damit beschäftigt waren, die Welt zu retten, liefen Hawke und seine Familie um ihr Leben. Ihre Geschichte von Überleben und Triumph inmitten einer Stadt, die knapp davor ist, im totalen Chaos zu versinken, steht im Mittelpunkt des düstereren, actionlastigeren Dragon Age II.

Nachdem sie vor den Darkspawn-Horden in den Nachbarstaat Kirkwall geflohen sind, müssen Hawke und seine Gefährten bald erkennen, dass es auch in dem scheinbar sicheren Hafen mehr als genug Monster gibt, nur dass diese nicht so einfach zu identifizieren sind. Die gestrandeten Mitglieder einer wilden Kriegerrasse sähen Angst und Unsicherheit unter den Bürgern und Offiziellen von Kirkwall, während die Spannungen zwischen den gefährlichen Magie-Anwendern und den die Zauberer einsperrenden Templern von Tag zu Tag zunehmen. Inmitten dieses Durcheinanders befindet sich Hawke, der dazu ausersehen ist, in biowares sehnsüchtig erwarteter Action-Rollenspiel-Fortsetzung zum großen Helden von Kirkwall zu werden. Sein oder ihr Aufstieg zur Macht ist vorbestimmt. Wie Hawke ans Ziel gelangt, bleibt Ihnen überlassen.

Warum Sie sich für dieses Spiel interessieren sollten

Dragon Age II ist der neueste Titel von BioWare, einem der wenigen Entwicklerteams, die beständig großartige Spiele hervorbringen, und die Fortsetzung eines der besten im Westen entwickelten Rollenspiele aller Zeiten. Sicher, es ist „nur“ eine Fortsetzung, aber BioWares Mass Effect 2 konnte 2010 unzählige „Spiel des Jahres“-Auszeichnungen einheimsen. Falls es ein Entwicklerteam gibt, dem zweimal hintereinander ein ganz großer Wurf gelingen kann, dann ist es dieses.

Was mir gefiel

Es wird ein komplexes Netz gewebt: Obwohl mich die engen Grenzen von Kirkwall die ausgedehnten Weiten von Ferelden vermissen ließen, brachte es BioWare fertig, eine Million Geschichten in diese nackte Stadt einzuflechten, und wenn dann der Abspann läuft, haben sich die unzähligen verschieden Handlungsstränge auf Weisen vereint, die man nie erwartet hätte. In dieser Beziehung wirkt Dragon Age II fast wie eine Staffel einer Krimi-Fernsehserie. Gewisse Charaktere tauchen immer wieder auf, doch ihre wahre Bedeutung kommt erst später im Spiel ans Licht. Mit Ausnahme einiger weniger geistloser Such- und Hol-Aufgaben hat nahezu jede Mission viel größere Bedeutung im Gesamtschema, als man zunächst vermuten würde. Unglücklicherweise beziehen sich die Ähnlichkeiten mit einem Fernsehdrama auch auf das Ende des Spiels, bei dem sorgfältig darauf geachtet wurde, keinen eindeutigen Abschluss anzubieten, damit die Spieler auch sicher bei Teil drei wieder mit dabei sind.

Alte und neue Freunde: Es wäre kein BioWare-Epos, wenn dem Helden nicht eine ganze Reihe schillernder Charaktere zur Seite stünden. Dragon Age II bietet in dieser Beziehung für jeden etwas. Treue Fans der Reihe werden die Rückkehr des Elfenmagiers Merrill und der frechen Piratin Isabela begrüßen, dien im Originalspiel nur untergeordnete Rollen spielen, diesmal aber wesentlich interessanter ausgestaltet werden, während der Zauberer Anders aus der Erweiterung Awakenigs auf ziemlich triumphale Weise wieder auftaucht. Neu dabei sind der schurkische Zwerg Varric und die menschliche Kriegerin Avelina, die der Geschichte Tiefe, Emotionen und den einen oder anderen lustigen Moment hinzufügen. Mein persönlicher Liebling ist Fenris, der frühere Elfensklave, dessen Körper mit leuchtenden Tätowierungen übersäht ist, die mit Hilfe des magischen Materials Lyrium gemacht wurden. Diese gequälte Seele mit der schaurig-kühlen Stimme und der deprimierenden Vorgeschichte ist mit Sicherheit einer der Höhepunkte des Spiels.

Die eher guten Kämpfe: Während des Spielens konnte ich mir nicht und nicht klar werden, ob ich das neue action-lastige Kampfsystem von Dragon Age II lieben oder hassen sollte. Ähnlich wie das schwerfällige Kampfsystem von Mass Effect der Third-Person-Shooter-Action von Mass Effect 2 weichen musste, gibt Dragon Age II den automatisch attackierenden MMO-Kampfstil zugunsten eines Kampfsystems auf, das aus einer Mischung von heftigem Tasten-/Knöpfedrücken und Spezialmanövern besteht. Es bedurfte einer Rückkehr zum ersten Dragon Age-Spiel, um zu erkennen, dass mir Stechen und Schlitzen lieber sind als die alte Point-and-Click-Action. Durch das neue System wird das Kämpfen instinktiver, behält aber dennoch ein wenig von der Strategie des Originals bei. Obwohl ich den Verlust der aus Origins bekannten Finishing Moves bedauere, muss ich eingestehen, dass BioWare im Bezug auf die Kämpfe auf dem richtigen Weg ist.

Was mir nicht gefiel

Das Abenteuer ist räumlich sehr begrenzt: Dragon Age: Origins war eine weitreichende Geschichte, die den Spieler und seine Gefährten quer über (und unter) einen ganzen Kontinent führte. Dagon Age II beschränkt einen auf die Stadt Kirkwall und das Gebiet direkt vor den Stadttoren und lässt einen gerade einmal eine Handvoll Schauplätze erforschen. Doch dieser beschränkte Bewegungsraum macht im Kontext der Story, die davon handelt, dass lange schwelende soziale Spannungen im Laufe vieler Jahre hochkochen, Sinn. Da man in der Stadt eingeschlossen ist, wird man unweigerlich in das sich ständig ausweitende Netz aus Intrigen und Verschwörungen hineingezogen. Dennoch ist es eine erzwungene Gefangenschaft. Dragon Age: Origins ließ einem keine Wahl. Man musste die Darkspawn besiegen oder sterben. In Dragon Age II wird Ihnen nie die Möglichkeit geboten, einfach aus Dodge zu verschwinden. Das liegt daran, dass es nicht Ihre Geschichte ist. Dies ist Hawkes Geschichte und - mit Ausnahme einiger, in der Persönlichkeit begründeter Unterschiede – Sie werden tun, was Hawke tat, und es wird Ihnen gefallen. Oder nicht gefallen, wie in meinem Fall.

Dungeons & Dragons wird recycelt: Nach ungefähr 10 Stunden meines ersten Durchspielens von Dragon Age II hatte ich alle Dungeons gesehen, die das Spiel zu bieten hat. Das liegt daran, dass es nur ungefähr zehn verschiedene Dungeons-Umgebungen gibt. Dieselbe Höhle, die einen in einer Mission zu einem Begräbnisplatz de Elfen führt, wird in der nächsten zu einer Reihe von Höhlen, die von Sklaven aus dem Fels gehauen wurden. Vielleicht ist eine Tür verschlossen und sperrt einen teil ab, doch das Layout bleibt dasselbe, bis hin zu den Orten, an denen man attackiert wird. Da es von vorneherein nur so wenige Schauplätze zu erforschen gibt, fallen diese Wiederholungen umso mehr auf.

Wer Dragon Age: Origins gespielt hat, wird auch auf altbekannte Gegner stoßen. Die meisten Kreaturen im Spiel wurden aus dem Originalspiel übernommen. Man kämpft gegen dieselben Spinnen, untoten Kreaturen, Abscheulichkeiten und Dämonen wie im ersten Spiel, mit ganz wenigen Ausnahmen.

Sloppy Seconds: Neben den recycelten Monstern und den sich wiederholenden Dungeons gibt es noch eine ganze Reihe weiterer kleiner Beeinträchtigungen, die den Eindruck unterstreichen, dass Dragon Age II überstürzt auf den Markt gebracht wurde. Texturen tauchen auf und verschwinden und sind mitunter für längere Zeit gar nicht zu sehen. Charaktere verschwanden plötzlich mitten in Dialogzeilen, wodurch es schien, als würden lange Reden vom der Luft selbst vorgetragen. Stimmliche Meldungen passen nicht mit der Story zusammen; ein relativ neuer Charakter versuchte, mich über den Tod eines Charakters, den er nie getroffen hatte, hinwegzutrösten, während ein anderer Charakter behauptete, er hätte keinen Zugriff auf einen großen Ausrüstungsgegenstand, obwohl wir selbigen Stunden zuvor wiederbeschafft hatten. Selbst mit der Musik gibt es Probleme: weite Strecken des Abenteuers sind gar nicht mit Musik unterlegt, während das simple Aufheben eines Krautes vom Boden von einer triumphalen Fanfare begleitet wird, die völlig deplatziert wirkt.

Fazit

Dragon Age II lässt den Umfang, die Freiheit und den Schliff des Originals vermissen, was aber nicht bedeuten soll, dass mir das Spiel keinen Spaß machte. Der begrenzte Raum sorgte für eine viel straffere Handlung, eine düstere und ziemlich brutale Geschichte politischer und sozialer Intrigen, die auf einer kleineren Bühne viel besser zur Geltung kommt. Es ist eine sparsame Produktion. Obwohl die Abkürzungen, die genommen wurden, um nur sechzehn Monate nach Dragon Age: Origins eine Fortsetzung herauszubringen, mitunter allzu offensichtlich sind, sorgen das Gameplay und die interessanten Charaktere dafür, dass man der billigen Szenerie nicht gar zu viel Aufmerksamkeit schenkt.

Dragon Age II wurde von BioWare entwickelt und von Electronic Arts am 10. März für PC, PlayStation 3 und Xbox 360 veröffentlicht. Spielte die Hauptstory auf der Xbox 360 als weiblicher Schurkencharakter in ungefähr 30 Stunden durch. Dilettierte dann noch lange genug mit einem Krieger und einer Zauberin herum, um dafür, dass ich einen Charakter jeder Klasse nach Kirkwall brachte, das Massenexodus-Achievement zu erhalten.

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