Ich halte sehr viel von der „Spiele als Kunst“ Idee und finde es stets aufs Neue faszinierend, dass so vielen Menschen die spannenden, unterhaltsamen und emotional fesselnden Elemente der Videospiele entgehen. Doch es gibt auch Momente, da trage ich selbst dazu bei, dass meine Freunde und Familie ihren Mangel an Respekt gegenüber den Spielen beibehalten, wenn sie mich nämlich beim Spielen eines Titels mit besonders peinlichen Dialogen überraschen. Mitunter handelt es sich dabei um eine vorsätzlich angewandte Schreibtechnik, um Spannung oder Humor zu erzeugen, aber zumeist sind einfach ungeheuer schlampige Autoren am Werk, deren abstoßendes Geschreibsel so manches Spiel unerträglich macht. Hier sind meine Top 10 der Spiele mit den schrecklichsten Dialogen. (Anmerkung: Ich spiele selbstverständlich immer mit der englischen Originalsprachausgabe.)
10. Metal Gear Solid 2: Sons of Liberty
Ich wette, Sie dachten, ich würde mich auf Colonel Campells geschwätzige Codec-Koversationen während Raidens Weg durch Arsenal Gear beziehen, doch selbst außerhalb von Arsenal Gear ist Sons of Liberty mit pienlichen Dialogen vollgepackt. In diesem Dialog wird besonders viel Heikles auf einmal zur Sprache gebracht, weshalb Raidens Ignoranz hier durchaus etwas Positives an sich hat. Obwohl diese Gespräche mit Absicht so geschrieben wurden, war es dennoch etwas peinlich überrascht zu werden, während man einer Konversation über Bisexualität lauscht. Kojima, Du hinterlistiger so und so.
9. Tenchu: Stealth Assassins
Die älteren Tenchu-Spiele waren von der Präsentation her immer eher i n die „so schlecht, dass es schon wieder gut ist“ Kategorie einzureihen und gelten heute als Retro-Klassiker der grellsten Sorte. Obwohl die Texte, die die Charaktere von sich geben, wahrlich nicht berauschend sind, ist es der hölzerne Vortrag, der das Ganze erst so richtig peinlich macht. Das verleiht zwar dem Spiel einen eigenwilligen Charme, etwa in der Art eines billigen Ninjafilmes, aber dennoch handelt es sich um einen Fall von extrem peinlichen Dialogen. Springen Sie bitte zu 4:46, um zu hören, was ich meine.
8. ClockTower 3
Horror ist einen jener Genres, in denen man viel Schaden anrichten kann, wenn man nicht weiß, was man tut. ClockTower 3 ist ein hervorragendes Beispiel dafür: ein gutes Konzept, das durch Klischees und abgeschmackte Dialoge zunichte gemacht wird. Es gibt Momente, in denen man das Spiel als schwarze Komödie genießen kann, aber andere Momente deuten darauf hin, dass es ernst genommen werden will. Ich weiß wirklich nicht, was ich davon halten soll.
7. Evil Zone
Evil Zone war trotz seiner offensichtlichen Probleme ein cooles Kampfspiel. Es war rasant, leicht zu erlernen und besaß die 3D-Bewegung, die heutzutage bei Kampfspielen alltäglich ist. Das Skript war jedoch richtig erbärmlich; die hälfte der Zeit macht es keinen Sinn. Ich weiß nicht, ob dies Absicht war oder an der schlechten Übersetzung lag. Entscheiden Sie selbst.
6. Vampire Night
Light Gun Shooter sind nicht gerade für ihre tolle Handlung bekannt, aber Vampire Night ist ein besonderes Beispiel für ein Spiel, das unter einem peinlichen Skript und nicht gerade professionell vorgetragenen Dialogen leidet. Es gehört zur Kategorie jener Spiele, die aufgrund ihres Inhaltes in die B-Movie-Ecke passen, doch die Dialoge sind dessen ungeachtet einfach nur peinlich. Das Gameplay kann sich hingegen sehen lassen und macht Vampire Night zu einem unterbewerteten Klassiker des Light Gun Shooter Genres.
5. Granstream Saga
Gute Rollenspiele bieten mit die fesselndsten Spielerfahrungen, aber schlechte können dafür so richtig schlecht sein. Ich erwähne dies im Zusammenhang mit Granstream Saga, einem Rollenspiel für die PS1 mit einem herrlichen Old-School-Stil, das durch unzählige Gameplay-Mängel und Klischees ruiniert wurde. Das mit Abstand größte Problem war jedoch die grottenschlechte Übersetzung, die zusammen mit den schlecht gesprochenen Zwischensequenzen (die für die damalige Zeit toll aussahen) für viele peinliche Momente sorgte.
4. Enchanted Arms
Man schrieb das Jahr 2006. Ich hatte soeben eine Xbox 360 erworben und freute mich schon darauf, einige meiner liebsten Spiele in HD zu genießen, da sie gerade neu veröffentlicht wurden. Leider war das erste echte Rollenspiel, das mir unterkam, Enchanted Arms, ein bestenfalls mittelmäßiges Spiel, das man schnell wieder vergessen hat. Ich kann durchaus nachvollziehen, dass das Spiel mittlerweile so etwas wie Kultstatus genießt, aber ich konnte und kann die kitschigen Dialoge und die zweitklassigen Sprecher nicht ertragen.
3. Resident Evil
Eine Liste wie diese wäre nicht komplett ohne die nun schon legendäre Zeile „Master of unlocking“ aus Resident Evil. Andere Zeilen, etwa das „Jill Sandwich“, kamen in die nähere Auswahl, konnten es aber letztlich nicht mit der berühmt-berüchtigten Schlossknacker-Szene aufnehmen. Roboterartig geschrieben und schlecht vorgetragen, ist diese Zeile ein schrecklicher und peinlicher Klassiker der Videospielgeschichte, aber zugleich ein sehr unterhaltsamer.
2. Castle Shikigami 2
Es gibt kaum etwas Besseres als wortwörtliche Übersetzungen, wenn es darum geht, humorvoll schlechte Dialoge hervorzubringen. Castle Shikigami 2 wirkt bisweilen trocken und kalkuliert und macht in anderen Momenten überhaupt keinen Sinn, weshalb es geradezu als Paradebeispiel für ein schlechtes Skript gelten kann. Zusammen mit dem hohlen Vortrag wird daraus etwas ganz Besonderes. Es ist ohne Zweifel schrecklich, aber zugleich auch unterhaltsam. Es ist peinlich mitanzusehen, aber ich freue mich, dass es existiert.
1. Zelda: Wand of Gamelon
Der Klassiker höchstselbst. Schlechte Sprecher und Charakterisierung sind schon schlimm genug, aber alles wird noch eine Million Mal ärger, wenn eine so beliebte Reihe völlig falsch interpretiert wird. Alle drei Zelda-Spiele, die für CD-i entwickelt wurden, sind lustig anzusehen, aber es wird deprimierend, wenn man daran denkt, dass sie in den 90-er Jahren als echte Zelda-Titel verkauft wurden. In Momenten wie diesen ist es wirklich peinlich, ein Gamer zu sein.
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