Auf den ersten Blick wirkt Phosphor Games’ The Dark Meadow nur wie ein Klon des mit vielen Preisen ausgezeichneten iPhone-Augenschmauses Infinity Blade, nur mit einer Distanzwaffe anstelle eines Schwertes. Taucht man jedoch tiefer in seine Verrücktheit ein, entdeckt man den Charakter, den das Schwert-und-Zauberei-Epos vermissen ließ.
Chair Entertainments Infinity Blade zeigte der Welt, zu welchen grafischen Leistugnen und zu welchem Gameplay das iPhone befähigt ist, wenn man mit der Unreal Engine 3 zu Werke geht. Nun ist es an der Zeit, dass sich Entwickler, die nicht direkt mit Epic, dem Schöpfer der Engine verbunden sind, dieser Technologie bedienen und uns etwas Neues und Frisches zeigen.
Die Leute von Phosphor Games bringen das mit The Dark Meadow eindrucksvoll zuwege.
Der Protagonist des Spiels erwacht in den Ruinen des Montclair Hospital und weiß nicht, wer er ist und wie er dorthin gekommen ist. Sein einziger Gefährte ist ein alter Mann, der möglicherweise völlig verrückt ist. Der Charakter durchstreift, ausgerüstet mit Schwert und Armbrust, die Gänge und Räume des Spitals und sucht eine schwer fassbare und lumineszierende Hexe, die ihm die Flucht aus dem Gebäude ermöglichen könnte, wobei er groteske Kreaturen bekämpfen muss, die Pan’s Labyrinth entsprungen sein könnten.
Wirklich originelles Gameplay hat The Dark Meadow allerdings nicht zu bieten.
Es wird On-Rails Erforschung mit einer offenen Karte verbunden, was das Durchwandern der verwunschenen Hallen des Montclair Hospital sehr leicht macht - man muss nur den nächsten leuchtenden Kreis berühren oder auf eine unverschlossene Tür klicken. An jedem Navigationspunkt kann der Spieler die Kamera 360 Grad im Kreis drehen, um verstreutes Gold aufzuheben, Kästen nach verborgenen Gegenständen zu durchsuchen oder Dokumente einzusammeln, die die bizarre Geschichte rund um das Gebäude weiterentwickelt. Das geht so, bis ein Monster auftaucht.
Der Kampf beginnt, wenn eine der seltsamen Kreaturen von The Dark Meadow direkt vor Ihnen in einer Rauchwolke auftaucht. Im Gegensatz zu Infinity Blade, wo kämpfe erst beginnen, wenn Sie dem Gegner Auge in Auge gegenüberstehen, halten diese Kreaturen einige Zeit lang Abstand und bespucken Sie mit gift, während Sie versuchen, diesen Geschoßen auszuweichen und den Feinden mit brennenden Bolzen den Garaus zu machen.
Die Armbrust wird betätigt, indem man einen virtuellen Hebel zurückzieht, unterstützt von auf dem Bildschirm sichtbaren Hilfen zielt und den Bolzen dann fliegen lässt. Es sit eine gut funktionierende Mechanik, die, wenn entsprechende, durch Bewältigung von Levels erworbene Fähigkeitenpunkte darauf verwendet werden, dafür sorgt, dass die Kreaturen das Zeitliche segnen, ehe sie Ihnen zu nahe kommen.
Wenn Sie jedoch allzu nahe kommen, ist es an der Zeit, eine vereinfachte Version von Infinity Blades Nahkampf zu spielen. Sie können nach links und rechts ausweichen und Angriffe blocken, um sofort zuzuschlagen, wenn sich eine Lücke in der Verteidigung des Gegners auftut. Sie können jedoch keine Zauber anwenden, was nicht allzu viel ausmacht, da die Angriffsmuster der Monster relativ leicht zu durchschauen sind. Weichen Sie aus, warten Sie auf eine Lücke, schlagen Sie mit Ihrer Waffe zu und wiederholen Sie das Ganze, bis der Feind tot ist.
Für jedes erledigte Monster erhalten Sie Erfahrungspunkte, Gold und mitunter auch Gegenstände. Das Gold können Sie im Menü des Spiels in neue Waffen und Ausrüstungsgegenstände investieren (eine weitere Parallele zu Infinity Blade), obwohl es weit und breit keine Händler gibt. Verdammt, der Charakter erwacht in einer Irrenanstalt; vielleicht verkauft er diese Gegenstände an sich selbst. Es ist wohl am besten, nicht allzu viel darüber nachzudenken.
Selbst beim Sterben sind Ähnlichkeiten mit Infinity Blade unverkennbar. Als ich der geisterhaften Hexe, die anscheinend alle Probleme verursacht, zum ersten Mal begegnete, tötete sie mich innerhalb weniger Sekunden. Ich erwachte in dem Zimmer, in dem das Spiel beginnt, wobei alle Erfahrungspunkte, Gegenstände und das gesamte Gold erhalten blieben, und konnte sofort einen neuen Versuch starten. Es ist dieselbe Tod-und-Wiedergeburt-Mechanik wie in Chairs iOS-Titel, nur dass man nicht zu einer neuen Generation springt, sondern einfach wiedererwacht, um weiterzukämpfen.
Was bietet The Dark Meadow, das nicht auch in Infinity Blade zu finden ist? Zunächst einmal einen sehr unterhaltsamen alten Mann.
Der gut geschriebene und gesprochene alte Mann, der den Spieler über die Lautsprecheranlage des Montclair Hospital auf seinen Abenteuern begleitet, hätte auch sehr gut in die Hallen von BioShocks Rapture gepasst. Manchmal gibt er hilfreiche Ratschläge. Andere Male spornt er den Spieler an. Er vermutet, dass der Spieler eine besondere Person ist. „Perhaps you invented the internet? On behalf of all humanity, thank you for the internet.“ Manchmal gibt er auch nur an, weil er Toffee mit Nüssen drin gefunden hat. Ist er ein Freund? Ein Feind? Einfach nur ein Geisteskranker? Es spielt keine Rolle; ich liebe den Kerl.
Der alte Mann sowie dutzende Tagebucheintragungen, Zeitungsartikel und andere Schriften, die man im Spiel findet, sorgen dafür, dass The Dark Meadow von einem reinen Infinity Blade-Klon zu einer verstörend schönen, eigenständigen Spielerfahrung wird.
The Dark Meadow ist für 99 Cent auf iTunes erhältlich und erfordert iPhone 3GS oder höher.
The Dark Meadow [iTunes]
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