Harley Quinn's Revenge ruft beim mir beliebe nicht die Reaktion hervor, die die Entwickler vermutlich erreichen wollten.
Der lineare, zwei Stunden lange und $10 teure Epilog zu dem im vergangenen Oktober erschienenen exzellenten Batman: Arkham City, der seit kurzem für Xbox 360 und PlayStation 3 erhältlich ist, hat mein Interesse daran, mich wieder mit diesem Spiel zu befassen, radikal verringert und lässt mich um die Zukunft der Serie fürchten.
Dieses Add-on ist als Dessert ungefähr so bekömmlich wie eine vergiftete Torte ins Gesicht.
Harley Quinn's Revenge Setzt kurz nach dem Ende von Batman: Arkham City ein, aber wenn man die neuen Inhalte durchspielt, versteht man Batmans Welt um keinen Deut besser und erhält auch keine reizvollen Ausblicke auf die Zukunft des Dunklen Ritters. Das neue Abenteuer kann aus dem Menü des Spiels gestartet werden, wo eine Spoiler-Warnung darauf hinweist, dass die neuen Inhalte auf das Ende des Hauptspiels Bezug nehmen und diesbezüglich einiges verraten. Harley ist wütend über das, was am Ende von Arkham City passierte, weshalb sie – das mag bekannt klingen – etliche Polizisten entführt hat, die Sie als Batman befreien müssen. Dies wird eine emotionslose Reise. (Es gibt darin einen Twist/ein Easter Egg, der (das) Fans des Hauptspiels verwirren wird. Hier finden Sie einen Screenshot davon – aber seien Sie gewarnt, es ist ein Spoiler.)
Der Racheplot beschränkt sich auf das Stahlwerk des Spiels, die triste Gegend im unteren rechten Eck der glorreichen Arkham City Karte. Ein großer Teil des aus dem Hauptspiel bekannten Gotham ist hier nicht zugänglich, weshalb Sie sich die paar hundert Riddler-Statuen, die Sie beim Durchspielen von Arkham City nicht eingesammelt oder nicht gefunden haben, nicht holen und auch die nicht abgeschlossenen Nebenmissionen nicht fertigspielen können. Sie befinden sich in einem streng linearen Abenteuer und spielen lediglich Harleys wenig einfallsreiche Rache durch.
Das Ersetzen der offenen Welt von Arkham City durch ein lineares Abenteuer hätte ein unterhaltsamer Nachsatz zum gruseligeren, fokussierteren Arkham Asylum werden können. Daraus wurde leider nichts. Harley Quinn’s Revenge wirkt, als hätte man die Reste der Konzepte für Arkham City zusammengekratzt: Kämpfe gegen große Gruppen von Bösewichten, von denen viele mit Schilden oder Elektroschockstäben ausgerüstet sind, wodurch Sie gezwungen werden, spezielle Kampfcombos anzuwenden; Verhörsequenzen mit beeinflussbaren Gangstern; gelegentlicher Einsatz von wiederkehrenden Bat-Gadgets; etc. Hier wird nichts geboten, was alle, die die Hauptstory von Arkham City abgeschlossen haben, nicht schon gesehen haben, vielleicht mit einer Ausnahme: hier haben Sie die Gelegenheit als Robin zu spielen.
Robin ist der erste spielbare Charakter in diesem DLC, was die Möglichkeit geboten hätte, für Abwechslung zu sorgen, indem man Robin-Sequenzen und Batman-Sequenzen aufeinander folgen lässt. In der Praxis passiert dies auch. Sie spielen eine halbe Stunde lang als Robin, dann als Batman, dann als Robin, dann als Batman. Leider spielt sich, wie alle Spieler von Robins DLC Challenge Rooms wissen, der Sidekick fast genauso wie Batman selbst. Sicher, er schwingt einen Stab und er hat einen Schild, aber er ist im Grunde derselbe auf Nahkampf spezialisierte Faustkämpfer, der auch Batman ist. Er verfügt über ähnliche Gadgets und befreit sich mit ähnlichem Elan aus brenzligen Situationen.
Nach zwei Stunden haben Sie Harley Quinn’s Revenge hinter sich gebracht und werden sich vermutlich fragen, was das Ganze sollte. Falls Sie in den letzten Jahren fleißig Einzelspieler-DLCs gespielt haben, schneidet das, was Sie hier spielen können, im Vergleich schlecht ab. Fallout 3s Operation Anchorage verengte ebenfalls das Hauptspiel auf ein lineares Abenteuer, führte die Spieler aber wenigstens an neue Orte. The Arrival (Mass Effect 2) war ziemlich umstritten, weil es die Serie kurzfristig in ein Soloabenteuer für Shepard verwandelte, aber wenigstens ließ es deutlich erahnen, was in Mass Effect 3 auf dem Spiel stehen würde. Die Episoden von Grand Theft Auto IV fügten neue Handlungsstränge hinzu, in deren Verlauf man mit neuen Protagonisten in der exzellenten offenen Welt unterwegs war. Festival of Blood, die Erweiterung von InFamous 2, bediente sich eines ganz anderen Tones als das Hauptspiel. Harley Quinn’s Revenge macht nichts von all dem.
Harley Quinn’s Revenge vermag nicht einmal ansatzweise aus dem Schatten des Catwoman DLC zu treten. Diese gleichzeitig mit dem Hauptspiel im vergangenen Oktober erschienene Erweiterung bot mehrere Catwoman-Abenteuer, die in die großartige Stadt des Spiels eingewoben waren. Sie bescherte uns eine spielbare Bat-Icone, die sich ähnlich – aber nicht zu ähnlich! – steuern ließ wie Batman – sie ist eher ein Wändekraxler wie Spider-Man. Diese Erweiterung war ihren Preis mehr als wert. Bei Harley Quinn’s Revenge ist dies nicht der Fall. Hier wühlt man sich durch die Überreste von Arkham City, ohne etwas Neues zu entdecken. Es stellt sich die Frage, ob sich die Leute von Rocksteady hier zurückhielten, weil sie sich die guten Ideen für das nächste Spiel aufheben wollten, oder Harley Quinn’s Revenge der Beweis dafür ist, dass die wunderbare Zwei-Spiele-Formel am Ende angekommen ist…
Ich kann nicht zum Kauf raten.
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