Der spirituelle Nachfolger von Demon’s Souls ist ebenso genial wie schwer und wird so zu einem der besten Spiele seiner Generation
Dark Souls ist eine der rauesten, intensivsten Spielerfahrungen, die man zurzeit haben kann. Während ich mich bemühte, seine Tiefen zu erforschen, empfand ich Schrecken, Klaustrophobie, Qual und Triumph. Ich kann mich nicht erinnern, dass mich je ein Spiel so erschöpft, aber auch so euphorisch zurückließ.
Einfach ausgedrückt: Wenn Demon’s Souls Castlevania ist, dann ist Dark Souls Castlevania: Symphony of the Night. Die unterschiedlichen Welten, aus denen sich Demon’s Souls zusammensetzt, wurden durch eine riesige, nahtlose Welt ersetzt, deren Erforschung mehr als 80 Stunden in Anspruch nehmen kann. Sie mag nicht die weiten Ebenen und die hohen Berge von Oblivion bieten, ist deshalb aber nicht weniger beeindruckend.
Sie schlüpfen – wie auch schon im spirituellen Vorgänger – in die Rolle eines einsamen Kämpfers, der sich mit Hilfe von Schwert, Schild und ein wenig Magie gegen die dämonischen Legionen der Welt verteidigen muss. Was Dark Souls so effektiv macht, ist das Gefühl, dass hinter jeder Ecke der Tod lauert. Ein unachtsamer Schritt kann dazu führen, dass Sie von Zombies umringt sind oder von einem riesigen Troll totgeprügelt werden.
Das alleine wäre nur frustrierend, aber die intensiven Duelle, aus denen ein großer Teil des Gameplay besteht, machen das Spiel zu einem Highlight. Jeder einzelne Feind ist in der Lage, Ihnen einen schnellen und schmerzhaften Tod zu bereiten; ihn zu besiegen, erfordert eine überlegte Mischung aus genau getimten Gegenangriffen, Ausweichmanövern und Blocken. Der Klang der Waffen, die Art und Weise, wie ein Feind zurücktaumelt, wenn man ihn richtig trifft, sowie der Umstand, dass Sie ein mächtiger Treffer zurückschleudern kann, selbst wenn Sie sich mit dem Schild schützen, machen die Kämpfe realistischer und bedeutungsvoller als in den meisten anderen Videospielen.
Diese mehr oder weniger spontanen Duelle sorgen dafür, dass die Welt von Dark Souls ständig bedrohlich wirkt; nicht die „Huh!“ Schreckmomente der meisten modernen Survival-Horror-Spiele, sondern ein Gefühl, als würde sich die Welt um einen zusammenziehen. Einmal rannte ich blindlings durch eine dunkle Kirche, da ich keine Heiltränke mehr hatte und beinahe tot war. Ich bog um eine Ecke und stieß beinahe mit einem riesigen Ritter mit mächtigem Streitkolben zusammen, konnte mich aber rechtzeitig ducken, sprintete weiter durch eine Tür auf eines der Lagerfeuer im Spiel zu. (Diese Lagerfeuer sind die neuen Kontrollpunkte im Spiel und dienen als spontane Hubs in den verschiedenen Gegenden des Spiels.) Dieses Erlebnis versetzte mich in Hochstimmung - und das ist meiner Meinung nach der Heilige Gral der Spieleentwicklung.
Diese Momente erreichen in den Bosskämpfen ihren absoluten Höhepunkt, die wohl in ihrer Größe nur von Shadow of the Colossus annähernd erreicht werden. Sie bekommen es unter anderem mit riesigen Drachen, einer wahrhaft gigantischen Hydra und einem extrem bösartigen Schmetterling zu tun. Jeder dieser Kämpfe ist ebenso einmalig wie herausfordernd; gegen diese Kreaturen zu kämpfen, gibt einem wirklich das Gefühl, ein winziger David in einer Auseinandersetzung mit einem überdimensionalen Goliath zu sein und jeden Moment zerquetscht werden zu können. Das macht die Sache nur umso befriedigender, wenn es Ihnen letztlich gelingt, diese Gegner zu Fall zu bringen.
Das allein würde schon ausreichen, Dark Souls zu einem exzellenten Spiel zu machen, aber die Online-Integration sorgt dafür, dass es zu etwas wahrhaft Besonderen wird. Einige dieser Elemente sind rein atmosphärisch: Sie können zum Beispiel die „Awakening Bell“ läuten, nachdem Sie zwei widerliche Gargoyles besiegt haben, und andere Spieler werden dieses Signal hören. Andere Elemente sollen für eine persönlichere Bindung zwischen den Spielern sorgen, indem sie etwa Botschaften mit hilfreichen Tipps oder Aufmunterungen hinterlassen können (ein Spieler verteilte zum Beispiel Zettel, auf denen „Goood Luck!“ steht überall in der Welt).
Aber mein liebstes Online-Feature ist das Fraktionen-System, das mit Dark Souls neu eingeführt wurde. In der ganzen Welt verstreut finden sich Vertreter der verschiedenen Fraktionen, die von gut bis hin zum reinen Bösen reichen. Jede dieser Fraktionen bietet ihre eigenen Vorteile und Herausforderungen. Schwören Sie einer Fraktion Treue, kann es sein, dass Sie gegen Spieler kämpfen müssen, die sich einen Weg durch den Wald bahnen und dieser Fraktion nicht angehören. Schließen Sie sich einem anderen Bund an und Sie müssen sich einigen Bossen nicht stellen.
Einer der Fraktionen zu dienen, kann Ihnen zu mächtigen Fähigkeiten verhelfen, aber der Beitritt will gut überlegt sein, denn wenn Sie sich einem dieser Bünde verschrieben, entgehen Ihnen womöglich andere Gelegenheiten. Es ist ein faszinierendes Feature, und zwar eines von der Sorte, die ein zweites Durchspielen lohnenswert macht, nur um herauszufinden, was passiert, wenn man sich einer anderen Gruppe anschließt. Und das Ganze ist sehr gekonnt in die Offline- und Online-Komponenten integriert.
Dark Souls ist ein aufregendes Spiel; eines, das nicht davor zurückschreckt, sich dem Trend entgegenzustellen und eine dichte, herausfordernde Spielerfahrung zu bieten, die sich nur mit Geduld erschließen lässt. Es ist nicht eines der Spiele, die man an einem Wochenende durchspielen kann. Einige der grausameren Elemente werden wohl manche n die Lust am Weiterspielen rauben (Sie werden sehen, was ich meine, wenn Sie zum ersten Mal verflucht werden). Ich bin zwar ein großer Fan der Serie, aber der Umstand, dass ich Dutzende Feinde neuerlich besiegen musste, um zu einem Boss zu gelangen, der mich binnen fünf Sekunden töten wird, erhöhte meinen Blutdruck erheblich.
Aber selbst in den frustrierendsten Momenten war mir stets bewusst, dass es andere Teile der Welt gibt, deren Erforschung sich lohnt. Dark Souls steckt voller Geheimnisse; ein Großteil des Spaßes besteht darin, die tiefsten Tiefen de Burg zu erforschen, ohne auf die Hilfe eines Führers oder eines Wiki zurückzugreifen. Und falls Sie einmal wirklich schlecht drauf sind, können Sie in das Spiel eines anderen eindringen und dort Dampf ablassen.
Dark Souls ist ein gewaltiges Spiel, weshalb in diesem Test nicht einmal annähernd auf all die kleinen Dinge eingegangen werden kann, die es so besonders machen. In vielerlei Hinsicht ist es ein unglaublich ambitioniertes Spiel, aber eines, das auch die einzelnen Momente meistert, auf die es wirklich ankommt. Andere Spiele mögen technisch ausgefeilter sein - die Framerate ist mitunter ein Problem -, aber ich wage zu bezweifeln, dass sie auch nur annähernd die Spannung und den Schrecken erzeugen können, die in Dark Souls das einfache Gehen um eine Ecke mit sich bringt.
Dark Souls ist alles, was ich mir von einem spirituellen Nachfolger von Demon’s Souls erhoffen konnte. Deshalb freut es mich, es allen empfehlen zu können, die sich für herausfordernde Rollenspiele interessieren.
PRO: Unerreichte Atmosphäre und Spannung; exzellente Kampfmechanik; geniale Online- und Offline-Integration; riesige offene Welt, deren Erforschung über 80 Stunden in Anspruch nehmen kann.
CONTRA: Zielsystem mitunter etwas schwerfällig; Framrate fällt immer wieder ab; Elemente wie „Fluch“ können so viel Frustration erzeugen, dass es fast schon sadistisch ist.
Abschließende Bewertung:
Spiel: 9,0
Spaßfaktor: 8,0
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