Ahem. Da vergaß ich doch glatt, darüber zu berichten, obwohl ich darüber viel auf anderen Websites gelesen und sogar Kommentare verfasst habe. Nun, ich beschäftige mich eben mehr mit Spielen als mit Hardware. Das mag ein Fehler sein, aber ich gehöre nun einmal nicht zu diesen Technikbesessenen. Das ist meine Entschuldigung. Wie dem auch sei, Razer stellte ein neues Projekt vor, und zwar einen Gaming Laptop mit dem cleveren Namen „Razer Blade“, wobei die guten Leute aus irgendeinem Grund annehmen, es handle sich dabei um den ersten echten Gaming Laptop der Welt (was ihr Bekanntgabevideo beweist). Die Spezifikationen sind ganz in Ordnung, nehme ich an - 2.8GHz i7, 8GB RAM, GeForce GT555M -, aber das wahre Highlight sind Gewicht und Abmessungen: 3,2 kg und 22,5mm dick. Das bedeutet, dass das gute Stück angenehm zu transportieren ist. Es verfügt über ein äußerst schickes Touchpad/Screen-dings und LCD Hotkeys. Wunderbar. Leider kostet der Laptop $2800.
Das ist also das Video. Wie schon sehr viele Leute ganz richtig festgestellt haben, kann man sich für $2800 derzeit Desktop-PCs der absoluten Spitzenklasse kaufen. Außerdem wirkt der Preis im Vergleich mit dem der Gaming Laptops von Alienware doch recht überzogen. Der Razer Blade ist dünner und um einiges hübscher als die grellbunten Abscheulichkeiten von Alienware, mit denen man nicht allzu gerne in der Öffentlichkeit gesehen wird, aber so toll ist er in Sachen Leistung nun auch wieder nicht. Die Grafikkarte ist der Engpass. Und wenn wir schon beim Kritisieren sind: Wo ist der SSD?
Joel Johnson veröffentlichte auf Kotaku eine interessante und provokante These, der zufolge der Razer Blade Gaming Laptop im Falle des Erfolges zu so etwas wie einem Standard im PC-Gaming-Bereich werden und so im Laptopkampf gegen Apple eine wichtige Rolle spielen könnte – aber selbsterständlich nur, wenn es Razer gelingt, den Preis deutlich zu reduzieren. Dies hatte eine wahre Flut an „Ich habe mir selbst einen PC zusammengebaut und möchte die freie Wahl haben etc.“ Kommentaren zur Folge. Aber diese These zielt nicht darauf ab, die schier endlosen Hardware-Möglichkeiten des PC zu begrenzen, sondern argumentiert, dass es für die Spieleentwickler wesentlich leichter wäre, wenn es einen gewissen Standard gäbe, auf den sie hinarbeiten könnten. Zurzeit orientieren sie sich nach der verdammten 360, was bedeutet, dass die PCs so behandelt werden, als hätten sie dieselben Leistungsdaten wie diese mistige alte Hardware. Im schlimmsten Fall führt das dazu, dass sich die Entwickler ihre Spiele nicht auf schneller Prozessoren und viel mehr RAM abstimmen, sondern die Extrakräfte des PC einfach dazu nützen, die Performancemängel schlechter Portierungen auszubügeln – hallo, GTA 4, ich habe dich hier gar nicht bemerkt…
Falls Sie zeitgenössischen Beweis benötigen, dass der PC dringend als Gerät mit höherer Leistung ernstgenommen werden muss, sehen Sie sich nur einmal DXHR an, eines der PC-igsten Spiele des Jahres. Das Spiel mag Design aus den guten alten Tagen bieten, aber visuell bedient es Spezifikationen aus dem Jahre 2005. Wären die PC-Versionen der Spiele auf viel mehr RAM abgestimmt (vor allem viel mehr Video-RAM - ich habe hier 8GB RAM und 2GB Video-RAM und spiele Portierungen, die für 512 MB Gesamt-RAM entwickelt wurden), dann könnten wir uns auf echte Knaller freuen, anstatt uns mit dem Standard „vergleichbar mit Konsolen“ begnügen zu müssen. Mehrere Millionen Spieler, die mehr oder weniger den gleichen Laptop benützen, würden sicher dazu führen, dass die großen Entwickler den PC anders behandeln würden, als sie es derzeit tun, wo sie es mit einer Gruppe zu tun hat, die mit Geräten ausgestattet ist, die Ungetüme aus der Zeit der Jahrtausendwende ebenso umfassen wie vereinzelt gesichtete i7.
Ich denke jedoch, dass es zunächst wichtiger wäre, den Menschen begreiflich zu machen, wie kostengünstig ein ganz normales Desktop-PC-Setup heutzutage ist. Vielleicht möchten wir, dass das Spielen mobil ist, aber wenn man sich mit der stationären Variante begnügt, muss es gar nicht teuer sein. Ein ernstzunehmendes Gaming-Setup ist schon geradezu lächerlich billig und verfügt über mehr als genug Power, aber die meisten Leute sind gedanklich Ende der 90-er Jahre stehengeblieben und meinen „Nun ja, ich würde gerne auf dem PC spielen, aber ich möchte keine €2000 Euro investieren.“ Der Razer Blade dürfte daran wenig ändern. Wecken sie mich bitte, wenn ein ernstzunehmender Gaming-Laptop für unter €1000 bekanntgegeben wird.
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