Setzen Sie sich in einen wandelbaren Mech und beschießen Sie ein paar Scabs
Starhawk ist der spirituelle Nachfolger des chaotischen Multiplayer-Schlachtfests Warhawk aus dem Jahre 2007. Dieses Update fügt Echtzeitstrategieelemente, eine Einzelspielerkampagne und eine eigene Version des Hordenmodus hinzu. Diese neuen Features verleihen dem Third-Person-Actionspiel eine noch unverwechselbarere Identität. Die Echtzeitstrategieelemente sorgen für mehr Spieltiefe und die vielen Spielmodi bieten reichlich Abwechslung. Die kurze Einzelspielermission ist eine gute Einführung und die komplexen Gameplay-Mechaniken der verschiedenen Multiplayer-Modi werden sie dazu bewegen, immer wieder zurückzukehren, um Ihre Taktiken zu verbessern.
Warhawk war berüchtigt dafür, dass man sehr viel üben und lernen musste, wenn man mit den Profis mithalten wollte. Es war mit Sicherheit kein Spiel für Neulinge. Um dieser Frustration vorzubeugen, bietet Starhawk eine Einzelspielerkampagne, die wie ein langes Tutorial wirkt. Die kurze, aber unterhaltsame Story kreist um ein Wilder-Westen-im-Weltraum-Thema, das mit einigen interessanten, grenzlandartigen Umgebungen aufwartet. Frachtraumschiffe erinnern vom Design her an Züge, Charaktere tragen Cowboykrawatten und gelegentlich tauchen auch staubige Provinzstädtchen auf.
In dieser Welt der Weltraumcowboys dreht sich alles um sogenannte Rifts – gefährliche Energiequellen, die ihren Besitzern viel Geld einbringen können. Das Problem ist nur, dass sich jeder, der sich der Energie der Rifts aussetzt oder dieser ausgesetzt wird, in ein menschenartiges, Scabs genanntes Monster verwandelt. Diese Scabs überfallen regelmäßig die Rift Jumpers, um die Energie an sich zu bringen. Der Held der Geschichte ist ein Rift-Sammler namens Emmett, der die Scabs aus den Rift-Quellen vertreibt und sich so sein Geld verdient.
Die Story wird vor allem in animierten Sequenzen zwischen den Levels erzählt und ist interessant genug, um einen die in etwa fünfstündige Kampagne durchspielen zu lassen, aber es bleibt nicht viel davon in der Erinnerung haften. Ich bemerkte einige Probleme mit der AI, die dafür sorgte, dass Begleitcharaktere plötzlich verschwanden oder endlos gegen Wände liefen. Es fanden sich auch einige hässliche Innenareale, die den Eindruck der ansonsten hervorragenden grafischen Ausgestaltung trübten. Aber im Allgemeinen bietet die Kampagne eine sehr gute Einführung in das grundlegende Bausystem und bringt den Spielern bei, wie die verschiedenen Mechs zu steuern sind. Wenn Sie die Kampagne beendet haben, sind Sie wirklich bereit, sich der Hauptattraktion von Starhawk zu widmen, dem Multiplayer.
Geboten werden folgende Modi: Capture the Flag, Deathmatch, Team Deathmatch und Zones (hier nehmen die Spieler Punkte auf der Karte ein, um die Punktezahl ihres Teams zu erhöhen). Die neu hinzugekommenen Echtzeitstrategie-Gameplay-Mechaniken sorgen dafür, dass der Multiplayer über wesentlich größere Spieltiefe verfügt als in Warhawk. Die Spieler können nicht einfach auf der Karte herumlaufen, um Waffen, Fahrzeuge und Munition zu finden, sondern müssen Gebäude errichten, die diese Upgrades hervorbringen. Defensive Mauern und Gefechtstürme können ebenfalls errichtet werden, um die eigene Flagge zu beschützen und Nadelöhre zu schaffen. Dadurch wird das Teamplay noch wichtiger, will man gegen einen gut organisierten Gegner Erfolg haben. Kommunikation und Strategie sind essentiell, wenn man gewinnen will, da sonst sehr viele Ressourcen vergeudet werden können, wenn jedes Mitglied eines Teams anfängt, dieselben Gebäude zu errichten. Für das Töten von Feinden und Meisterleistungen wie das Landen einer Landungskapsel auf dem Kopf eines Feindes gibt es Erfahrungspunkte, die benützt werden können, um Charakterskins sowie passive Fähigkeiten freizuschalten.
Die größte Stärke des Multiplayers von Starhawk ist der Umstand, dass verschiedenste Spielstile möglich sind, die alle Spaß machen. Defensiv orientierte Spieler können ihre Zeit drauf verwenden, Gefechtstürme und Mauern zu bauen, um die Teamflagge und Beherrschungspunkte zu beschützen, während offensiv orientierte Spieler auf das nächstbeste Fahrzeug springen und sich in den Kampf stürzen können. Fahrzeuge wie der schwere Ox Panzer bieten ungeheure Feuerkraftvorteile, während Sie mit den Hawks auf der Karte herumflitzen und die feindliche Basis bombardieren, aber auch intensive Luftkämpfe austragen können. Einer der coolsten Aspekte des Vehikels, das dem Spiel den Namen gibt, ist seine Fähigkeit, sich auf Kommando von einem flinken Jet in einen gehenden Mech zu verwandeln – dadurch werden die Spieler in die Lage versetzt, feindliche Infanterie niederzumachen und rasch zu verschwinden, wenn die Lage allzu brenzlig wird. Obwohl ich stets in Fahrzeuge hüpfte, um konkurrenzfähig zu bleiben, bedeutet das nicht, dass man völlig hilflos ist, wenn man zu Fuß unterwegs sein muss. Raketenwerfer und Granaten sind gegen die meisten Fahrzeuge sehr effektiv, wodurch sichergestellt ist, dass ein Spieler in einem Panzer nicht in der Lage ist, ein ganzes Team zu beherrschen und zu besiegen.
Ich bin vom Multiplayer begeistert und hatte großen Spaß daran, so viel Chaos wie irgend möglich zu verursachen. Alle Fahrzeuge lassen sich gut steuern und das Schießen funktioniert so gut wie bei jedem anderen Third-Person-Shooter. Das Vergnügen wird nur getrübt, wenn man in ein Team gerät, das nicht gut zusammenarbeitet, denn dann ist mehr oder weniger garantiert, dass man vernichtend geschlagen wird. Aber Starhawk macht es sehr leicht, mit Hilfe des eingebauten Creation and Invitation Systems Clans zu kreieren und diese mit einem Clan Kalender zu organisieren, was Hardcore-Spieler freuen dürfte.
Abgesehen vom Standard-Multiplayer gibt es auch noch einen Co-op-Modus, der es bis zu vier Spielern ermöglicht, Wellen von Scabs zu bekämpfen. Es handelt sich dabei um Starhawks Version des Hordenmodus. Dabei geht es nicht primär darum, möglichst lange am Leben zu bleiben, sondern mit ausgewählten Gebäuden einen Rift-Brunnen zu beschützen. Jede Co-op-Match dauert nur zehn Runden, was ein wenig enttäuschend ist, aber mit Freunden so eine Riftquelle zu verteidigen, ist eine schöne Abwechslung vom Multiplayer und eine gute Gelegenheit, weitere Erfahrungspunkte zu sammeln.
Starhawk ist eines der aufregendsten Multiplayerspiele der letzten Zeit. Die Echtzeitstrategieelemente sorgen für bedeutende strategische Tiefe und die Action macht wirklich Spaß. Als ich die Feinheiten des doch etwas komplizierten Systems des Gebäudebaus durchschaut und gelernt hatte, die verschiedenen Fahrzeuge halbwegs geschickt zu lenken, wollte ich den Controller gar nicht mehr aus der Hand geben. Falls Sie sich nach fesselnden, chaotischen Multiplayer-Schlachten in großem Stil sehnen, ist Starhawk genau das richtige Spiel für Sie.
PRO: Der Multiplayer-Wahnsinn; es macht Spaß, zu fliegen, zu fahren und alles in Schutt und Asche zu legen; der Co-op-Hordenmodus.
CONTRA: Schwache AI in der Kampagne; kurzer Storymodus; frustrierend, wenn man kein gut organisiertes Team findet.
Abschließende Bewertung
Spiel: 8,0
Spaßfaktor: 9,0
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