Ultimate Marvel vs. Capcom 3 ist ein stärkeres Kampfspiel als sein Vorgänger, aber nicht so ein bedeutendes Upgrade, wie viele gehofft haben
Superhelden sind einem ständigen Wandel und periodischen Neuinterpretationen unterworfen. Es scheint keine Woche zu vergehen, ohne dass wir erfahren, dass ein weiterer Umhang tragender Kämpfer für die Gerechtigkeit eine Zeitreise unternimmt, plötzlich einer anderen ethnischen Gruppe angehört oder zum Zombie mutiert. Diese Veränderungen werden vorgenommen, um das Interesse der Fans wachzuhalten und zu verhindern, dass die Comics in den Regalen vergilben. Kampfspiele stehen vor einer ähnlichen Herausforderung, wenn es darum geht, eine Serie mit neuen Versionen aufzupeppen und zugleich dafür zu sorgen, dass sich eingefleischte Fans nicht über den Tisch gezogen fühlen. Ultimate Marvel vs. Capcom 3 versucht die Verjüngung, indem man 12 neue Kämpfer zur Serie hinzufügt. Obwohl die meisten dieser neuen Charaktere auf ihre jeweils ureigene Art sehr interessant sind, mag der umstand, dass darüber hinaus wenig verändert wurde, dazu führen, dass Spieler, die schon das Original besitzen, mit dem neuen Titel nicht sonderlich zufrieden sind, wenn die Hochzeitsreise mit den neuen Kämpfern vorüber ist.
Begeisterte Capcom-Fans, die angesichts der Möglichkeit, dass das ungeheuer beliebte Maskottchen des Unternehmens zu Marvel vs. Capcom zurückkehren könnte, gespannt den Atem angehalten haben, sollten vermutlich tief durchatmen, denn Mega Man ist hier nirgends zu sehen. An seiner Statt kehrt auf der Capcom-Seite Strider zurück, dessen Mauer-Springerei und lange Schwertstreiche dafür sorgen, dass es viel Spaß macht, mit ihm Feinde niederzumähen. Mein liebster neuer Capcom-Kämpfer ist Nemesis, der seinen Mangel an coolen Moves mit einem Raketenwerfer, starker Verteidigung und einer widerwärtigen Hypercombo-Mutation wettmacht. Phoenix Wright ist mit Sicherheit der faszinierendste Kämpfer seit Hakan, dem öligen Türken aus Super Street Fighter IV. Der linkische Anwalt ist auf ungeschickte indirekte Angriffe spezialisiert, die er ausführt, während er Beweise sammelt und zwischen Ermittlungs- und Anklagemodi hin und her wechselt. Fälle gegen Gegner vorzubereiten und dabei Schlägen auszuweichen, hat urkomische Kämpfe zur Folge, in deren Verlauf überall juristische Dokumente durch die Luft fliegen.
Auf der Marvel-Seite debütieren Superhelden wie Hawkeye, Ghost Rider und Doctor Strange. Ghost Riders schwerfälliger Nahkampfstil wird durch einen den Bildschirm leerenden Hieb mit der Kette ausgeglichen, der dazu genützt werden kann, Feinde mit den Flammen der Gerechtigkeit zu schlagen. Hawkeye kann seine unterschiedlichen Pfeile einsetzen, um Gegner einzufrieren, zu fangen oder stark zu schwächen, wo bei er selbst sich auf der anderen Seite der Kampffläche befindet und sicheren Abstand hält. Capcom kramte tief in den Archiven von Marvel, um uns mit Rocket Raccoon erfreuen zu können, einem menschenähnlichen Schädling, der mit zahlreichen unterhaltsamen Waffen ausgerüstet ist. Ich liebte es, Narren mit Bärenfallen, Lasergewehren, Handfeuerwaffen und langen Pendeln fertigzumachen, auf die selbst die Ewoks stolz wären. Keiner dieser neuen Kämpfer ist ein autarkes Kraftpaket wie Sentinel oder Phoenix, aber alle peppen den soliden Tag-Team-Kampf gehörig auf.
Etliche farbenfrohe neue Helden sind schön und gut, aber sonst gibt es sehr wenig, das diesen Titel zu etwas Ultimativem macht. Das einzige neue Feature, das zum Online-Spiel hinzugefügt wurde, ist der Spectator Mode (Zuschauermodus), der eigentlich von allem Anfang an Bestandteil der Reihe hätte sein müssen. Sicher, es gibt neue Farbpaletten für die Kämpfer und gewisse Kampfschauplätze verfügen nun über neue Kameraperspektiven oder sind schneebedeckt, aber diese Änderungen wirken letztlich trivial. Wo sind der Replay-Kanal und die Turnier-Struktur, die Super Street Fighter IV zu so einer beachtlichen Verbesserung gegenüber dem Original machten? Außerdem finde ich es seltsam, dass sich die DLC-Charaktere Jill Valentine und Shuma Gorath nicht auf der Disk befinden.
Ähnlich wie das Reboot einer Comicserie den Neueinsteigern einen idealen Einstieg ermöglichen kann, ist Ultimate Marvel vs. Capcom 3 die perfekte Wahl für alle Neugierigen, die die Serie anhand des vollständigsten, umfangreichsten Titels kennenlernen möchten. Eingefleischte Fans werden sich neben den neuen Kämpfern vor allem auch über die Anpassungen freuen, die Capcom beim Schaden und dem Combo-Timing vorgenommen hat, um dem Spiel eine bessere Balance zu verleihen. Nicht ganz so große Fans, die schon einige Titel der Serie gespielt haben und sich für UMvC3 nur wegen der neuen Kämpfer interessieren, werden hingegen kaum auf ihre Kosten kommen.
PRO: Die neuen Charaktere sind interessant und einzigartig; etliche Anpassungen bei Interface und Gameplay, die die wettkampfmäßige Spielerfahrung verbessern.
CONTRA: Das Onlinespiel ist nach wie vor nicht sonderlich gut; ist bei weitem nicht das Upgrade, das man sich erhofft hat.
Abschließende Bewertung
Spiel: 7,5
Spaßfaktor: 8,0
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