Sie werden vermutlich nicht allzu viel von diesem Testbericht lesen.
Wenn Sie wissen, was Portal 2 ist, werden Sie wahrscheinlich nur erfahren wollen, ob das Spiel gut ist (ja, es ist gut) und ob es lang genug ist, um dafür den vollen Preis zu bezahlen (das hängt davon ab, wie viel Sie verdienen).
Wenn Sie nicht wissen, was Portal 2 ist, sollten Sie keinesfalls weiterlesen. Im Gegensatz zu Legionen von Portal-Fans können Sie sich von der Erfahrung überwältigen lassen, die ein Portal-Spiel bietet. Mehr zu verraten, würde das ruinieren.
Es wird nach diesem Satz dennoch einen Testbericht, eine Kritik geben, denn es gibt Dinge, die angesprochen werden müssen.
Portal 2 ist der Nachfolger des überraschenden Kritiker- und Verkaufshits Portal aus dem Jahre 2007. Vor seiner Veröffentlichung war dieses Spiel immer als First-Person Puzzle Game beschrieben worden. Man war diese Person, dieses Labortestsubjekt, und hatte diese Waffe. Sie schoss zwei Portale, die an den meisten Oberflächen in der Welt des Spiels, den Laboren von Aperture Science, haften konnten. Man konnte das eine Portal betreten und beim anderen wieder herauskommen. Das war eigentlich alles, doch was man damit tun konnte, war atemberaubend: stellen sie sich zum Beispiel vor, Sie schießen ein Portal an die Wand und ein weiteres an die Decke und gehen dann durch die Wand, nur um von der Decke herunterzufallen.
Leute, die das Portal spielten, fanden sehr schnell heraus, dass das Spiel nicht nur das war, als was es angepriesen wurde. Es bot eine Geschichte. Es gab einen Bösewicht. Es wartete mit einem tollen Song und ausgezeichneten Witzen auf. Es war eine exzellent geschriebene schwarze Komödie, die dafür sorgte, dass sich der Spieler mitunter ein wenig schuldig fühlte.
Portal 2 ist der Nachfolger dieses Spiels und wartet mit einer längeren Story auf. Es bietet neue rätselhafte Portal-Herausforderungen, einige neue Fähigkeiten und eine separate Co-op-Kampagne, die für sich allein schon den Umfang des ersten Spiels übertrifft. Es ist noch immer eine schwarze Komödie.
Warum Sie sich für Portal 2 interessieren sollten
Es ist die Fortsetzung eines der von Kritikern am meisten gelobten Spiele des letzten Jahrzehnts. Allein schon deshalb verdient es Aufmerksamkeit. Das neue Spiel wird weisen, ob Portal nur als Kleinod funktionierte oder das Zeug zur Serie hat.
Was mir gefiel
Die wiederkehrende Exzellenz: Der Spieler ist wiederum ein stummer Benützer einer Portal-Waffe, eine glorifizierte Laborratte, die ihre Waffe und ihren Verstand einsetzen muss, um die Testräume des Aperture Sciene Labors zu durchlaufen. Jeder Raum stellt den Spieler durch Abgründe, die überwunden werden müssen, Schalter, die zu betätigen sind, und unmögliche Sprünge, die absolviert werden müssen, vor große Herausforderungen, die nicht mit guten Reflexen und Körperkraft, sondern durch das überlegte Platzieren von zwei Portalen bewältigt werden müssen.
Man wird wiederum mit undurchsichtigen Rätseln konfrontiert, die zu lösen großen Spaß macht. Mann ist einmal mehr stummer Spieler in einer schwarzen Komödie, die diesmal jedoch um einiges besser geschrieben und gespielt ist als beim ersten Versuch. Ich könnte Ihnen den Plot verraten, aber das würde den Spaß und die Spannung allzu sehr mindern. Lassen Sie mich nur sagen, dass Sie, falls Sie die passiv-aggressive Quälerei durch GLaDOS, den Supercomputer von Aperture Science, der wohl als schändlichster Strippenzieher der Spielewelt gelten muss, im vorangegangenen Spiel mochten, an den Ereignissen in Portal 2 ebenfalls Gefallen finden werden.
Neue Herausforderungen: Die Rätsel des Nachfolgers sind um einiges komplizierter als diejenigen des Originals, was vor allem der Hinzufügung von neuen Hindernissen Traktorstrahlen und einer besonderen Farbe, die die Eigenschaften der Oberflächen verändert, auf die sie tropft, zu verdanken ist. (Letztere Idee war toll genug, das die Leute, die sie in dem Indie-Spiel Tag: The Power of Paint entwickelt hatten, von Valve Software, den Machern von Portal, engagiert wurden, um sie auch in Portal 2 zu integrieren.)
Besserer Look: Die Portal-Spiele sind visuell spartanisch. Die Farbpalette besteht fast nur aus Schwarz-, Weiß- und Grautönen, wie in einem Hochtechnologie-Labor auch nicht anders zu erwarten ist. Das Design war schon im ersten Spiel so stark, dass selbst die kleinen Gefechtstürme Fans haben.
Das neue Spiel belebt diese Palette nicht durch mehr Farben, sondern durch die Animation der Welt. Wo Spiel von Super Mario Bros. bis hin zu Assassin´s Creed vorwiegend unbewegte Landschaften und Hintergründe präsentierten, sind die beschädigten Labors von Portal 2 angefüllt mit sich bewegenden Kolben, verschiebbaren Wänden, herunterfallenden Deckenplatten und etlichem mehr. Diese Fortsetzung greift die Idee der „zerstörten Schönheit“ von Gears of War auf - ein Stil, der die Spieler animiert, sich vorzustellen, was wohl die Umgebung zerstört haben mag, durch die sie sich bewegen – und intensiviert sie, indem die Reparatur vieler der Zerstörungen gezeigt wird. Das Resultat ist eine wunderbare Animation einer faszinierenden Welt, die direkt vor den Augen des Spielers abläuft.
Mehr Aufregung: Trotz seiner Vortrefflichkeit bot das erste Portal eine eher verhaltene Spielerfahrung, denn es handelte sich um ein Spiel für Denker, das vor allem durch Überlegung und Ausprobieren zu bewältigen war. Das neue Spiel ist dem oftmals sehr ähnlich, doch werden auch Ereignisse von außerordentlicher Größe und atemberaubender Intensität daruntergemischt. Diese Sequenzen machen das Spiel nicht unbedingt schwieriger, sorgen aber dafür, dass es mehr an Uncharted erinnert und einige derselben Spannungsmomente liefert, die man auch in Sommer-Blockbustern im Kino findet. Die dynamische, vorwiegend instrumentale Begleitmusik hilft dabei maßgeblich.
Das ganze Co-op-Dings: Die meisten meiner Lieblingsrätsel in Portal 2 finden sich in der Co-op-Kampagne. Dabei handelt es sich um eine Reihe separater Missionen, in denen Spieler die Kontrolle über zwei Roboter übernehmen, von denen ein jeder in der Lage ist, sein eigenes Paar verbundener Portale zu generieren. Die Handlung dieser Kampagne kann nur als sehr dünn beschrieben werden, aber das macht nichts. Das Hauptereignis im Co-op-Modus sind die Verschlossener-Raum-Puzzles, aus denen jedes der fünf Kapitel der Kampagne besteht. Ein Kapitel dieser Kampagne wird zwei neue Spieler ungefähr zwei Stunden beschäftigen, sofern sie nicht superintelligent sind. Der Fortschritt kann nach jedem erfolgreich absolvierten Raum gespeichert werden, doch viele Spieler werden es vermutlich lohnender finden, wie in einer Left4Dead-Kampagne sich in einem Rutsch bis zum Ende eines Kapitels durchzukämpfen.
Doch seien Sie gewarnt: Rätsel, die zwei Spieler und bis zu vier Portale einbeziehen, können ziemlich schwierig sein. Der Co-op-Modus bereitet viel mehr Kopfzerbrechen als die Einzelspielerkampagne. Mich störte das nicht im Geringsten. Es gibt derzeit nur sehr wenige Spiele, die es zwei Spielern erlauben, sich ohne große Hektik am gemeinsamen Lösen von Problemen zu erfreuen.
Elegante Hilfe: Das neue Spiel bringt den Spielern die mitunter verrückt anmutenden Portalmanöver nach und nach näher und verlangt ihnen keine wahnsinnigen Ninjafähigkeiten ab. Das Spiel korrigiert sogar die Platzierung eines Portals, um sicherzustellen, dass ein kleiner Fehler beim Zielen nicht zu großer Frustration führt. Man kann die helfende Hand der Macher von Portal 2 sehen, wenn man genau aufpasst, doch die kleinen Eingriffe passieren sehr unauffällig und sorgen nur dafür, dass den Spielern nicht der letzte Nerv gezogen wird.
Der Humor: Die Erdäpfelsache ist lustig. Die Sache mit den Zitronen fand ich auch ganz witzig. Aber Sie möchten sicher nicht, dass ich Ihnen den Spaß verderbe, oder?
Was mir nicht gefiel
Man ist schnell damit fertig: Den meisten Spielern wird es sehr schwer fallen, das Spiel nicht in rasch bis zum Ende durchzuspielen. Obwohl ich für das Hauptabenteuer gut neun Stunden und für den Co-op-Teil rund sieben Stunden brauchte, macht alles so viel Spaß, was nicht zuletzt daran liegt, dass eine interessante Sequenz nahtlos in die nächste übergeht, dass es wirklich äußerst schwer ist, mittendrin mit dem Spielen aufzuhören. Das ist kein Fehler des Spiels; es ist nur ein Merkmal. Portal 2 geht wie im Fluge vorüber. Sobald es vorüber ist, fällt es schwer, noch einmal von vorne zu beginnen. Dies ist kein Spiel im Stile von Mass Effect, bei dem sich die Geschichte beim zweiten Mal ändern kann, und es ist nicht einmal ein modernes Mario-Spiel, bei dem man durch neuerliches Spielen neue Areale freischalten kann. Obwohl es interessante Ecken und Winkel zu entdecken gibt, besteht eigentlich keine Chance, dass man beim zweiten Durchspielen von Portal 2 noch irgendetwas Neues entdeckt. Wenn man bedenkt, dass die Hauptherausforderung bei den Portal-Spielen darin besteht, die Puzzles zu lösen – wobei man die meiste Zeit damit zubringt, herauszufinden, wie man aus diesen verdammten Räumen herauskommt -, dann kommt einem ein zweites Durchspielen fast so vor, als werde einem ein Kreuzworträtsel vorgelegt, das man erst wenige Tage zuvor gelöst hat.
Das Hinzufügen eines Mehrspielerteils zu einem Videospiel soll im Allgemeinen den Widerspielwert erhöhen, weil man davon ausgeht, dass wettkampfmäßiges Spielen nie seinen Reiz verliert. Der Mehrspielermodus von Portal 2 ist jedoch kooperativ und basiert wie die Hauptkampagne auf dem Lösen von Rätseln. Das macht beim ersten Mal wirklich Spaß, doch das Vergnügen lässt bei einem zweiten Durchgang erheblich nach. Falls Sie Spiele lieben, die Sie an einem Wochenende komplett durchspielen können, um sich dann dem nächsten zuzuwenden, dann können Sie bei Portal 2 bedenkenlos zugreifen. Doch falls Sie ständig neue Erfahrungen brauchen, dann wird das Spiel seinen Reiz schnell verlieren.
Fazit
Portal 2 hat einiges mit dem letztjährigen Bioshock 2 gemein. Beide Spiele sind Fortsetzungen beliebter Originale, die die Spieler an außergewöhnliche Orte entführten. Beide Spieler beeindruckten die Spieler durch die intelligente Handlung und die gelungen Dialoge und gewannen durch späte, überraschende Wendungen, die das Verständnis der Spieler von dem, was sie da spielten, gehörig durcheinander brachte, die Gunst von Kritikern und Publikum. Käufer von Portal 2, die Portal kennen, lassen sich durch so etwas nicht noch einmal aus der Fassung bringen. Sie werden es erwarten.
Da es nun nicht mehr wie eine neuentdeckte Spezies wirken kann, muss Portal 2 einfach das bessere Portal-Spiel sein. Es ist nicht nur umfangreicher, sondern auch cleverer. Die Puzzles sind raffinierter und machen Spaß, obwohl sie einem mitunter einiges an Denkarbeit abverlangen. Das Original mag eine einfachere Geschichte gehabt haben, doch der Nachfolger wartet mit dem interessanteren Gameplay auf und bietet die tolle Gelegenheit, mit einem Freund zusammen das Co-op-Abenteuer zu bestehen, das man auf keinen Fall versäumen sollte. Valve hat (fast) alles richtig gemacht. Dies ist ein großartiges Spiel.
Portal 2 wurde von Valve Software entwickelt und am 19. April für PC, Mac, PlayStation 3 und Xbox 360 veröffentlicht. Spielte die komplette Solokampagne sowie die gesamte Co-op-Kampagne, letztere in einer Mischung von Online- und lokalem Splitscreen. Umarmte meinen Co-op-Mitspieler einige Male - von Roboter zu Roboter -, wobei ich nur einmal den virtuellen Tod meines Kumpels verursachte.
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