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5 Gründe, warum das The Walking Dead Spiel besser ist als die TV-Serie

 

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Ich wollte die TV-Adaption von The Walking Dead wirklich mögen und kaufte mir gleich am Erscheinungstag die Box der ersten Staffel. Ich mag Zombies, Zombiefilme und Frank Darabont. Ich hatte nur Gutes über die Comicbuchreihe, auf der die Serie basiert, gehört.

Und ich mochte die Pilotfolge; sie gefiel mir wirklich gut. Aber schon mit der nächsten Folge begann mein Interesse nachzulassen. Die Show verkam fast sofort zu einem sich extrem langsam entwickelnden Schnarchfest, das nur gelegentlich durch aufregende Momente unterbrochen wurde, die allerdings das lange Warten nicht wert waren. Sie wurde und wird fast ausschließlich von viel zu wenig ausgestalteten Charakteren bevölkert, die sich regelmäßig wie Vollidioten verhalten, wenn sie nicht einfach…nur… herumsitzen.

In der zweiten Saison wurde das Ganze, wenn überhaupt möglich, noch schlechter, denn den größten Teil der Zeit verbringen die Charaktere verbarrikadiert auf einer Farm und gelegentlich mit der Suche im Wald, wobei gerade noch genug Action geboten wird, dass man die Hoffnung, es könnte besser werden, nicht ganz aufgibt. Und nach dem actionreichen Finale der zweiten Staffel hoffen alle Fans noch immer, dass das Ganze irgendwann besser wird.

Deshalb ging ich mit einer gewissen Skepsis an Telltales The Walking Dead Videospiel heran. Ich habe mittlerweile auch schon einen Teil der Comicbücher gelesen, die so gut sind, dass mich die mangelnde Qualität der TV-Serie noch mehr frustriert. Kann eine Videospieladaption wirklich besser sein als eine TV-Adaption?

Ich habe nun die erste Episode des auf fünf Episoden angelegten Videospiels mehrmals durchgespielt. Und wissen Sie, was mir dabei auffiel? Sie ist sehr gut.

Hier erfahren Sie die fünf gründe, warum mir das The Walking Dead Videospiel besser gefällt als die TV-Serie.

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Die Charaktere sind mehr als nur dämliche Marionetten

Der Umstand, dass der Protagonist Rick Grimes der interessanteste Charakter der TV-Serie ist, sagt weniger darüber aus, wie interessant er selbst ist, sondern mehr darüber, wie uninteressant alle anderen sind. Es gibt nur einige wenige Momente (etwa die letzte Szene der zweiten Staffel), in denen erkennbar wird, dass er ein Charakter mit etwas mehr Tiefgang sein könnte.

Lee Everett, der Protagonist des Spiels, hingegen ist um einiges mysteriöser. Er hat eine kriminelle Vergangenheit, die wir nicht ganz verstehen. Obwohl wir nicht genau wissen, was er und warum er es getan hat, müssen wir entscheiden, wie viel davon wir den anderen Charakteren im Spiel preisgeben möchten. Manche nehmen ihn beim Wort, andere misstrauen ihm.

Seine Beziehung zu seiner Familie und besonders zu seiner Exfrau ist kompliziert. Erst im Laufe des Spiels lernen wir durch Bemerkungen in Gesprächen und die eine oder andre grausige Entdeckung mehr über diese Personen.

Das Spiel erzählt vor allem die Geschichte von Lee, aber die anderen Charaktere, denen ich begegnete, gaben in der relativ kurzen Zeit, die sie zu sehen waren, immerhin so viel von sich preis, dass mein Interesse an ihnen geweckt wurde. Und das Mädchen Clementine (ich komme gleich zu der Kleinen) ist ein weiterer gut gestalteter, interessanter Charakter. Das Beste ist jedoch, dass im Spiel auch Glenn vorkommt, der noch der ausgefeilteste Charakter in der TV-Serie ist.

Ich möchte mehr über Lee erfahren und freue mich, dass es noch vier weitere Episoden geben wird. Rick Grimes hingegen hatte schon zwei Staffeln lang Zeit, mich für ihn zu interessieren, aber trotz einiger gelungener Momente ist er immer noch nur dieser Typ. Und je weniger man über die Knalltüten sagt, mit denen er abhängt, umso besser.

Trübselige Gespräche sind besser, wenn man selber sie führt

Im Laufe jeder Zombie-Apokalypse gibt es auch Momente, Stunden, Tage der Rast, in denen Sie und Ihre Mitüberlebenden einander nur mit leerem Blick ansehen über die schrecklichen Dinge nachdenken, die sie gesehen und getan haben, und einfach nur versuchen, irgendwie damit fertig zu werden.

In all seinen medialen Ausformungen bemüht sich The Walking Dead redlich, diese Momente zu beschwören; die Comicbücher blicken auf vielen Seiten in die Finsternis einer Seele ohne Hoffnung. Aber in der TV-Serie verlangsamt sich diese Nabelschau auf das Tempo eines Gletschers und Charaktere starren endlos in die mittlere Ferne, während sie vage Statements darüber abgeben, dass sie traurig sind und sich vor diesem oder jenem fürchten. Doch mit Ausnahme einiger Hauptfiguren wissen wir zu wenig über sie, um das auch nur annähernd interessant finden zu können.

Dem The Walking Dead Videospiel steht nur in Bruchteil der Zeit der TV-Serie zur Verfügung, weshalb die Charaktere noch weniger ausgeformt sind. Dennoch nehme ich regen Anteil an den nichtssagenden Konversationen und dem verstörten Gemurmel und möchte wissen, was als nächstes gemurmelt wird. Das liegt vor allem daran, dass ich murmle und Entscheidungen treffe.

Einem Charakter zuzusehen und zuzuhören, der sich vage über seine Vergangenheit äußert, ist nicht gerade spannend. Den Charakter zu spielen, der das tut, ist schon um einiges interessanter. Nennen Sie es einen „Sieg“ für die interaktiven Medien.

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Das Kind ist nicht total verblödet

Clementine ist sogar ziemlich toll. Sie ist herzig und lustig, intelligenter, als sie zu erkennen gibt, verhält sich aber immer wie ein Kind. So ein realistisch gezeichnetes Kind ist mir in den letzten Jahren in Videospielen nur sehr selten untergekommen.

Während des ganzen ersten Kapitels ließ ich Lee ihr Halbwahrheiten erzählen, wie es Erwachsene zumeist mit kleinen Kindern tun – ich sage ihr nicht, dass ihre Familie aller Wahrscheinlichkeit nach tot ist, und ich erzähle ihr auch nicht allzu viel von meiner kriminellen Vergangenheit. Ich könnte es tun (es gibt Dialogoptionen dafür), aber das sind nicht die Dinge, die ich einem kleinen Kind sagen würde.

Ich mochte sie und mir wurde schnell klar, dass ich (und infolgedessen auch Lee) alles tun wollte, um sie so gut wie möglich vor den schrecklichen Vorgängen rund um uns zu beschützen. Ich bin schon gespannt, wie sich ihre Beziehung zu Lee im Laufe der folgenden Kapitel verändern wird. Ich hoffe, dass nichts Tragisches passieren wird, aber da es sich hier um The Walking Dead handelt, wird diese Hoffnung vermutlich vergeblich sein.

In der The Walking Dead TV-Show litten wir die ganzen zweite Staffel wegen Carl, der wie ein Volltrottel aus dem Auto ausstieg, herumwanderte und niedergeschossen wurde, wie es nur einem Volltrottel passieren kann. Oh Gott. Geh einfach weg, Carl. Geh einfach mit deiner Mutter hinaus, auf dass ihr in Zombies verwandelt werdet. Vielleicht wirst du dann klüger.

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Ich sehne mich nicht nach Zombie-Attacken

Die TV-Version von The Walking Dead ist tendenziell während der Action-Sequenzen und kurz vor diesen am interessantesten. Das Finale der zweiten Staffel bietet die spannendste Sequenz seit langem. Aber ein zu großer Teil der Serie bis zu diesem Zeitpunkt spielt sich aufgrund nicht gerade guter Skripts und des beschränkten Budgets zwischen Zombieangriffen ab. Aus irgendeinem Grund ist es den Machern bisher nicht gelungen, diese Schwäche in eine Stärke zu verwandeln.

Im The Walking Dead Videospiel sind die Action-Sequenzen der am wenigsten interessante Teil – und das ist so beabsichtigt. Im Grunde handelt es sich um ein Point-and-Click-Abenteuer und die Heavy Rain-Steuerung in Light-Ausführung ist nicht darauf ausgelegt, die Kämpfe schwierig zu machen. Trotz einiger schrecklicher Konfrontationen bestand eigentlich die ganze erste Episode hindurch nie wirklich die Gefahr, dass ich sterben könnte.

Die besten Momente des Spiels sind diejenigen gleich nach den Kämpfen, also nachdem Sie die eine oder andere schreckliche Entscheidung treffen mussten, die Sie nun vor den anderen rechtfertigen müssen. Hier kommt das zentrale Thema ins Spiel…

Es gibt ein zentrales Thema – und es ist interessant

Im The Walking Dead Spiel dreht sich alles um Entscheidungen. Das wird über sich verzweigende Spiele wie dieses oft gesagt: „Dies ist ein Spiel, in dem es um Entscheidungen geht.“ Selbstverständlich ist es das! Die Möglichkeit des Spielers, Entscheidungen zu treffen, die sich nachhaltig auf den Verlauf auswirken, ist eines der definierenden Attribute des Spiels.

Aber im Gegensatz zu anderen Spielen rund um Entscheidungen hat The Walking Dead wirklich etwas über Entscheidungen auszusagen, nämlich, dass schwere Entscheidungen in der Hitze des Gefechts gar nicht wie Entscheidungen wirken. Jedes Mal, wenn Lee auf eine schwierige Entscheidung zurückblickt, die er unter Druck getroffen hat, sagt er etwas, das sich sehr wahr anhört: Es wirkte nicht wie eine Entscheidung, weil er nicht die Zeit hatte, darüber nachzudenken.

„Sometimes“, sagt er, „we don't make choices; we just do what we do.“

Im Vergleich zu der TV-Serie wirkt dieses Thema geradezu frisch. Die TV-Serie ist eher ein Durcheinander – sicher, sie spielt auf Themen an (Religion? Vielleicht auch die Sorge ums eigene Kind?), aber diese gehen in einem Eintopf aus Traurigkeit und Langeweile verloren. Ich habe mir alle Folgen angesehen und bin mir noch immer nicht sicher, ob die TV-Serie etwas zu sagen hat.

„Die Zombieapokalypse ist beschissen“, nehme ich an.

Die Comicbücher werden allen anderen Versionen wohl immer überlegen bleiben, aber den Machern des Videospiels ist es zumindest in der ersten Episode gelungen, der Vorlage gerecht zu werden und die wesentlichen Elemente um einiges besser umzusetzen, als dies bei der TV-Serie der Fall ist.

Wenn Sie bisher noch kein episodisches Spiel aus dem Hause Telltale gespielt haben, sollten Sie mit diesem beginnen. Es ist wirklich gut.

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