Ein Jahr vor seinem erscheinen sah Dragon Age: Inquisition noch völlig anders aus. Und da ist nicht nur von trivialen Dingen – Veränderung des Nutzerinterface, grafische Anpassung – die Rede, sondern das Spiel, das 2013 gezeigt wurde, war komplett anders als das, das 2014 in den Handel kam.
Auf der PAX Prime Anfang September 2013 zeigte BioWare eine 30-minütige Demoversion des neuesten Dragon Age Spiels. Es war das erste Mal, dass es einem größeren Publikum gezeigt wurde – und was zu sehen war, war wirklich spektakulär: ein großes, wunderschönes Rollenspiel, dass den Spieler zwang, wichtige, taktische Kampfentscheidungen zu treffen (man konnte zum Beispiel Boote verbrennen, um zu verhindern, dass Feinde entkommen, oder eine baufällige Brücke zerstören, um die Feinde auszuschalten, die auf ihr standen).
Was wir schließlich bekamen, war etwas völlig anderes - Dragon Age: Inquisition entpuppte sich als großartiges Rollenspiel, doch vieles, das während dieser ersten Präsentation gezeigt wurde, schaffte es nicht ins fertige Spiel.
Das ist nicht so ungewöhnlich. Die Entwicklung von Videospielen ist ein chaotischer Prozess. Dinge werden geändert. Ich meine jedoch, dass es interessant ist, zu dieser alten Demoversion zurückzukehren und zu analysieren, wie viel die Entwickler zwischen September 2013 und November 2014 ändern – und streichen – mussten.
Leider veröffentlichte BioWare nie eine offizielle Version dieser ersten Präsentation, weshalb wir uns mit dieser Aufnahme mit der Handkamera,via YouTuber ShepardN7, begnügen müssen, dir in drei Hauptteile unterteilt ist.
Hier ist Teil eins des Videos, der uns durch die Region Crestwood führt (Demo beginnt bei 2:00):
Wenn Sie Dragon Age: Inquisition gespielt haben, werden Sie wahrscheinlich sofort bemerken, dass dies überhaupt nicht wie Crestwood aussieht. In diesem Video sehen wir ein florierendes Gebiet, in dem sich allerhand tut und in dem es von Soldaten und Burgen geradezu wimmelt; das Crestwood, das wir in Inquisition erkunden konnten, war düster, verregnet und wurde von Dämonen heimgesucht – zumindest bis zur erfolgreichen Erledigung einer bestimmten Nebenmission. Aber selbst danach sah es dem Crestwood im Video nicht sonderlich ähnlich...
Doch die Ästhetik ist hier nicht die einzige bedeutende Veränderung. In der PAX Demo konnte der Spieler einige wichtige Entscheidungen treffen, die unter anderem mit der Bewegung seiner Armee zusammenhingen – man konnte zum Beispiel entscheiden, ob man die Inquisition losschickt, um Crestwood zu retten, oder nicht, die Leute bei verwundeten Soldaten bleiben lassen oder ihnen befehlen, zu einem Bergfried (keep) in der Nähe zurückzukehren. (Keeps [Bergfriede] spielten in dieser frühen Version von Dragon Age: Inquisition eine wichtige Rolle, wie Sie bald sehen werden.)
Die PAX Demo zeigte auch einen Timer namens "Inquisition Keep Strength" — eine visuelle Repräsentation feindlicher Truppen, die einen Ihrer Bergfriede (keeps) angreifen, was allem Anschein nach einen großen Einfluss darauf haben sollte, wie schnell Sie Missionen erledigen müssen und welche Entscheidungen Sie treffen können. Nichts davon ist im fertigen Spiel zu finden.
Aber da ist noch mehr. "Sometimes we wanna test whether or not you come prepared", sagte Dragon Age Executive Producer Mark Darrah während der PAX Präsentation. Dann zeigte er einen Teil des Spiels, in dem der Spieler einige Boote in Brand stecken muss, um zu verhindern, dass Feinde entkommen können.
Natürlich passiert nichts davon im fertigen Spiel. Antivian Fire ist real, aber es ist eine Kampf-Granate (combat grenade), die Sie nie benützen, um Boote abzufackeln. Es gibt nur sehr wenig Interaktion mit der Umgebung, wie sie in der Präsentation so prominent zu sehen war.
Wäre das nicht cool gewesen?
Teil zwei der Demo beginnt mit einem Bosskampf und präsentiert uns dann weitere Aktivitäten in Crestwood. Natürlich sind hier wiederum zahlreiche Dinge zu sehen, die es nicht ins fertige Spiel schafften:
Hier sind viele Orte zu sehen, die entweder entfernt oder in anderen Abschnitten des Spiels verwendet wurden, darunter eine filmische Zwischensequenz, die in die Nachwirkungen der Entscheidung übergeht, die der Spieler früher in der Demoversion traf. (Er entschloss sich, Crestwood nicht zu retten.)
Ein Standbild der gespeicherten Spielstände (save files) der Demoversion enthüllt ein paar Orte, die es ebenfalls nicht ins fertige Spiel schafften — Nahashin Marshes und The Southern Desolation. (Frostback Pass gibt es auch nicht, aber das Gebiet von Haven befindet sich in den Frostback Mountains, weshalb diese Orte ein und derselbe sein könnten.)
Vielleicht werden diese Orte eines Tages als DLC nachgereicht?
Teil drei des Demo-Videos zeigt Geschehnisse im Western Approach:
Dieser gesamte Abschnitt – wahrscheinlich der coolste Teil der Präsentation und ein wichtiges Element, um das Publikum von Dragon Age: Inquisition zu überzeugen – ist vielleicht der schmerzlichste, wenn man ihn heute sieht. Hier führt Mark Darrah uns durch den Angriff und die Eroberung eines Bergfrieds (keep) im Western Approach —und diese Eroberung unterscheidet sich doch deutlich von jener, die im fertigen Spiel zu sehen war.
Während sich der Spieler der Demoversion dem Bergfried nähert, merkt Darrah an, dass man die feindlichen Verteidigungen schwächen kann, indem man die Truppen herauslockt oder die Brunnen vergiftet. Nichts davon war im fertigen Spiel möglich, auch wenn man in dem Dragon Age, das wir spielen konnten, nach der Eroberung eines Bergfrieds eine Quest namens This Water Tastes Funny übernehmen kann, bei der es darum geht, frisches Wasser zu finden, weil der Brunnen des eroberten Bergfrieds vergiftet wurde. Nun wissen wir, wer dafür verantwortlich ist.
Während der Präsentation auf der PAX wies BioWare mehrmals darauf hin, wie wichtig die Zerstörung von Objekten in der Umgebung (environmental destruction) sein würde: Einer der wenigen Momente dieser Art, die damals gezeigt worden waren und es dann wirklich ins fertige Spiel schafften, ist die Szene, in der der Spieler Bogenschützen auf einer wackeligen Brücke entdecken und diese Feinde ausschalten kann, indem er eine Leiter zerstört und so die Brücke zum Einsturz bringt.
Nun ja, sie ist nicht ganz im fertigen Spiel, aber doch irgendwie. Man kann die baufällige Brücke in dieser Festung/diesem Bergfried tatsächlich noch zerstören, was ein nettes Easter Egg ist.Es ist aber mehr als offensichtlich, dass die Interaktion mit der Umgebung nicht annähernd an das heranreicht, was ursprünglich angedacht war.
Selbstverständlich verändern sich Spiele während der Entwicklung immer wieder deutlich. Es ist faszinierend, sich anzusehen, was Dragon Age: Inquisition einst war, wie das Spiel, das BioWare damals präsentierte, ursprünglich werden sollte. Wir werden manches davon nie spielen... oder es wird womöglich als DLC auftauchen. Wie dem auch sei, es ist ein kleiner Blick auf die Entwicklung des Spiels und eine deutliche Erinnerung daran, dass das, was wir in einer Preview zu sehen bekommen, oft nicht allzu viel mit dem fertigen Spiel gemein hat.
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