Haben Sie schon... gespielt? ist ein endloser Strom von Spielempfehlungen. Mehrmals die Woche, das ganze Jahr lang, vielleicht bis in alle Ewigkeit.
Mein Onkel ist ein großer James-Bond-Fan, und die Nachmittage, an denen ich mit ihm die klassischen Filme auf VHS ansah, zählen zu meinen liebsten Kindheitserinnerungen. Sofern keine allzu schlimmen Tracking-Probleme auftraten, sahen wir uns Dr No, Diamonds Are Forever, You Only Live Twice und, nun ja, eigentlich alle an, wann immer wir konnten, und mir gefiel das ausgezeichnet.
Und das dürfte der Grund dafür sein, dass ich mich so gerne an Data Easts schamlosen 2D „run-gunning platformer“ Klon Sly Spy erinnere.
Die Handlung spielt im nicht genau bezeichneten Jahre 199X (wie trendig!), der US-Präsident und die First Lady wurden allem Anschein nach von Terroristen ermordet, die für das Council for World Domination arbeiten – eine zwielichtige Macht, die die Weltherrschaft anstrebt und vor keiner noch so üblen Machenschaft zurückschreckt, dieses Ziel zu erreichen. Unser Mann Sly Spy erfährt von dem Attentat und entschließt sich, anstatt den nächsten Flug zum Washington National Airport zu nehmen, über der Hauptstadt der USA mit dem Fallschirm abzuspringen und auf dem Weg nach unten zahllose CWD-Terroristen zu töten die ebenfalls mit dem Fallschirm abspringen. Aber das machen Geheimagenten nun einmal so, glaube ich. Lizenz zu töten und all das.
Wie dem auch sei, so beginnt Slys Kampagne der Wiedergutmachung, in deren Verlauf er hunderte CWD-Bösewichte am Land, auf hoher See und in der Luft tötet (natürlich gibt es den obligatorischen Unterwasserlevel). Das Ganze wird in Form von solidem, wenn auch etwas schwerfälligem Platforming präsentiert, das stark an Rolling Thunder erinnert. Der Bond-Einfluss beschränkt sich nicht nur auf die Anzüge und das rücksichtslose Töten, denn einige der Bosse, mit denen man es am Ende der Levels zu tun bekommt, haben bemerkenswerte Ähnlichkeit mit/sind geradezu Kopien von Jaws aus The Spy Who Loved Me und Goldfingers Oddjob. Sly kann sogar vorübergehend mit einer Golden Gun bewaffnet werden, aber diese verschießt keine vergoldeten Kugeln, sondern riesige Todesstrahlen in Eiform, die alles vernichten, was das Pech hat, von ihnen berührt zu werden.
Wenn Sie es schaffen, den letzten Level des Spiels zu erreichen, werden Sie eine an Moonraker erinnernde Startrampe hinaufklettern, um gegen den Anführer des CWD zu kämpfen. Doch ehe Sie zu ihm gelangen, müssen Sie noch einmal gegen die Ende-de-Levels-Bosse aus den vorangegangenen acht Levels kämpfen, was eine ziemlich bemerkenswerte Designentscheidung ist. Und dann stellt sich heraus, dass der Präsident gar nicht tot ist. Denn in dieser kopierten Welt ergibt nichts Sinn.
Dennoch ist Sly Spy sehr unterhaltsam. Seiner Zeit voraus? Schwerlich, aber es ist trotzdem eines der besten Bond-Spiele, die je gemacht wurden.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen