Während Dragon Age: Origins von vielen für das unterbewertete Juwel in BioWares Krone gehalten wird, sorgte Dragon Age II für mehr als geteilte Reaktionen. Um ganz offen zu sein, das Spiel war nicht perfekt; kleine Fehler wie wiederverwertete Umgebungen und sich wiederholende Kämpfe drohten, eine starke Geschichte und eine gelungene welt zu untergraben. Also, schafft es das Legacy DLC – das, so versprach man uns, einige dieser Mängel beseitigen soll - nun endlich, das volle Potenzial des Darkspawn-köpfenden Rollenspiels auszuschöpfen?
Zu Beginn von Legacy wird die Hawke-Familie angegriffen. Es stellt sich heraus, dass ein die Clan von Zwergen, genannt The Carta, an „das Blut des Hawke“ gelangen möchte. Sollte besagtes Blut zu diesem Zwecke vergossen werden müssen, hätten die üblen Kerle nichts dagegen einzuwenden. Was darauf folgt, ist ein Dungeonserforschungs-Abenteuer, in dem Hawkes geliebtem verstorbener Vater, verbotenen Zaubern und einem uralter Darkspawn, dessen Gesicht wie eine zu stark erhitzte Mikrowellen-Pizza aussieht, wichtige Rollen zukommen. Auf dem Papier klingt das durchaus interessant. Das Problem ist nur, das es relativ wenig zu tun gibt. Lediglich im letzten Akt (soll heißen: ungefähr während der letzten 45 Minuten) wird der Plot richtig interessant. Und selbst dann hat Ihre große moralische Entscheidung nur Auswirkung darauf, wer Ihren glorifizierten Führer bis zum unvermeidlichen Boss-Endkampf spielen darf.
Positiv zu vermerken ist, dass Legacy keine der überarbeiteten Umgebungen von Dragon Age II aus dem wohlverdienten Ruhestand zurückholt. Stattdessen sind alle drei großen Umgebungen neu – und sehen größtenteils gut aus. Es ist jedoch in erster Linie ein Sieg des Stils über die Substanz, denn man begibt sich unter die Erdoberfläche, um sich durch eine Reihe überwiegend linearer Gänge zu kämpfen.
Die Kämpfe sind mit Sicherheit das Beste an Legacy und nehmen den mit Abstand größten Teil der ungefähr vier Stunden Spieldauer des DLC in Anspruch. Das soll nicht heißen, dass dies nur schlecht ist; zwischen den unzähligen zermürbenden „Quantität vor Qualität“-Kämpfen finden sich immer wieder sehr interessant gestaltete Feindbegegnungen. Unzählige Fallen, die einen leicht den Kopf kosten können, peppen die Action auf – obwohl das Drücken des großen roten Knopfes einem selbst und den eigenen Begleitern oft mehr Schaden zufügt als den Feinden. Einige wenige neue Feinde erheben ihre schrecklich verunstalteten Häupter, wobei der mit einem großen Schild ausgestattete Genlock Alpha und der kampferprobte Bronto den Spieler zu intensiven taktischen Katz-und-Maus-Spielen zwingen. Die Umgebungen scheinen auch bewusst so gestaltet zu sein, dass interessante Kämpfe möglich werden – vor allem im Hinblick auf Höhe und Positionierung.
Doch zumeist bekommt man es mit den immer gleichen zwergenartigen Armeen oder Bösewichten zu tun, die direkt hinter einem auftauchen. Selbst die wenigen Bosse, gegen die man anzutreten hat, sind recht einfach zu besiegen - mit Ausnahme von Mr. Final Boss McDarkspawn höchstpersönlich, der ein kompliziertes Durcheinander ist. Kurz gesagt, er liebt es, Ströme von Feuer durch den Raum zu schießen, denen man kaum ausweichen kann und die einen zwingen, sich durch felsige Minilabyrinthe zu quälen, um sichere Punkte zu erreichen. Das Problem ist nur, dass die für die Wegfindung der Begleiter zuständige AI vor dem kleinsten Hindernis in die Knie geht und den Geist aufgibt, weshalb man gezwungen ist, jeden einzelnen händisch in Sicherheit zu bringen. Doch haben die Begleiter erst einmal ein sicheres Fleckchen erreicht, neigen sie dazu, sofort wieder in das todbringende Feuer zurückzulaufen. Das Resultat ist ein frustrierender, zeitaufwendiger und unnötig komplizierter Kampf.
Der Endkampf verdient jedoch immerhin Lob dafür, dass er es wagt, nun ja, wagemutig zu sein. Ein Großteil von Legacy geht auf Nummer sicher und begnügt sich mit 08/15-Gameplay, das nie echte Spannung aufkommen lässt. Falls Sie nicht zu den eingefleischten Dragon Age II-Fans zählen, sollten Sie diese Erweiterung wahrscheinlich auslassen.
PRO: Einige nett gestaltete Feindbegegnungen; neue Feinde machen die Sache interessanter; zur Abwechslung einmal wirklich neue Umgebungen.
CONTRA: Die meisten Kämpfe sind repetitiv, lang und hirnlos; der Kampf gegen den Endboss ist ein frustrierendes Chaos; nur wenige Stunden lang; nicht gerade berauschende Story.
Abschließende Bewertung
Spiel: 4,25
Spaßfaktor: 3,75
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