Sowohl Sony als auch Microsoft haben klargestellt, dass, von Semantik einmal abgesehen, der der unmittelbar bevorstehende Beginn des Next-Gen-Gaming nicht das Ende der noch aktuellen Konsolengeneration bedeuten wird. Viele Konsumenten waren erleichtert, dies zu vernehmen, aber ich zähle schon die Tage, bis ich meine aktuellen Systeme in einen großen Sack stecken und in den Fluss werfen kann – natürlich nur sinnbildlich, denn ich werde sie entweder günstig verkaufen oder am Müllsammelplatz abgeben. Wie ein altersschwacher König, der zugunsten eines jüngeren, kompetenteren Nachfolgers auf den Thron verzichtet hat, sollten auch unsere aktuellen Konsolen zum Wohle des Königreichs leise und schnell beseitigt werden.
Ich kann die Gründe, ältere Systeme mit Multi-Generationen-Titeln zu unterstützen, gut nachvollziehen. Es ist für Entwickler und Publisher aus wirtschaftlichen Gründen mehr aus sinnvoll, den Erfolg eines Titels nicht auf Gedeih und Verderb von einem neuen System abhängig zu machen, denn es ist allgemein bekannt, dass es sich nicht jeder Gamer leisten kann oder will, sofort auf ein neues System umzusteigen. Aber das Tolle daran, ein Gamer und nicht ein Buchhalter zu sein, ist, dass ich mich darum nicht groß kümmern muss – ich möchte einfach nur die bestmöglichen Spiele für mein neues System haben.
In den Wochen und Monaten vor der Veröffentlichung der neuen Hardware haben die Hersteller der Konsolen, die Publisher und die Entwickler die Spieler mit Mitteilungen darüber, wie toll und leistungsstark die neuen Systeme sind, geradezu gequält. Beide Next-Gen-Konsolen verfügen über ungefähr 16-mal so viel RAM wie unsere aktuellen System und es pulsieren in ihrem Inneren Prozessoren, die extrem viel schneller sind. Ich wurde noch nie für einen Technologie-Experten gehalten, aber selbst mein einfaches Laiengehirn kann das Problem sofort erkennen, das sich hier auftut: Wie cool können Next-Gen-Spiele sein, ween sie auch noch auf unseren aktuellen, schwächlichen Systemen laufen können? Sicher, die Grafik mag auf den neuen Konsolen besser sein, aber wann immer ich höre, dass ein Entwickler Fans beruhigt, indem er versichert, dass das grundlegende Gameplay seines Titels auf allen Plattformen dasselbe sein wird, muss ich mich ärgern.
Dasselbe grundlegende Gameplay ist exakt das, was ich mir von Next-Gen-Titeln NICHT wünsche – wenn ich die neuesten und besten Spiele auch für das System bekommen kann, das ich bereits besitze, warum sollte ich dann ein neues kaufen? Es kommt nicht von ungefähr, dass Dead Rising 3 und Killzone: Shadow Fall die beeindruckendsten „Launch Titel“ des jeweiligen Systems sind, denn Sie können in dieser Form nicht für die Konsolen der aktuellen Generation gemacht werden – und ihre Entwickler waren klug genug, dies nicht einmal zu versuchen. Es sind dies zufälligerweise auch die Spiele, die diejenigen, die die neuen Konsolen sofort am ersten Tag erwerben möchten, als Grund dafür angeben, dass sie sich in die Warteschlange einreihen werden.
Es macht Sinn, dass viele der „Launch Titel“ für Xbox One und PlayStation 4 Multi-Gen-Spiele sind. Die meisten wurden für die aktuelle Konsolengeneration gestaltet und mit der Entwicklungsarbeit wurde zu einer Zeit begonnen, da Sony und Microsoft noch weit davon entfernt waren, die Spezifikationen ihrer Next-Gen-Hardware festzulegen. Erhöhung der Auflösung der Texturen sowie der Framerate sind einfache Verbesserungen für eine Next-Gen-Portierung und ich wäre, um der Wahrheit die Ehre zu geben, allein schon aus diesen Gründen gerne bereit, GTA V für ein Next-Gen-System noch einmal zu kaufen. Diese Art von generationenübergreifender Entwicklung ist jedoch eine Einbahnstraße: Es ist nicht möglich, ein Spiel von vorneherein so zu gestalten, dass es die Möglichkeiten der Next-Gen-Systeme voll ausschöpft, und dann einfach einige Texturen herunterzurechnen, damit es problemlos auf älterer Hardware läuft. Deshalb zucke ich zusammen, wann immer ich eine Ankündigung für ein neues Spiel sehe, das als Next-Gen-Erfahrung angepriesen wird, aber auch für die aktuellen Systeme erscheint. Ich freue mich zwar riesig auf Spiele wie Titanfall und Watch Dogs,aber ich frage mich doch stets, welche großartigen Ideen wohl auf der strecke bleiben mussten, um sicherzustellen, dass sich auch die Besitzer von Hardware der aktuellen Generation daran erfreuen können.
Einige Entwickler beauftragen andere Studios damit, Mittel und Wege zu finden, ihre Spiele auf ältere und schwächere Plattformen zu quetschen, was man als akzeptablen Kompromiss bezeichnen könnte, aber sicher nicht als einen zufriedenstellenden. Die Wii Portierung von Modern Warfare schränkte die 360 und PS3 Versionen des Spiels nicht ein, auch nicht Infinity Wards Arbeit an Modern Warfare 2, aber sie war trotzdem furchtbar schlecht. Wenn es das ist, was sich die Besitzer der Konsolen der aktuellen Generation wünschen, dann soll es so sein – schränkt euch nur nicht bei der Entwicklung für die Next-Gen-Konsolen ein, um das zu erreichen.
Ich bewundere Sonys und Microsofts Zusage, ihre vorherigen Plattformen weiterhin zu unterstützen, aber lassen Sie uns nicht so tun, als lebten wir in einer Phantasiewelt, in der Ihre alten technischen Geräte ewig halten und aktuell bleiben. Videospielkonsolen werden immer mindestens einen Schritt hinter der sich ständig weiterentwickelnden Landschaft des PC-Gaming hinterherhinken; da ist es nicht notwendig, unsere Next-Gen-Systeme gleich vom Start weg dadurch einzuschränken, dass man lauter Spiele herausbringt, die im Grunde noch für die Hardware der letzten Generation entwickelt wurden, die mittlerweile fast zehn Jahre auf dem Buckel hat. Anstatt den Übergang in die Länge zu ziehen, sollten wir unseren Systemen der aktuellen Generation den schnellen und schmerzlosen Tod bescheren, den sie verdienen, und wirklich ganz auf die nächste Generation des Gaming setzen.
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