Das Neueste

Das Problem mit Überlebensspielen (Survival Games)

 

survival games feature 01

Haben Sie je Survivorman gesehen? Es ist eine Dokumentarserie über einen Typen namens Les Stroud, der eine Woche an den unwirtlichsten Orten der Welt - Wüsten, Regenwälder, Tundren – verbringt und nur mit der Kleidung, die er am Leib trägt, überleben muss. Simulanten wie Bear Grylls haben Ärzte zur Hand, Kamerateams und gemütliche Hotels, in die sie nach den Filmaufnahmen zurückkehren, doch Stroud nimmt die Mühen wirklich auf sich – und filmt alles selbst. Es ist wirklich gutes Fernsehen und ich verspreche Ihnen, dass Sie süchtig werden, sobald Sie eine Episode gesehen haben.

Wie dem auch sei, Survivorman zeigt uns, dass die Natur furchterregend ist und dass es sie nicht im Geringsten kümmert, ob man lebt oder stirbt. Diese großen, einsamen Gebiete, ob es sich nun um die dichten Dschungel des Amazonasgebiets oder die eisigen Ebenen Alaskas handelt, sind grausame, gnadenlose Orte. Stroud ist ein erfahrener Überlebensexperte und selbst ihm fällt es mitunter schwer, etwas zu essen oder einen Platz zu finden, an dem er sich wärmen kann. Stellen Sie sich vor, Sie wären da draußen. Sie würden keinen Tag lang überleben.

Also weshalb gibt es in so gut wie allen Survival-Spielen Feinde? Zombies, Kannibalen, wilde Tiere... sie sind völlig unnötig. Die Natur hat bereits die ganze harte Arbeit erledigt und den beeindruckendsten, bedrohlichsten, rücksichtslosesten Feind erschaffen, den man sich vorstellen kann: sich selbst. Die Entwickler von Überlebenssimulationen scheinen zu glauben, dass sie irgendeine Art von Bedrohung einbauen müssen, um das Interesse der Spieler wachzuhalten, aber das ist nicht nötig. Irgendwo im Nirgendwo gestrandet zu sein, über keine Nahrung und keine Möglichkeit, Feuer zu machen, zu verfügen, während die Nacht heraufzieht, ist beängstigender als jedes Monster.

Ein Überlebensspiel benötigt keinen Konflikt. Es gibt andere Möglichkeiten, den Spieler zu beschäftigen und sein Interesse längerfristig wachzuhalten. Es könnte Erkundungselemente geben, etwa die Entdeckung verlassener Lager oder verfallender Gebäude, die man als Notunterkunft benützen kann. Man könnte Geschichten entdecken oder Hinweise, wie man aus diese Wildnis entkommen kann – zum Beispiel eine alte Karte, die von einem Wanderer zurückgelassen wurde und auf der eine Route eingezeichnet ist. Oder stellen Sie sich vor, Sie finden etwas wie Christopher McCandless’ Bus und lesen am flackernden Lagerfeuer sein Tagebuch.

Aber damit dieses hypothetische Spiel wirklich funktionieren könnte, müsste man sehr viel Zeit und Liebe in die Atmosphäre und das Design der Spielwelt investieren. Man bräuchte realistisches Wetter und ebenso realistisches Licht und natürlich atemberaubende natürliche Schönheit. Das ist noch etwas, das mir an Survivorman gefällt: Stroud hat immer Ehrfurcht vor der Erhabenheit seiner Umgebung und gelegentlich sogar Furcht vor dem, womit sie ihn konfrontieren wird. Wenn es eine große, abwechslungsreiche und schöne Umgebung gibt – mir würde so etwas wie die verregneten Wälder des pazifischen Nordwestens der USA gefallen -, würde ich das Spiel spielen, nur um durch die Gegend zu wandern und zu sehen, was ich vor Einbruch der Nacht entdecken kann.

Aber nehmen wir für einen Moment an, Sie wären ein unabhängiger Entwickler, der seinen Traum von einem realistischen Überlebensspiel verwirklichen möchte, aber der Mensch mit dem Geld, der darüber entscheidet, ob das Projekt gedeiht oder eingestellt wird, besteht darauf, dass Sie zusätzliche Gefahren einbauen. Nun, in diesem Fall, machen sie das möglichst subtil. Sie sorgen dafür, dass Angriffe wilder Tiere möglich, aber selten sind. Während man in der Nacht den Wald durchstreift, hört man vielleicht ein Knurren oder dass einen etwas verfolgt. Aber es ist sehr unwahrscheinlich, dass sich diese Bedrohung zeigt – bis zu dem einen unerwarteten Moment, da sie direkt vor einem steht und man um sein Leben laufen muss. Das wäre viel überzeugender und spannender als hunderttausende schlurfende Zombies.

Ein Survival-Spiel, das es beinahe richtig macht, ist  Miasmata. Ich liebe die realistischen Bewegungen des Spielercharakters,das ebenso realistische Kartographiesystem und die Möglichkeit, nach Pflanzen zu suchen und aus diesen Medizin herzustellen. Doch dann taucht dieses dämliche Monster auf und ich verliere das Interesse. Zu The Forest wurde vor kurzem ein versteckter Modus ohne Feinde hinzugefügt (Sie müssen im Hauptmenü veganmode eintippen, um ihn spielen zu können), aber es ist offensichtlich, dass das Spiel ganz auf die eingeborenen Kannibalen zugeschnitten ist, weshalb es ohne diese irgendwie leer und ziellos wirkt. Kein mir bekannter Entwickler war bisher mutig genug, ein Überlebensspiel zu machen, in dem es keine Bedrohung durch Lebewesen gibt. Wer wird der erste sein?

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Spass und Spiele Designed by Templateism.com Copyright © 2016 |

2013 - 2016 Spass und Spiele. Designbilder von Bim. Powered by Blogger.