Raleigh Ritchie: You’re a Man Now, Boy (Columbia)
Raleigh Ritchie ist das musikalische Alter Ego des aus Game of Thrones bekannten Schauspielers Jacob Anderson (Grey Worm). Die zahllosen Verschiebungen der Veröffentlichung seines Debütalbums spiegeln sich in den sechs Produzenten (jeder von Kendrick Lamars Sounwave bis Drake Mitstreiter DJ Dahi) und der Darstellung des Werks als Initiationsritus/Übergangsritus wider. Die problematische Entstehungsgeschichte dürfte dafür verantwortlich sein, dass die Mischung von Soul, R & B, Electronica und filmischen Orchestereinsätzen mitunter ein wenig uneinheitlich wirkt, doch der emotionale Gesang des jungen Mannes aus Bristol fügt der Erzählerische-Strophe-großer-Refrain-Formel verlockende Verletzlichkeit und Menschlichkeit hinzu. Ärger, Ängste, Ambitionen, Liebe, Verzweiflung und sogar Drang zum Selbstmord werden mit aufschlussreicher Aufrichtigkeit und, gelegentlich, Humor (“council” wird mit “downfall” gereimt) thematisiert. Der Vergleich von Kindheitsträumen mit den Realitäten des Erwachsenenlebens (“I was an astronaut, once upon a time. I’m not growing up. I’m ageing”) im Titelsong ist wunderschön und bewegend. „Never Better“s Geschichte eines Therapeuten, der Andersons Namen vergisst, basiert auf einem realen Ereignis aus seiner Jugend, auch wenn es der fraglichen Person nun nicht mehr schwerfallen sollte, sich an den früheren Patienten zu erinnern.
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