Interessante und unterhaltsame Mischung aus Tower Defense und Rollenspiel, die mitunter etwas verwirrend (und ganz schön schwierig) werden kann
Das Tower Defense Genre bekommt in letzter Zeit immer wieder interessanten Zuwachs. Keine Angst, es handelt sich nicht um missratene Gören, sondern um wirklich herzige kleine Kerlchen mit Namen wie Orcs Must Die! und Dungeon Defenders. Vor allem Dungeon Defenders ist so niedlich, dass es fast schon kitschig ist. So gewalttätig sein Thema auch ist – Töten von unzähligen Fantasykreaturen mit Speeren, Zauber und anderen Waffen -, man möchte es an seinen Unreal-gerenderten Polygonen aufheben und heftig knuddeln. So herzig!
Ja, der „herumlaufen und die Feinde aktiv bekämpfen“ Ableger der Tower Defense Spiele (ein Untergenre, dass unter anderem das exzellente Sanctum beinhaltet, das eine gute Science-Fiction-Alternative zu diesem Spiel ist) hat in Dungeon Defenders seine bezauberndste Inkarnation gefunden. Es ist farbenfroh und verlockend, verfügt über überraschende Tiefe und unternimmt alles, Ihnen einen Charmezaubertrank einzuflößen, der Sie in einen Traum des Co-op-Deliriums für vier Spieler entführt. Aber das soll nicht bedeuten, dass das Spiel nicht herausfordernd wäre: Es kann verdammt schwierig werden.
Aber lassen Sie uns dem schrecklichen Untier kurz auf den Kopf schlagen, damit wir seinen Körper auf einen Seziertisch legen und unter Zuhilfenahme eines scharfen Messers seine wichtigsten inneren Organe inspizieren können. Worum geht es bei dem Spiel? Es geht darum, einen Kristall zu verteidigen. Goblins und Orcs und anderes Gesocks stürmen heran, um ihn aus irgendeinem aus den Fingern gesaugten Grund zu zerstören. Ihre Aufgabe besteht darin, den Kristall zu beschützen. Sie tun die, in dem Sie als Angehöriger von einer von vier Klassen in der Third-Person-Perspektive herumlaufen. Jede dieser Klassen verfügt über ureigene Fähigkeiten, sowohl als Charakter, den man steuert, als auch als Erbauer von Strukturen, die den Kristall verteidigen sollen.
Manche Spieler werden Dungeon Defenders wohl solo in Angriff nehmen, aber ihnen wird bald klar werden, dass dies nicht die richtige Herangehensweise ist. Multiplayer ist der richtige Weg, denn die Karten (und die darauf zu findenden Herausforderungen) sind darauf ausgelegt, dass viele Figuren, die unterschiedlichen Klassen angehören, herumlaufen. Sie können lokalen Splitscreen spielen oder aber online.
Also, hier nun diese Klassen:
- Die erste Klasse ist der Lehrling, ein Magier. Er hat einen großen Hut auf und verfügt über eine Reihe von Distanzangriffen. Seine Türme sind mit einer Reihe von Angriffs- und Verteidigungskräften ausgestattet, wie man sie sich von einem Tower Defense Spiel erwartet. Die Macher meinen, dieser Charakter sei am einfachsten zu spielen.
- Dann gibt es den Squire (Gutsherrn), dessen Türme Speere und Felsen auf die Feinde schleudern. Der gute Mann selbst verfügt über keinen Distanzangriff, ist aber ein sehr effektiver Nahkämpfer. Seine Spezialfähigkeiten ermöglichen es ihm, besser zu blocken und härter zuzuschlagen als üblich. Der Charakter wird als mittelschwer zu spielen beschrieben.
- Die dritte im Bunde ist die Jägerin. Sie ist eine Elfendame mit einem Bogen und eine sehr gefährliche Distanzkämpferin. Sie kann Fallen stellen, die großen Schaden anrichten. Sie kann außerdem schleichen und sich unsichtbar machen, was ihr ermöglicht, sich risikolos über die Karte zu bewegen. Die Bösewichte in DD stürzen sich nämlich direkt auf Sie, und eine größere Gruppe von ihnen kann Sie binnen kürzester Zeit plattmachen. Sie ist schwer zu spielen.
- Die vierte Klasse, der Mönch, ist nur für erfahrene Spieler gedacht. Warum das so ist, wurde mir nicht recht klar, denn ich fand ihn nicht sonderlich herausfordernd. Seine Kräfte sind jedoch eigenartig, denn er kann verschiedene Kraftfelder platzieren, die verschiedene Effekte haben (sie verlangsamen die Feinde und so weiter), und wie man diese am besten nützt, muss man erst herausbekommen.
Die vier Klassen scheinen wirklich gut aufeinander abgestimmt zu sein und einander effektiv zu ergänzen. Sie sind nicht so genau definiert, dass sich diese aus MMOs gewöhnte Nahkämpfer/Heiler/Fernkämpfer-Routine einstellt, und ihre Distanzangriffe können ein wenig esoterisch sein, aber sie erlauben eine Reihe von Taktiken und machen die Zusammenarbeit beim Kampf gegen größere Gruppen von Feinden quasi zur Pflicht.
Alles, was Sie tun können, wird jedoch durch eine Ressource beschränkt: Mana. Diese magische Kraft, die in Form von Kristallen gesammelt wird, die getötete Feinde zurücklassen, wird für alles verwendet, was Sie auf der Karte bauen (in einer eigenen „Bauphase“, die es Ihnen erlaubt, sich zwischen den Angriffswellen vorzubereiten), aber auch für Upgrades, die Sie später vornehmen. Da Sie in der Actionphase herumlaufen und Bösewichten auf den Schädel hauen, kommt hier das Bauen und Reparieren zu kurz, was vor allem auch daran liegt, dass sie am Leben bleiben müssen. Ja, in der Nähe befindliche Fieslinge stürzen sich auf Sie und jagen Ihnen nach, um die Herausforderung zu erhöhen. Wenn Sie sterben, dauert es eine Zeit, bis Sie wieder ins Spiel einsteigen können, und das gestattet es den Feinden, näher an den Kristall heranzukommen.
Ich muss es eingestehen: Ich kratze hier nur an der Oberfläche. Dungeon Defenders wirkt wie ein niedliches und einfaches Spiel – das ist es auch, aber zugleich wird hier sehr vieles geboten, verpackt in eine wunderbare Präsentation. Beständige Charaktere können aufgelevelt werden, auch kann man während des Spiels Punkte in seinen Charakter investieren. Dazu gibt es ein Inventar voll mit Beute, die man verwenden, verwahren oder verkaufen kann. Das Spiel verfügt über ein brillantes Lobby-System mit einem Shop, in dem Sie Gegenstände verkaufen können. In der Lobby kann auch derjenige, der das Spiel hostet, mit den Einstellungen für die nächste Session herumspielen, während alle Mitspieler darüber beraten. Dungeon Defenders ist so gestaltet, dass man sowohl lokal als auch - mit speziellen Online-Charakteren – via „TrendyNet“ auf Servern spielen kann. TrendyNet scheint gewisse Probleme zu machen, denn ungefähr in jedem dritten Spiel, das ich bestritt, ging die Verbindung verloren. Das ist sehr ärgerlich, wenn man bedenkt, wie wichtig das Online-Spiel bei diesem Titel ist.
Hrmph! Ich frage mich, ob Dungeon Defenders nicht vielleicht doch zu viel auf einmal macht. Ich meine das nicht in dem Sinn von „vielleicht hätten sie weniger hineinpacken sollen“, sondern ich meine, dass das Spiel Probleme hat, alles zu vermitteln, was vor sich geht. Das Tutorial bietet wahnsinnig viele Informationen, die die meisten Spieler begierig aufsaugen werden, aber viele Fragen bleiben unbeantwortet: Was bewirken all die verschiedenen Türme? Und die Statistiken, die ich verbessere? Deshalb muss man am Anfang aus seinen Fehlern lernen, was es nicht ratsam erscheinen lässt, sich sofort in Online-Partien zu stürzen. Ich tat natürlich genau das, weshalb ich oft wenig hilfreich herumstand und herauszubekommen versuchte, was gerade vor sich geht. Es ist ratsam, zunächst gemeinsam mit einem Kumpel das Spiel im lokalen Splitscreen-Spiel kennenzulernen.
Ich bin mit bewusst, dass manche Leser denken werden „das ist nichts für mich, ich möchte allein spielen“, aber das Spielen mit zufälligen Mitstreitern funktioniert sehr gut. Dennoch kann die Koordination von Taktiken ziemlich schwierig werden. Nebenbei werden Sie selbst auf den eher einfachen Karten mitunter mit erstaunlich heftigen Wellen von Feinden konfrontiert, was bedeutet, dass Dungeon Defenders Sie von Zeit zu Zeit besiegen wird. Das ist durchaus etwas Gutes. Dies ist ein Spiel, das einen glänzenden kleinen Fehdehandschuh hinwirft, ohne jedoch verrückte Verrenkungsfähigkeiten oder ausgefeiltes strategisches Geschick zu verlangen. Stattdessen ist hier ein gewisses organisatorisches Kampfverständnis gefordert. Wissen um die Prioritäten und Abwägen der Chancen sind mindestens so wichtig wie Timing oder Fähigkeiten.
Wenn Dungeon Defenders Sie nicht ausnahmsweise einmal besiegt, bereitet es großes Vergnügen. Es ist ein herrliches Spiel: herrlich bunt, solide gemacht, mit viel Beute und Fähigkeiten und Türmen angefüllt und mit so viel Spieltiefe versehen, dass Sie es nicht in einigen wenigen Tagen meistern werden. Ich könnte noch viel mehr darüber sagen. Ich werde es nicht tun.
Aber verlassen Sie sich nicht auf meine Worte, sondern probieren Sie die Demoversion aus. Sie finden diese hier und hier.
PRO: Wahnsinnig viele Anpassungsmöglichkeiten; verschiedene Charaktere machen das Spiel abwechslungsreicher und komplexer; unterhaltsames Co-op-Spiel; überraschende Spieltiefe.
CONTRA: Viele Optionen werden nicht erklärt; mitunter ist schwer zu erkennen, was gerade passiert; gewisse grafische Probleme.
Abschließende Bewertung
Spiel: 8,00
Spielspaß: 8,25
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