Jack & Amanda Palmer: You Got Me Singing (Eight Foot Records/Cooking Vinyl)
Amanda Palmer ist schon seit langem eine polarisierende Persönlichkeit – sie widmete mutmaßlichen Bombenattentätern Gedichte, kleidete sich als siamesischer Zwilling und machte andere Dinge, die empörte Verfasser von „think pieces“ (umfangreiche Artikel mit vielen Hintergrundinformationen) vor Freude erzittern lassen. Doch ihr aktuellstes Album, eine Sammlung von Folk-, Blues- und zeitgenössischen Coverversionen, die sie mit ihrem 72-jährigen Vater Jack aufgenommen hat, mit dem sie lange zerstritten war, trifft genau die richtigen Töne. Mitunter werfen alte Songs ein erschreckendes Licht auf die Gegenwart. Phil Ochs’ Folklied „In the Heat of the Summer“ über die Unruhen in Harlem im Jahre 1964 wurde mit unheilschwangerem Genuss umgestaltet. Jack beherrscht „Glacier“, John Grants wunderbares Klagelied über den Kampf der Homosexuellen um Anerkennung. Und Amandas Cover von „Black Boys on Mopeds“, Sinéad O’Connors 1983 erschienenem Kommentar zur Polizeigewalt, ist auf eiskalte Weise ergreifend. Mitunter gleiten die Coverversionen zu sehr in „I’m-vaudevillian-me“ Theatralik ab, selbst wenn es nur das dramatische „gothic“ Klavierspiel ist. Der wahre Star hier ist Jack, dessen rauher Gesang dem Album eine „Mann in Schwarz“ Würde verleiht. Die stimmend er beiden Künstler ergänzen einander wunderschön. Amandas rauchige Leichtigkeit und Jacks Bariton – nirgends verflechten sie sich so gekonnt und schön wie auf dem von Leonard Cohen geschriebenen Titeltrack, einem Song voller Bedauern, aber auch mit Anklängen neuer Möglichkeiten. possibility.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen