Morgen (oder am Freitag bei uns im armen Europa) ist Mass Effect O’Clock und der Tag, an dem wir endlich erfahren, ob der angebliche Abschluss von Shepards Abenteuern halten kann, was die fast einjährige Marketing-Kampagne versprochen hat.
Das bedeutet, dass wir nur noch wenige Stunden/Tage zur Verfügung haben, um sicherzustellen, dass wir das Mass Effect 3 erhalten, das wir haben möchten. Ich bin in einer ziemlich schwierigen Situation, denn die Crew mit der ich Mass Effect 2 beendete, ist nicht die Crew ich mir für Mass Effect 3 wünsche: besteht die einzige Chance, mein Schicksal zu ändern, darin, die finale Selbstmordmission von Mass Effect 2 so lange immer wieder zu spielen, bis endlich die Kameraden überleben, die ich in ME3 haben möchte? Nein! Es folgen Mass Effect 2 Spoiler und Savegame-Spielereien.
Falls Sie Mass Effect 2 zu Ende gespielt haben und kein perfekter Videospielgott sind, der alles zu 100% richtig macht, werden Sie wissen, dass dieser große finale Kampf zumeist damit endet, dass man den einen oder anderen Begleiter auf ziemlich grausige und tragische Weise verliert. Ich machte dabei ziemlich viele Fehler. Es war ein regelrechtes Massaker.
Mit schrecklichem, unverständlichem Scharfsinn exekutierte das Spiel meine drei Lieblingsteammitglieder Legion, Zaaed (zu wenig geschätzter DLC-Charakter) und Mordin – und das, obwohl ich all ihr Loyalitätszeug erledigte, sie bis zum Maximum verbesserte und so viel Zeit wie irgend möglich mit ihnen verbrachte.
Oh, und Tali und Jack bissen auch ins Gras. Der Verlust der ersteren stimmte mich traurig, aber ich kann ohne sie leben, während ich mich auf ein Mass Effect 3 ohne Jacks Getue ehrlich freue. (Ja, ja, eine traurige Vergangenheit und eine wilde Kämpferin – sie ist dennoch unerträglich.)
Damals war ich entschlossen, diese Verluste zu akzeptieren. Sie waren Opfer meiner Entscheidungen, und zwar auf eine Weise, die nicht ganz nachvollziehbar ist, da in Mass Effect 2 nicht ganz klar ist, was sich wie auf die Selbstmordmission auswirkt. Auf jedenfalls waren die Tode der Kameraden nachhaltig bewegende Momente. Dies war die Welt, die ich schuf, weshalb es nur richtig erschien, dass die zukünftigen Abenteuer davon gefärbt sein sollten.
Die Zeit verging. Mass Effect 3 kam näher. Und mir wurde immer bewusster, dass ich das Universum mit Crewmitgliedern würde retten müssen, die mir nicht so ganz zusagen, während meine verlässlichsten Kumpane, denen ich so viel Aufmerksamkeit widmete, nicht dabeisein würden, um mir den Rücken freizuhalten. Mass Effect 2 spielte mir in dieser Beziehung wirklich übel mit.
Also spielte ich die Selbstmordmission wiederholt durch, soweit die Savegames mir das erlaubten (es war zum Beispiel zu spät, neu zu entscheiden, wer durch die Lüftungsschächte zu kriechen). Mir war klar, dass Mordin eine wesentlich größere Überlebenschance hat, wenn ich ihn mit der Crew zurückschicke, aber aus irgendeinem Grund kam ich nie dazu – er wurde von Collectors erschossen, sobald er aus den überhitzten Schächten kletterte, durch die ich ihn geschickt hatte. Einmal kam Legion heil aus der Sache heraus. Jack überlebte einige Male. Miranda und Jacob waren einfach nicht totzukriegen.
Seufz.
Via Twitter stieß ich auf Masseffectsaves.com, wo sich unzählige Savegames anderer Spieler finden. Dort gibt es viele, in denen alle Charaktere überlebten, viele, wo genau die überlebten, die ich haben möchte, und ncoh viel mehr, die ungefähr die Entscheidungen widerspiegeln, die ich selbst in Mass Effect 1 + 2 traf.
Die Option, in Mass Effect 3 einen „Face Code“ einzugeben, würde theoretisch sicherstellen, dass ich mit einer Shepard weiterspielen kann, die meinem weiblichen Commander ähnelt, und nicht mit einem Helden weiterspielen müsste, den der Spieler, von dem der gespeicherte Spielstand stammt, schuf. Dennoch… es wäre nicht mein Spiel. Mit einem dieser gespeicherten Spielstände wäre es nicht die Fortsetzung meiner Entscheidungen, selbst wenn er viele davon enthielte.
Eine andere Option war in der Demoversion von Mass Effect 3 zu sehen. Man beantwortet einfach die Fragen zu Beginn des neuen Spiels und erhält dann ein Universum vorgesetzt, das einige der Entscheidungen und Misserfolge widerspiegelt. Aber auch hier würde man eine fremde Melodie summen.
Die dritte Option ist der Gibbed Savegame Editor, der alle möglichen Save Hacks ermöglicht, die Ihren Fortschritt in Mass Effect 2 beschleunigen. Er erlaubt aber auch Modifikationen des Status und der statistischen Werte der Crewmitglieder nach der Selbstmordmission. Das ist die Option, für die ich mich (vorläufig) entschieden habe, obwohl sie eher undurchsichtig ist (für jedes Crewmitglied muss man mehr als ein halbes Dutzend verschiedene Einstellungen verändern). Aber alle, die meinen Wünschen entsprechend leben sollen, sind am Leben, während Jack und Jacob tot sind. Nun ja, technisch gesehen. Jacob wird als tot geführt, weshalb man ihn nicht für Missionen auswählen kann, aber er ist dennoch am Schiff anzutreffen und stets bereit, einen in ein langweiliges Gespräch zu verwickeln. Hmm.
Ich muss noch weiterexperimentieren, aber wenigstens habe ich es mittlerweile geschafft, Jacob ganz auszulöschen. Es wird alles gut. Ich werde zwar die Schuld an Mordins, Legions und Dens Tod nicht so einfach los, dazu kommt nun noch die Schuld, mein Geschick gewaltsam verändert zu haben, aber die Aussicht, meine leiben Kameraden in Mass Effect 3 wiederzusehen und mit ihnen einmal mehr die Galaxie retten zu könne, stimmt mich froh.
Also spiel es noch einmal, Mordin. Es ist gut, dich zurückzuhaben, Du rasend schnell sprechender, schuldbeladener Architekt des teilweisen Genozids mit dem eigenartigen Gesicht.
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