Es ist seltsam, dass eine der besten „space operas“ (Weltraumopern) auf dem PC ein Echtzeitstrategiespiel ist, aber genau das ist der Zauber von Homeworld. Mehr als 15 Jahre nach der Erstveröffentlichung hat Gearbox Relics Opus und seine Fortsetzung „remastered“. Die Spiele erfreuen nun mit hochauflösenden Texturen, schicken Lichteffekten und einem neuen Nutzerinterface, denn eine der herausforderndsten und atmosphärischsten Strategieserien aller Zeiten wurde erfolgreich modernisiert.
Die „remastered“ Version ist eine wahre Schönheit, vor allem für alle, die Raumschiffe mögen, die Raumschiff-Dinge tun und zum Beispiel Staffeln kleiner Angriffsflieger absetzen oder mit riesigen Laserkanonen durch die Weiten des Weltalls schießen. Aber Homeworlds Schönheit geht tiefer. Sie ist auch im Sounddesign zu bemerken – der bewegende Einsatz von Adagio for Strings; die knappen einsamen Meldungen Ihrer Kapitäne; und die Art und Weise, wie Homeworlds dreidimensionale Kriegsführung Verlust und Zermürbung über die Kampagnen hinweg simuliert.
Beide Spiele sind Geschichten vom Überleben inmitten der Sterne. Die letzte Hoffnung Ihrer Spezies ist ein riesiger Bumerang namens Pride of Hiigara, ein kolossales Mutterschiff, das über die Mittel verfügt, eine ganze Flotte kleinerer Schiffe zu produzieren, von winzigen Fluggeräten, die Rohstoffe abbauen, bis hin zu Bombern und Kampfschiffen. Die Fähigkeit der Pride, Armeen zu erschaffen, macht Sie zu Ihrem primären Offensivwerkzeug, aber Sie sollten nie vergessen, dass diese elegant gebogene Schale die eingefrorenen Überreste Ihrer Spezies beschützt. Wenn Sie das Mutterschiff verlieren, ist alles verloren.
Homeworld spielt clever mit dieser Spannung. In einer frühen Mission müssen Sie viele Bürger, die kryogen eingefroren werden sollen, vor Plünderern retten. Der Computer Ihrer Schiffs verkündet bei jeder geglückten Rettung „100.000 gerettet“, was einem bewusst macht, wie viele Lebewesen den Bösewichten mit jedem Schiff, das diese abschießen – und Abschüsse sind unvermeidlich -, zum Opfer fallen. Militärische Einheiten und Zivilisten, die Sie retten, werden von Mission zu Mission mitgenommen, während Sie Ihre riesige Weltraumfamilie hegen und pflegen und das Überleben Ihrer Spezies sichern, nachdem diese fast vernichtet wurde. Die Verwandlung der Flotte vom Flüchtlingshaufen zum militärischen Sturm wurde kunstvoll und in genau dem richtigen Tempo umgesetzt und die Kampagne ist bis heute die effektivste Verwendung von Echtzeitstrategie als Erzählwerkzeug.
Die Spiele sind jedoch herausfordernd und oft knifflig. Es sind einiges an Übung und kluger Einsatz der Pausetaste erforderlich, um Truppen über große Distanzen in einer 3D-Umgebung detailliert zu managen. Sie müssen sich darauf einstellen, Ihre Truppen in Steuerungsgruppen zu unterteilen und dann auf bestimmte Ziele anzusetzen, etwa Kampfflieger oder die Untersysteme eines riesigen Dreadnought. Die Schiffe sind lose in Anti-Kämpfer- und Anti-Kapital(Ressourcen)-Klassen unterteilt, aber ihre Größe, relative Geschwindigkeit und die Upgrades, die Sie erforschen, verändern ihre Rollen signifikant. Es ist viel zu lernen und die Missionen bombardieren Sie mit unerwarteten Zielvorgaben. Es kommt häufig vor, dass Sie mehrere Kämpfe zugleich managen und daneben natürlich noch den Wirtschafts(Ressourcen)-Kreislauf aufrechterhalten und neue Einheiten bauen müssen.
Das ist überwältigend, ja beängstigend,und zwar mit voller Absicht. Die Missionen der Kampagne können sehr schwierig werden, wenn es Ihnen nicht gelingt, ausreichend Schiffe/Truppen von einer zur nächsten mitzunehmen, und die technischen Details der Kämpfe - etwa Einheiten zu befehlen, die weichere/leichtere Panzerung an der Oberseite von Fregatten zu attackieren - werden in den größten schlachten von Homeworld wirklich anstrengend. Die Lernkurve ist zwar sehr steil, doch die Mühe, sie zu meistern, zahlt sich allemal aus, denn es ist ein erhebendes Gefühl, eine so außergewöhnliche Ansammlung schnittiger, leuchtender Schiffe zu befehligen. Und es ist ein atemberaubendes Spektakel, wenn sie sich in den Kampf stürzen.
Noch eindrucksvoller wird das Ganze durch Gearbox' herausragende Modernisierungsarbeit. Man hat Homeworlds in die Jahre gekommene Hintergründe und Schiffstexturen in Übereinstimmung mit Relics ursprünglicher Vision nachgestaltet. Laser beleuchten Schiffe, ein Schärfentiefe-Effekt verstärkt das Gefühl von Entfernung zwischen Schiffen und das verbesserte Nutzerinterface erleichtert das Wechseln zwischen Fabrikeinheiten. Nur einige wenige Probleme schmälern das Vergnügen, etwa die Abstraktion von Schiffsklassen zu willkürlichen geometrischen Formen in den Menüs, aber das sind angesichts der Qualität dieses Pakets unbedeutende Kleinigkeiten. Homeworld ist einfach unglaublich und jeder sollte es spielen.
Abschließende Bewertung
Spiel: 9,25
Spaßfaktor: 9,25
Und das müssen Sie über das Spiel wissen
Was ist es? Ein komplexes Weltraumkampf-Echtzeitstrategiespiel mit toller Story.
Beeinflusst von Freespace, Star Wars
Getestet auf i5-2500 4-core 3.3GHZ CPU, GTX 970, 16GB RAM
Alternative Sins of a Solar Empire
Kopierschutz Steam
Preis £27 / $35 / €35
Veröffentlichungstermin Bereits erhältlich
Entwickler Relic Entertainment, Gearbox
Publisher Gearbox
Multiplayer Bis zu 4 Spieler im Wettkampf gegeneinander
Link Offizielle Site
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